Babylon: Marduks Wege bis in unsere Religion

Babylon – erobert, zerstört und immer wieder neu errichtet zum Extrem der größten Stadt seiner Zeit. Babylon war schillernder Anziehungspunkt & Schmelztiegel der für uns wichtigsten Kulturen & Vorstellungen. Dort waren sie alle präsent.

Ja, Babylon überlebte – irgendwie – sogar die sogen. dunklen Jahrhunderte, blühte immer wieder neu. Die schmalste Stelle zwischen Euphrat & Tigris im Süden Mesopotamiens muss von betörender Attraktivität gewesen sein, sonst hätte man(n) nicht so standhaft immer wieder & genau dort aufgebaut (und sein Siegel d’rauf gesetzt! – denn darum muss es dem jeweiligen Sieger auch gegangen sein, der Epoche „seinen Stempel aufzudrücken“, wie wir es nennen).

Babylon, begehrter Standort, begehrtes Zentrum,..

mit allem, was damals dazugehörte, zentral auf fruchtbarstem Boden,  gelegen zwischen beiden naturgegebenen Handelswegen, ganz nah dem persischen Golf und den Vorboten des persischen Reichs.

640px-Papiermuseum_Basel_2008_(4)By the way.. Rollsiegel.. waren jahrhundertelang üblich – zu „Ton-Zeiten“ der besseren Kreise..

Kurz nach 1900 v. Chr. konnte man(n) für runde 300 Jahre die wachsende Eigenständigkeit Babylons im Land der Sumerer beobachten, was wohl auch den Hethitern (Kleinasien) bis 1595 v. Chr. nicht entgangen war, weshalb sie sich der Stadt zu dieser Zeit kurz bemächtigten.

Ähnlich wie Assur im Norden Mesopotamiens, wurde nun auch Babylon „Magnet & Zankapfel“ für die verschiedensten Volksgruppen wie Kassiten, Meder, Skythen & Chaldäer, Perser & Ägypter, später dann auch Griechen & Römer und mittendrin wurde sogar die Oberschicht der eroberten Judäer nach Babylon exiliert.

Fragt sich da noch jemand nach der..

Bedeutung des Turmbaus zu Babel,

der dem mächtigen Tempelbau einer Zikkurat entsprochen haben soll? Verfolgen Sie die Entwicklung Babylons, so muss es dort bunt zugegangen sein, strömten Vertreter verschiedenster Völker & Stämme in dieses Mekka“ von Handel & Architektur und muss Babylon, nachdem es sich zu einem Großreich weitete, viele Sprachen gesprochen haben.

Ohne sich in die müßige Diskussion um den Wahrheitsgehalt jener Legende einzugeben, Confusion_of_Tonguesmuss dieses Wirrwarr, neben dem Gigantismus dieser einmaligen Stadt, ein absolutes & unbegreifliches Novum für die Menschen damals gewesen sein.

Fasziniert von den Möglichkeiten dort, war Babylon damit gewichtiger Anlass, diesem Treiben eine bedeutsame Geschichte mit Moral anzudichten – wie ein Bekenntnis zu Charakter, Unverwüstlichkeit & (plabbernder 😉 ) Lebendigkeit dieser Stadt. Meinen Sie nicht? Aber weiter im Text..

Siegel der Verbundenheit

Bei all dem Ringen um die Herrschaft, koalierten die naheliegenden Mächte natürlich auch fleißig miteinander,  sowohl um die Oberhand zu gewinnen als sie auch zu halten – nicht selten mit dem zweiten bewährten  Siegel (& politischen Schachzug) einer Heirat unter Königssippen & Herrschaftshäusern als Zeichen/Bekenntnis von Verbundenheit & Stabilität.

Zumal es ohnehin in all ihren Göttersagen sowie Aufzeichnungen der realen Ereignisse bereits innerhalb der Familien hoch her gegangen sein muss (die Schwester mit dem Bruder, die Mutter mit dem Sohne, der Vater mit der Tochter usw.). Inzucht gehörte also, scheinbar völlig unanstößig & ohne Bedenken, zum Machterhalt dazu, hatte sich langsam zum Selbstverständnis & „Reinheitsgebot“ der Elite als probates & bewährtes Mittel traditionell ausgebildet – galt somit wohl als normal.

Ein drittes „Siegelzeichen“, die Trophäe,..

gesellte sich ins „Spiel“ um Macht & Identitässtiftung. So wurde der Codex des Hammmurabi ebenso wie die Statue des babylonischen Haupt- & Schöpfergottes Marduk demonstrativ vom Sieger in die jeweils eigenen Mauern verschleppt.

Fortan mischten sich Religionsverständnis & Gesetzgebung, „infizierten“ sich vormals fremde Völker sozusagen gegenseitig im Denken. Waren Religion & Gesetze  doch die Basis jeglichen Verständnisses einer höheren Ordnung im Staat und damit auch der Kern des Verständnisses von Staatsidentität & Kultur überhaupt.

