diese Frage beleuchtet „den Islam“ nur aus einer Perspektive – fokussiert den Blick allein auf die Differenzen zweier Großkulturen, übersieht aber die Parallelen.
Bereits mein letzter Artikel zeigte hingegen schon wesentlich mehr aus jener Welt des Islam:
Den (einen) Islam gibt es nicht!
(mit erstaunlichen historischen Gemeinsamkeiten zwischen islamischer und christlich, jüdischer Vorstellungswelt)
Speziell im dort abschließend empfohlenen Video von Vera Birkenbihl finden Sie einen ersten kompakten Einstieg in die Gründe & Ausprägungen der national & regional teils sehr widersprüchlichen „Auslegungen & Realisierungen des Lebens nach Koran & Sunna“. Ein sehr anschaulich, lebendiges Video aus 2008 über ca. 100 min. mit vielen wissenswerten Erklärungen unter dem Titel:
„Was wir unbedingt über die Islamwelt wissen müssen..“, welches sich tatsächlich jeder ernsthaft interessierte Nichtmuslim !UNBEDINGT ANSCHAUEN! sollte, bevor er hier weiterliest.
Hiernach wissen Sie:
So fremd müsste uns „der Islam“ also gar nicht sein,
nicht wenn man die gemeinsamen Wurzeln der 3 großen abrahamitischen Schriftreligionen – Judentum, Christentum & Islam – ganz nüchtern als historisch miteinander verwobene Geschichte begreifen und spätestens heute an deutlichen Gemeinsamkeiten & Parallelen anknüpfen würde.
Damit verkennt der rationale Geist aber..
die ursprüngliche Funktion von Religion!
Sind die alten Religionen – auch unser Christentum! – doch generell alle in der Zeit weit vor aller wissenschaftlichen Erkenntnis & vor jeder Art von effektiver Einflussnahme auf das Naturgeschehen durch den Menschen entstanden und füllten dieses einst riesige „Feld“ vorherrschender Unwissenheit & schlichter Existenzangst mit einem scheinbar Berechenbarkeit spendenden, irrationalen Konstrukt des Glaubens, das über das Vorstellungsvermögen jedes Einzelnen den wachsenden Gemeinschaften Orientierung & Halt aber auch eine innere Ordnung, Zuversicht & Sicherheit gab.
Entstanden im Überlebenskampf – nicht nur gegen die Natur, auch gegen andere rivalisierende Völker & Stämme – wurde generell..
Religion zur Staatsraison..
– festgeschrieben in überlieferten Geschichten einiger weniger (Auserwählter?) und deren beispielhaft wundersamen Pfaden sowie für jedermann der Gruppe, der Gemeinschaft spür- & nachvollziehbar in traditionell fortgeführten Riten & Regeln auf dem Wege zum Sicherheit & Zuversicht verheißenden Glauben und mit ihm in eine gewisse neue Planbarkeit, die so etwas wie Zivilisation & Kultur erst möglich machte.
Das verbindet, eint & prägt die Zugehörigkeit zur jeweiligen Gruppe, hält Frieden im Innern & stärkt im Auftritt nach außen – hat somit nahezu die gleiche Funktion wie ein wachsendes Gemeinschafts – bzw. Staatswesen an sich und liefert gleichsam die übergeordnete Legitimation für den Herrschaftsanspruch generell..
in Gottes Namen..
– vor allem für die erfolgreichen und deshalb dauerhaften Verbindungen von weltlicher & geistlicher Macht (in denen sich die göttliche, absolute Autorität gefühlt auf ihre irdischen Vertreter zu übertragen scheint).
Das legte die gleiche hierarchische Struktur als zielführend & rechtmäßig nahe und schob im rivalisierenden Kampf um Land & Gut gleichfalls den kämpferischen, männlich siegreichen Aspekt als sinnvoll (und gottgegeben?) für Überleben & Existenzsicherung der Gemeinschaft in den Vordergrund.
Die Basis des Monotheismus,
.. des in dieser Logik männlich geprägten Ein-Gott-Glaubens mitsamt dem Vormarsch des Patriarchats und der gesellschaftlichen Verankerung der Dominanz des Mannes über die Frau war „geboren“ und drängte auf Expansion – eng verbunden & begründet im Konstrukt des neuen Glaubens wie in der Gefolgschaft zu Gott als auch bestätigt mittels der Erfolge der jeweiligen Religion – ebenso im Kampf wie auf missionarischem Weg.
