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Alles Kismet?

Schicksal, was ist das eigentlich? Oder: „Wie erinnern Sie Ihre Schicksalsschläge?

Wenn bei mir das Schicksal zuschlägt, ist es etwas anderes als wenn es mir leise mitspielt oder mich fliegen lässt. Das alles ist Schicksal!

Als Schlag, unübersehbar, zerschlägt es meine Realität, tobt es, ist einfach mächtiger als ich und definitiv nicht von meiner Welt. Oder es scheint mir zu folgen, wie ein neugieriger Beobachter fast Freund bishin ins flüchtige Kleid des Glücks und mehr..

Was ich als Schicksal für mich betrachte,..

Das ist mein Gefühl – Schicksal liefert die Bilder dazu, durch mein Erleben bewertete Bilder – mal ganz schnell, nie revidiert, „Das war so!“.. für mich.. , mal als Kontrapunkt von Schuld & Verantwortung, als Gegenstück zu dem, das in meiner Macht stand oder steht.

Gestern war so ein Tag des Tobens – eigentlich die letzten drei (Tage).

Mein bester Freund ist tot. Und sein bester Freund ziemlich allein in dieser Situation. Ich kenne sie beide als Einzelgänger, ebenso wie als echtes eingespieltes Team, streckenweise.

Und heute klinkt sich die Family ein, wo es um Beerdigung, Abschiednehmen und plötzlich um mehr gehen soll. Das ist Schicksal – tobt & schlägt – vor allem seinen Freund..

Meine Welt, meine Realität hier in Berlin sah dagegen anders aus. Eineinhalb Tage lies mich der Router ohne Internet (ich war nicht bös drum nach dieser Botschaft..) und heute (Mittwoch) stand auch noch Assistenz bei Juniors Prozessor-Reinigung mit ungeahnten Schwierigkeitsgraden an. Seit Mittag war ich im Netz und im Blog – Plugins austesten und Themarecherche – dann eine Unterbrechung nach der anderen. Darüber ist mein Mittwoch mächtig in den Donnerstag „hineingewachsen“ – ob ich wollte oder nicht, deshalb der zeitliche „Ausrutscher“ dieses verspäteten Beitrags frown.

Aber zurück zum Schicksal

Dieser Mann war Schicksal, für einige. Und er war Programm.. teils heftig. Eine ganz besondere Persönlichkeit, mit Ausstrahlung, Temperament, Wut im Bauch, aber auch vielen ehrlichen ruhigen Stunden vor sich selbst, einer mentalen Kraft, die teils er selbst kaum bändigen konnte und einer unerschöpflichen Erfahrung tief bis in Kinderheime der 60er zurück. Vom Glück verfolgt war er nicht.

Aber das hat ihn einfach nicht interessiert! Ich hab von Anfang an den Hut vor ihm gezogen. Erstrecht als ich erfuhr, woher seine Narben stammten und wie weit weg ihn das von dieser Welt bereits getragen hatte. Es gab allerdings auch Momente, da hab ich nur schmunzelnd den Kopf schütteln können. Ohne dem aber, wär es nicht sein Profil, wär er nicht er selbst gewesen.

Es fällt mir heute auch absolut nicht leicht (öffentlich) zu schreiben.

Schicksal bringt die Uhr zum Stehen..

clock-359985– subjektiv betrachtet, wenn es so ist, wie jetzt.

Schicksal in dieser Form tut verdammt weh, sticht in Bereiche, die man in Sicherheit wähnte, widerspricht der Erwartungshaltung – wahrlich diametral„Kann nicht sein – aber ist!“

Schicksal verlangt auch Akzeptanz.

Nicht alles kann man ändern! Die Ratten (aus dem vorherigen Artikel) hat man rausfischen müssen, um sie zu retten und die Zeit heilt auch nicht alle Wunden..

Zuversicht bewahren..

heißt für den Hirnforscher, die Motivationsgrundlage zu halten, für den Stressforscher („ja, so was Spezialisiertes gibt es.. wink)geht es konkret um Selbstregulation. Aber wie nun genau? Da spricht wieder fleißig der Bauch mit.

Wenn es nach Brene Brown geht, braucht es Mut & Echtheit. Rückblickend stimmt das auch für mich, hat etwas vom Blick in den eignen Spiegel (nicht zu verwechseln mit dem gramgebeugten „Gang zum Schafott“).

Schicksal hebelt nicht selten die realen Gesetzmäßigkeiten, die Routine,  die gewohnte Selbstsicherheit aus. Schicksalsschläge bedeuten Ausnahmezustand, Unberechenbarkeit im Ausmaß und in ihrer Wirkung auf uns selbst.