Assur und Babylonien

siehe babylonischer Codex des Hammurabi (= erstes Gesetzeswerk)

 

Was nun in Babylon und vielen anderen Hoch- bis Weltkulturen sich nach den dunklen Jahrhunderten rund ums Mittelmeer entwickelte, war von der Macht des Stärkeren und unerschrockenem Eroberungswillen bei zunehmender Bevölkerungsdichte der wachsenden Zivilisation geprägt.

Das waren & sind eindeutig männliche Gesichtspunkte (Dominanz & Expansion) egal ob man(n) nun in die Historie oder auf die aktuellesten Ergebnisse der Hirnforschung (hier im INTRO) rund um die Neigungen der Geschlechter schaut.

Der Siegeszug des Mannes..

innerhalb der Ordnung der Religion hatte sich im sumerischen Mythos & Kult um Inanna in der Figur ihres Gemahls Dumuzi angekündigt und legitimierte sich nun, parallel zum ausufernden Einfluss Babylons, im Aufstieg des jugendlich, männlichen Stadtgottes Marduk über alle Götter des babylonischen Pantheon hinweg zum obersten Herrscher & Schöpfer der Welt.

risiko ist relativs. Inanna, die als Erste das Privileg ihrer weiblichen Schöpferkraft mit Dumuzi teilte (symbolisch per heiliger Hochzeitsnacht) in: „Risiko ist relativ“

Wehe wenn sie losgelassens. Machtergreifung & Schöpfungshymne des vormals babylonischen Stadtgottes Marduk in: „Wehe, wenn sie losgelassen“

Unterschätzen, belächeln Sie das bitte nicht!

Bei allem Fortschritt damaliger Zeit war der konkrete Wissensstand, als noch so wenig wirklich durchschaut werden konnte und noch weniger beherrschbar war innerhalb der Natur, vergleichsweise gering bis minimal.

Das Gefühl, die Erfahrung & das Risiko, im Zweifel den Naturgewalten unterlegen und einem unberechenbaren Schicksal oder überlegenen Gegner auf Gedeih & Verderb ausgeliefert zu sein, war hingegen riesig & allgegenwärtig!

Das ließ viel Raum für Hilfsvorstellungen aller Art zwischen Angst & Zuversicht. 

// Glaube beginnt, wo Wissen endet!

Das ist generell meine gewachsene, persönliche Meinung hierzu und gilt, so meine ich, auch heute noch!

Es muss nur „dicke“ genug kommen(!), dann packt es auch den letzten überzeugten Atheisten – zu denen ich mich übrigens auch zähle (vielleicht auch zu den Agnostikern, die sich nicht „bis auf’s letzte Hemd“ gegen jeden Glauben wehren, für sich aber definitiv gut ohne Religion & Gottesvorstellungen u. ä. klarkommen).

Wissen verleiht uns das Gefühl von Machbarkeit, Beherrschbarkeit und damit greifbare Zuversicht & Hoffnung. Wissen wir hingegen nichts wirklich, lässt man uns absichtlich im Unklaren oder können wir uns keine sichernden Zusammenhänge erschließen und auch absolut nichts gegen den jeweiligen Lauf der Dinge tun, kriecht ganz unweigerlich die Sorge in uns hoch.

Mag das auch keiner gern zugeben, das Bewusstsein der eigenen Ohnmacht erzeugt teilweise sehr merkwürdige Gedanken. Emotionen & kognitiver Verstand unseres Gehirns suchen dennoch krampfhaft nach einer Lösung und wenn nicht das, dann eben nach einem „Strohhalm“, eine Szenerie der Einbettung des Unbegreiflichen, die wenigstens unserer Vorstellung hilft und wieder etwas mehr Ruhe im stressgeplagten Hirn aufkommen lässt, uns also so unserer (potentiellen) Handlungsfähigkeit auch wieder ein Stück weit näher bringt –  Handlungsfähigkeit, ohne die wir eh nix aktiv ändern können. Das nur mal so am Rande. //

Interessant für uns..

300px-Hanging_Gardens_of_Babylonwird es in Babylonien im 9. & 8. Jht v. Chr. als zunächst die Babylonier die Assyrer in eigener Sache brauchten und dann wieder umgekehrt, die Assyrer sich nicht hätten erwehren können – ohne Unterstützung Babylons.

Bei jahrhundertelangen Ränkespielen in beiden Stadtstaaten, stand es auf der Tagesordnung, nicht nur außenpolitisch „stets auf der Hut“ zu sein, sondern gleichwohl skeptisch den eigenen, sich ständig veränderenden Rängen als möglicherweise auch dem eigenen Sohn, dem Bruder oder dergleichen gegenüber, um der Macht & des eigenen Lebens willens, achtsam zu sein.