Das gilt – historisch betrachtet – wohlgemerkt für alle 3: für Juden, Christen & Muslime!
Die Verquickung von Religion & Herrschaftsanspruch trennt aber auch!
Auf strittigem Territorium mit göttlicher Berechtigung im Glauben einer jeden Religion (!) musste es zwangsläufig um das Anrecht der einzig wahren Verbindung zu Gott gehen.
Im Kampf der Religionen gegeneinander konnte ja nicht jede Gruppe Recht behalten. Die komplette Argumentationskette der jeweils göttlichen Legitimation wäre damit zumindest in Frage gestellt und rüttelte damit natürlich auch – „so ganz nebenbei“ – an der Machtposition einer mithin gefährdeten Religion in Bezug auf ihren Schulterschluss mit der weltlichen Herrschaft über Land & Leute.
Die vermeintlich einzige Wahrheit des Glaubens..
konnte also nur dem übermächtigen Sieger zufallen, bewies doch sein Erfolg ganz real & irdisch greifbar Gottes Beistand, ohne dessen übertragene Gunst an vorausschauender Weisheit & Macht der Obsiegende seine Konkurrenten wohl nie aus dem Feld hätte schlagen können. Ebenso wie die Niederlage aus theologischer Kampfesperspektive offensichtlich den Gottlosen „verriet“, gleichsam die „gerechte Strafe“ für Un- & Andersgläubige auf Erden innerhalb dieser alten Logik zu sein scheint.
Dieses vorsintflutlich anmutende Herrschaftsdenken ist noch immer nicht tot!
- Mag der hiesige aufgeklärte Mensch das für diese Gesellschaft spontan auch bestreiten..
Ein Blick in folgenden Artikel macht vielleicht etwas nachdenklicher, ob dem wirklich immer so ist.
- Ein weiteres Indiz wäre unser individueller Umgang mit dem Recht auf Glaubensfreiheit und dessen „gefühlte Grenzen“ für Sie & mich ganz persönlich. Steht doch jeder „Rest“ an eindeutiger Präferenz für den eigenen Glauben, für die eigene Kultur in „Ihrem Bauch“ dem rational beschlossenen Menschenrecht auf freie Ausübung jeder Art von Glauben für jedermann, beispielsweise Ihres Nachbarn, womöglich doch verbunden mit einem gewissen Magengrummeln gegenüber..
Hier hilft eventuell der Exkurs in folgenden Artikel: „Wir sind alle keine Engel..“ aus dem letzten Jahr, der Ihnen nicht nur aus Glaubensperspektive zeigt, wie tief möglicherweise einst mehr oder minder berechtigte Feindbilder sowie ursprünglich ganz absichtlich plazierte Ansätze schlichter Schwarz-Weiß-Denke auch in unserer Kultur – also auch in Ihnen & mir – noch schleichend nachwirken, die heute einer echten Umsetzung von gelebter Glaubens- & Meinungsfreiheit noch immer entgegen stehen könnten.
- Erst recht & durchaus bewusster, vermute ich so auch hinter mancher Trägheit nahezu aller Gotteshäuser, sich in ihren Glaubenssätzen zu öffnen & aufeinander zuzugehen, den selben Zwiespalt.
- Hingegen unübersehbar wird das Verhängnis spätestens außerhalb derzeit (noch?) friedlicher Areale – dort, wo noch heute das traditionell religiös motivierte Streben nach absoluter Macht & einziger Wahrheit ganze Glaubenskriege zu entfachen vermag, die zudem auch oft noch wesentlich länger & heftiger wüten als manch‘ andere Auseinandersetzung um Land & Gut..
So tobt, wie wir wissen, zwischen Juden & Muslimen der endlos erbitterte Kampf ums Heilige Land seit Jahrhunderten und scheint selbst in diesem 21. Jht. sich vorerst nicht wirklich beilegen zu lassen.
Weshalb wohl??
Der religiöse Anspruch auf Ausschließlichkeit, Wahrheit und auf den einzigen Weg
Während die Einen als „Hauptdarsteller“ der ältesten Schrift, des Tanach inkl. Tora, sich dem einen Gott am nächsten, als seine direkten „Kinder“ und somit als einzig gotterwähltes Volk betrachten (Judentum), nehmen die Anderen für sich ein, all die unterstellten Fehler menschlicher Überlieferung in den viel älteren Schriften von Juden & Christen mit der göttlichen Berufung ihres Propheten Muhammads, gute 600 Jahre nach Christi Geburt, eindeutig herausgefunden & erkannt und durch dessen Zeilen ausgemerzt zu haben, so dass nun sie – mit Koran & Sunna – die vermeintlich einzigen Vertreter „der einen ursprünglichen Wahrheit“ seien (aus islamischer Sicht).