Schicksal vermag sogar manchmal die eigene rationale Handlungsfähigkeit außer Gefecht zu setzen. Denken Sie an schreckliche Unfälle, Katastrophen u. ä.

man-338999Seine plötzliche Übermacht kann uns das Fürchten lehren.

Sind wir den Umständen in keiner Weise gewachsen, was nichts Ehrenrühriges an sich hat(!), kann uns das völlig unvermittelte Hereinbrechen einer ganz anderen, teils grausamen Wirklichkeit übermannen, in Panik versetzen und uns allein den Reflexen unseres Stammhirns unterwerfen.

Wem so etwas schon einmal widerfahren ist, der weiß, wie das ist.

Sich dafür im Nachhinein zu verurteilen, wäre dumm!

Denn im Falle einer Panik regiert der Körper, nicht die denkenden Bereiche des Hirns. Jegliche Entscheidung ist uns nachweisbar abgenommen. Es ist ein uralter Automatismus, auf den wir keinen Einfluss haben – es geschieht einfach, wie das Schicksal selbst – in dieser extremen Form.

(ausführlicher beschrieben im INTRO unter „Menschliche Natur & Gewissen“. Nachlesen? Dann müssten Sie sich einloggen)

Der Verlust eines wertvollen Menschen..

löst über unseren persönlichen Bezug hingegen eher einen langfristigen Prozess zwischen Trauer & Ohnmacht aus.

  • Begreifen, dass jemand gegangen ist, der bis eben noch wie selbstverständlich dazugehört hat, ist verdammt schwer.
  • Die Zukunft ohne ihn aushalten & gestalten zu können, die Kraft dafür in sich finden und sich lösen können..

All das braucht Zeit!

Wie lang, weiß kaum jemand zuvor, aber jeder sollte sich auch hier die Zeit nehmen, die er – ganz persönlich – für sich braucht. Man fühlt sich wie krank, allein, aus der Realität gerissen, wenig belastbar. Man sollte wieder zurückfinden dürfen und das braucht das Verständnis, manchmal auch die Hilfe der anderen. Einen allgemein verbindlichen Maßstab für den individuellen Weg dort heraus und für die Tage, Wochen & Monate dafür – den gibt es nicht!

Bilanz ziehen, im Nachhinein,..

ist kein leichtes Thema.

Wer sich nicht mag, sich selbst nicht mal richtig zu kennen meint, kann kein halbwegs klares Bild von sich sehen. Dem Schock folgen Schuldgefühle, drücken & drängen gleichermaßen, allein nur deshalb, weil man sich ohnehin als „nicht genug..“ empfindet. Nicht selten muss solch eine schicksalsträchtige Situation und unser vermeintliches Versagen (in unseren Augen) sogar als Beweis dafür herhalten, dass wir uns so wertlos, so unnütz empfinden – es folglich auch sind!?

Aber wozu führt das? Dass wir in Zukunft nun besser mit Schwierigkeiten klarkommen? Wohl kaum!

Eher bringt uns solche erbarmungslose Haltung uns selbst gegenüber der Depression und ähnlichen posttraumatischen Gefühlszuständen näher, hält uns gefangen, klein & nieder.

Bilanz ziehe auch ich

Reflektion, das Geschehene auf- und wegschreiben, darüber nachdenken, realisieren,  was war & ist, mit oder auch ohne Freunde, hat viel davon. Für mich muss es einen Stellenwert erhalten, eine Bedeutung, am Ende: meine Bedeutung für mich, um damit abzuschließen.

Sich zermürben, sich Fragen stellen, auf die es keine Antwort gibt, Beteiligung mit Verantwortung zu verwechseln, Schuld hin & her zu schieben – was bringt das? Mag es auch in manchem tiefen Tal nur allzu menschlich sein, mag man sich im Schmerz dem kaum erwehren können.. Auch ich bin dagegen nicht gefeit.

Das erste Bild aber, das sich im betroffenen Auge zeichnet, ist selten real. Das Schicksal selbst erscheint ja nicht mal real.

Eine Bedeutung für sich zu finden, die uns ins Leben zurück trägt, einen  Stellenwert, eine Aufgabe für sich daraus zu ziehen, trägt dem Geschehnis viel mehr Rechnung, macht es zu einem Stück wertvolle Erfahrung und beendet die (Über-)Macht des Schicksals!

Darauf lässt sich wieder aufbauen smile.

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