Der_Obelisk_–_3Um 850 v. Chr. beispielsweise herrschte Marduk-zakir-sumi I. in Babylon, dem sein Sohn auf den Thron folgen sollte, worauf dessen jüngerer Bruder mit der Mobilisierung eines ganzen Heeres gegen Bruder & Vater konterte. Ernsthaft bedrängt, verbündete sich der Vater mit dem Herrscher Assurs, Salmanu-asared III., und konnte so seinen zweiten Sohn auch bezwingen, wovon der schwarze Obelisk von Nimrud erzählt.

Wahrscheinlich um die gewonnene Stabilität auch längerfristig zu gewährleisten, gab der alte Babylonier seine Tochter, Sammuramat, dem Sohn des hilfreichen Assyrers, Adad-nirari III., zur Frau. (*)

Als jener Salmanu-asared III. aber Jahre später Gegenhilfe des babylonischen Königshauses wegen des Aufbegehrens seines ältesten Sohnes erbat, half man ihm zwar, aber im verfassten Vertrag hierzu erklärte Babylon Assur zum untergeordneten Vasallen. Das rächte sich, zumal die weitere Königsfolge der Babylonier immer „kurzatmiger“ wurde und Emporkömmlinge der Chaldäer in Babylon den Thron einnahmen.

728 v. Chr. war es mit der Vormachtstellung der Babylonier vorbei. Der Assyrer Tiglat-Pileser III. erwies sich als Eroberer mit durchschlagendem Erfolg, machte nun ganz Babylonien seinerseits zum Vasallen und erweiterte das assyrische Reich bis über die Levante hinaus – wovon bereits die Bibel erzählt.

300120174_1a81f2b864_zMachtvolle Herrscher wie Sargon II. folgten und die Assyrer obsiegten bis rund 100 Jahre später, 626 v. Chr., der Vater des uns gleichfalls aus der Bibel bekannten Nebukadnezar II., mit Hilfe der Meder den Thron in babylonische Hände zurückgewann.

Zumindest eine weitere Person dieser ganzen Ereignisse ist Ihnen aber auch noch bekannt..

(*) Die sagenumwobene Semiramis..

soll auf jene, nach Assyrien verheiratete babylonische Königstochter Sammuramat (s. o.) zurückgehen. Um sie ranken sich, außer der offenen Frage nach der Existenz ihrer Ogrody_semiramidyhängenden Terassengärten (einem der antiken Weltwunder), noch ganz andere Geschichten, die sich durch viele Kulturen, wenn man(n) will bis in unsere Traditionen ziehen lassen.

Und weil sie uns meist an der Seite einer weiteren Sagengestalt, König Nimrod, teils auch als königliche Gemahlin des Ninos, bei Griechen, Persern und in jüdischen Legenden begegnet und das allesamt tragende Vorstellungswelten von Kulturen sind, welche ganz reale Beziehungen zum damaligen Babylon nachweislich gehabt haben und weil diese noch heute, auch unser mythologisches Repertoire bis in die Bibel hinein, auffällig ähnlich mit Bedeutungen belegen, habe ich hier mal genauer hingeschaut.

640px-Chaos_Monster_and_Sun_GodTatsächlich habe ich vielerorts sogar Auslegungen gefunden, die in Nimrod bzw. Ninos die menschliche Verkörperung des Gottes Marduk und in Semiramis besagte LilituInanna, Ishtar oder Astarte wiedererkennen wollen – v. a. anhand ganz ähnlicher Symbole, die wir auch in der römisch-katholische Kirche, an Papst & Petersplatz und sogar jetzt zu Weihnachten wiederentdecken.

Da ich mich damit aber offensichtlich in die Nähe esotherischer Betrachtungen begebe, die mich sowieso immer & sofort (!) skeptischen Abstand einnehmen lassen (weil ich da ja auch gar nicht hin will), ich stattdessen Belegbares, zumindest Wahrscheinliches suche, was zudem weder den Rahmen des Geschlechterthemas noch die Länge dieses Artikels sprengen soll, mach ich hier ’nen Cut!


Im INTRO geht’s aufgrund der Verzögerungen rund um Weihnachten diesmal nicht gleich im Anschluss weiter. Wozu ich mich und ob ich mich noch vor den Feiertagen wieder melde, wage ich zu bezweifeln – denke aber, Richtung nächstes WE lesen Sie wieder was von mir.

Na dann.. noch ein glückliches Händchen im Weihnachtsstress, wünsch‘ ich 🙂 . Dann ganz gemütlich die eigentlichen Festtage angehen und nicht vergessen, sich für sich selbst das rauszuziehen, wonach Ihnen dann gerade ist. Das haben wir uns verdient – so oder so   😎 .

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