Dass allerdings Sterben & Auferstehung eines menschlichen Gottessohnes, der in der christlichen Kultur widerum für Vergebung & Neuanfang steht, die Erlösung z. B. lediglich eben von jenem Widerstreit dieser großen Religionen gebracht hätte, dürfte die Geschichte gleichfalls mehrfach widerlegt haben!
Hat doch das Evangelium schon bald als Legitimation des Herrschaftsstrebens der Römer herhalten müssen, wesentlich später den Vorstoß der Kolonialmächte ideologisch begleitet und uns auch nicht vor den Gräueltaten des Dritten Reiches im Rahmen unserer so hoch gepriesenen christlichen Prägung bewahren können, welche in ihren Methoden weder der gleichfalls christlichen Inquisition im Mittelalter noch den Folterknechten zu Sklavenzeiten in irgend etwas nachstand.
Damit aber nicht genug.
Auch innerhalb des Islam..
kamen & kommen die deutungsfreudigen Vertreter von Koran & Sunna zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen, was denn nun genau dort geschrieben stünde und hiernach (?nach Gott bzw. Allah?) als geltendes Recht (=Schari’a) & Glaubensinhalt demütig auf Erden zu erfüllen & zu verbreiten sei.
So gerieten frühzeitig schon die Schiiten mit den sogen. Sunniten in Zwist, wie auch besagtes Video etwas näher umreißt. Waren sich die Muslime doch von Anfang nicht einig, ob die Leitung ihrer islamischen Religion nun als Dynastie, sozusagen innerhalb weniger Berufener einer Elite (Schiiten) weitergereicht werden, oder die Führung der Gläubigen prinzipiell JEDEM durch Studium der Schriften erreichbar sein sollte (Sunniten).
Ein gemeinsames Kirchenoberhaupt, wie es bei uns zumindest die katholische Kirche mit dem Papst kennt, ergab sich so also in keiner Weise – ganz im Gegenteil. Der Streit um die leitende Spitze führte zu Zersplitterung & Flucht bzw. Vertreibung jeweils derjenigen Muslime, welche die regional vorherrschende Führung und/oder Auslegung der Schriften nicht akzeptieren und anders nach Koran & Sunna leben wollten.
Die Ausbreitung des Islam zu einer Weltreligion,..
dabei aber auch die Vielfältigkeit an islamischen Staaten unserer Tage, erwuchs also u. a. auch aus dem inneren Streit der Gelehrten, der zu großen Teilen noch immer die einen Muslime von den anderen trennt.
Und je nachdem wie eng das schriftliche Fundament in der jeweiligen Interpretation als maßgeblich bis unangreifbar ausgelegt, wie gut das geschriebene Wort in historischem & neuzeitlicherem Kontext verstanden und gesehen wurde & wird, entwickelten sich sowohl extrem restriktive, fundamentalistische Formen in der einen Gegend (z. B. Afghanistan) ebenso wie relativ fortschrittlich offene & neuartige Ausprägungen der Glaubensrealität sich andernorts entfalteten.
Innerhalb dieses Spektrums bildeten sich neben politisch streng theokratischen Regierungen, wo der Islam auch in weltlicher Hinsicht, also auch in Politik & Recht untrennbar herrscht, auch neuzeitlichere Mischformen, in denen die islamische (?Staats-)Religion eher getrennt von der weltlichen Macht existiert & gelebt wird.
Dort aber, wo es um Bodenschätze, begehrte Areale sowie um das Anrecht auf die alten Heiligtümer Aller geht, prallen die Gegensätze der islamischen Welt immer wieder aufeinander.
Ebenso wie es wenig verwunderlich ist, dass besonders fortschrittliche Regionen, spektakulär im traditionellen Mittelmeeraum wie z. B. aktuell Syrien oder auch die sogen. Magreb-Region, immer wieder von Fundamentalisten angegriffen, unterwandert und in ihrer Entwicklung massiv behindert werden – bishin zur Zerstörung.
Letztendlich aber, spielt sich da heute vor unserem medialen Auge grundsätzlich wenig Anderes ab als Jahrhunderte zuvor in unserem Kulturkreis. Denn..
auch die christliche Kirche ist kein homogenes Gebilde,
.. kennt Fundamentalisten, Exorzisten ebenso wie aufgeklärtes Denken, ist zersplittert in Katholiken, Protestanten, Orthodoxe und die anglikanische Kirche nebst weiterer Sektierer, die allesamt ihr eigenes Glaubensverständnis pflegen, sich einst in Teilen bedroht & bekämpft oder vertrieben gefühlt haben und noch heute um manche Erkenntnis ringen.
Will man aber besser verstehen,..
worin der gefühlte Unterschied besteht,
.. ist ein weiterer hilfreicher Ansatz der des sogen. Kulturrelativismus, welcher der traditionsgebundenen islamischen Welt des Ostens im Gegensatz zu unserer westlichen, christlich geprägten Welt von Individualisten ein völlig anders gewichtetes Ehrgefühl attestiert.
Ehre, Ehrlichkeit, Fehlverhalten, Schuld, Scham & Verantwortung, das waren die Stichwörter zum hiesigen Blog-Thema Persönlichkeit, die mich ungefähr bereits vor einem Jahr zu jenem Kulturrelativismus trugen, der es im Prinzip verneint, von einer Kultur auf eine andere überhaupt schließen zu können bzw. propagiert, dass jede Kultur nur aus sich selbst, aus der eigenen historischen Entwicklung & den regionalen Begebenheiten heraus zu verstehen ist.
Konkret umreißt mein Artikel von damals mit dem Titel: „Verantwortung, Respekt & Ehre??“ (den Sie leider nur wieder als eingeloggter User im INTRO nachlesen können) genau dieses gegenseitige Nicht-Verstehen..
- einerseits unserer hiesigen sogen. Schuld-Kultur, in der tendenziell jeder seine Fehler in sich selbst, vor seinem inneren Gewissen verantwortet –
- im Gegensatz zur eher östlichen Scham-Kultur andererseits, bei der eigenes Fehlverhalten – ebenfalls tendenziell – viel stärker in den Augen der zugehörigen Gruppe geahndet wird und sich so viel enger mit der Erwartung von Ausgrenzung & Schande verbindet als bei uns.
Schuld & Scham in den Kulturen
Wenn Sie anhand dieser beiden „Riesenschubladen“, die mit dem Begriff der Kultur weit über bestimmte religiöse Teilaspekte hinausgreifen, dennoch an die unterschiedlichen religiösen Wurzeln – sozusagen als „roten Faden“ durch alles hindurch – denken, wird zumindest mir Einges greifbarer.
Hat doch speziell das Christentum mit der Figur Jesu, die Vergebung & die Selbstverantwortung unter dem jederzeit möglichen persönlichen Neuanfang eingeführt und die Sühne jedem Schuldigen im Prinzip zunächst selbst überlassen.
Während Judentum & Islam im Kern bei der althergebrachten, ursprünglichen Rechtsaufassung verblieben und über das Stadium des Alten Testaments mit „Zahn um Zahn..“ eher weniger hinausgekommen sind, sich stattdessen ihre Anhänger wie eh & je mehr der Gruppe, der Familie, den Traditionen des eigenen Volkes & den alles verbindenen Regeln ihrer Religion verpflichtet fühlen.
Was nicht heißen soll, dass in der Scham-Kultur kein persönliches schlechtes Gewissen samt Schuldgefühl existiert – das würde allein schon den aktuellsten Erkenntnissen aus Psychologie & Hirnforschung widersprechen.
Die Schuld-Instanz liegt vielmehr im Außen. Ist ein Vergehen vor oder gegen die eigene Gruppe erst einmal präsent, unterwirft sich der Schuldige aus Angst verstoßen zu werden – mit das Schlimmste, was ihm in seinem Selbstverständnis widerfahren kann. Für ihn gilt es sich eher stets vor seiner Gruppe zu (re?)habilitieren. Dafür findet er dort in der Gemeinschaft aber auch seine sichere Anerkennung – gespiegelt für sein angemessenes Verhalten innerhalb der Gruppe als Ehre.
Bei uns hingegen werden Verantwortung & Schuld individuell getragen, was uns generell unabhängiger in Vielem macht, damit auch selbstverantwortlich, aber auch eben sozial weniger eingebunden. Vielleicht auch ein Grund, weshalb der klassische Ehrbegriff in hiesigen Breitengraden immer mehr an Bedeutung in unserer mittlerweile fluiden Gesellschaft verliert.
Auch hier gab es schon 3 Artikel, der relevanteste zur fluiden Gesellschaft lautet: „Friedenszeiten sind anders turbulent..“
Wir hier im christlich geprägten Abendland vertrauen offensichtlich mehr unserer viel berufenen Mündigkeit und pochen stattdessen mehr auf die Würde des Einzelnen dafür. Ohne Anerkennung & menschliches „Echo“ manchmal aber eben auch leider vergebens.
Ich ziehe daraus folgende Schlüsse:
- Dass wir grundsätzlich nicht den Fehler machen dürfen, Muslime dort bei sich vor Ort wie hier als Migranten allzu selbstverständlich nach unseren Maßregeln abzuurteilen,
- dass mit Migranten & Flüchtlingen z. T. Menschen zu uns kommen, die ihre Tradition & Religion noch ganz anders brauchen als wir, die wir nur noch relativ locker in wechselnden Grüppchen zusammenleben, welche sich ihre Regeln im Zweifel selbst zusammenstellen und jederzeit wieder verändern, durchaus auch phasenweise allein leben und dennoch glücklich sein können,
- dass der Verlust von Heimat & Familie durch Krieg & Flucht diese Verfolgten & Flüchtenden im Vergleich noch viel stärker entwurzelt und wir umso mehr verstehen sollten, wenn sie sich hier neu unter ihren gewohnten Regeln, in ihrer Sprachgemeinde und in ihren alten Glaubensgemeinschaften zusammenfinden wollen,
- dass auch der Islam nicht nur Glauben & Religion ist, sondern einen gewachsenen komplexen Kulturraum mit weitaus mehr Komponenten umfasst, der sich gegen ganz andere Vorbedingungen oft in wesentlich rauherem Umfeld behaupten muss(te), was bestimmt auch ein Aspekt ist, weshalb der Zusammenhalt dort traditionell viel wichtiger ist.
Andererseits & nicht minder wichtig:
- Kennen beide Kulturen Haus- & Gastrecht und müssen sich – auch nach meiner Meinung – Gäste, also alle Neuankömmlinge, von Anfang an hiesigen Regeln und damit in Teilen unserer Kultur unterwerfen – erst recht, wenn sie hier bleiben wollen – spätestens dann sind wir schließlich auch „ihre neue große Familie“ und ein Stück weit neue Heimat für sie.
- Um die grundlegende (gegenseitige!) Andersartigkeit unserer (Kultur-)Regeln – begonnen mit den Menschenrechten, aber auch z. B. die Selbstbestimmtheit unserer Frauen, die wir uns selbst vor nicht allzu langer Zeit erkämpft haben, ebenso wie das absolute Verbot von Gewalt auf unseren Straßen wie in unseren Häusern und einige andere grundlegende Gesetze – „die Regeln des hiesigen Friedens“ überhaupt begreifen zu können und für Vieles mehr, was Arbeit & Leben hier erst ermöglicht, müssen alle Migranten zu allererst unsere Sprache lernen.
- Und WIR müssen lernen, den Neuankömmlingen ebenso wie jenen, die schon länger unter uns wohnen (mit ihnen zusammen?) die Bedeutung unseres Friedens als höchsten Wert überhaupt, in den sie sich ja schließlich auch bei uns flüchten, den wir uns hart erfochten und ohne den hier nichts mehr (für niemanden) noch wäre wie zuvor, in seiner ganzen Komplexität und filigranen, verletzlichen Struktur nahezubringen.
Ich denke, das sind allesamt Aufgaben, die größte Offenheit & Gegenseitigkeit von Allen – auch von uns selbst – verlangen, denen Vieles schon viel zu selbstverständlich geworden ist und die wir dadurch vielleicht neu verstehen..
Begreifen, dass auch wir noch lange nicht am Ende aller wünschenswerten gesellschaftlichen Entwicklung angelangt sind, vielleicht ein wenig des Zusammenhaltes auch wieder bei uns intergrieren und damit auch endlich die sozialen Härten der hiesigen Ellbogen- und Individualgesellschaft für Alle ein Stück weit wieder abtragen.
Ich weiß – das klingt furchtbar naiv & unrealistisch.
Als Berlinerin aber weiß ich auch, dass Vieles davon zwischen Mensch & Mensch gelingen kann, wenn man nur aufeinander zugeht und miteinander redet – halbswegs die gleiche Sprache spricht und zumindest verstehen, vielleicht hier & da ein bisschen dazulernen will.
In diesem Sinne.. 🙂
Bis bald, Ihre Su