fire-175966

Gebrannte „Kinder“

Sie kennen diesen Ausdruck? Er steht gerade nicht für Kinder, sondern für teilweise sehr erfahrene Erwachsene, in deren Leben einige Erlebnisse tiefe Wunden hinterlassen haben.

Manche haben zu sich und anderen zurückgefunden. In vielen dieser Menschen aber scheint etwas nahezu gänzlich verbrannt zu sein und dieses Etwas hat eine grundlegende Veränderung in ihnen losgetreten, die ihren ganzen Charakter, ja ihr ganzes Lebensglück seither anzugreifen droht.

„Gebrannte Kinder scheuen das Feuer“..

Sie haben sich geschworen, dass ihnen das Geschehene NIE WIEDER passiert!!! Gebrannte Kinder wollen sicher sein, sicher vor neuen Verletzungen – sicher bereits vor der Gefahr neuer Wunden.

Sich verbrennen zu können ist Risiko. Mit dem Wissen um die Schmerzen, die teils existentielle Bedrohung, die vergangene Verletzungen im Leben eines Einzelnen ausgelöst hatten, scheut das „gebrannte Kind“ jede Situation, die ein ähnlich verheerendes Potenzial auch nur in sich tragen könnte.

So dermaßen verletzt worden zu sein, dass einem die Endlichkeit des eigenen Lebens plötzlich vor Augen stand und manchmal heute noch in vernichtenden Bildern vor einem steht, will man in jedem Fall, am sichersten von vornherein für jeden weiteren Tag ausschließen.

Seit diesen Tagen sieht man die Welt mit anderen Augen.

Ist man nicht generell vorsichtig, ja zaghaft, kontaktscheu oder extrem in sich gekehrt, kann man sich dennoch sicher sein, dass spätestens bei aufkommender Nähe & wachsender Vertrautheit sich eine Art „zweite Instanz“ in einem meldet. Je näher wir jemand anderen an uns heranlassen, um so wahrscheinlicher tauchen Zweifel auf.

lightning-weft-731541_1280Wie Blitze erzeugt ein einziger Blick, eine einzige Betonung, ein einziger Satz des Anderen plötzlich Unsicherheit. Teils „verraucht“ solcher Eindruck auch wieder, aber man merkt, dass sich diese Momente häufen und man weiß nicht mal, ob der Andere wirklich etwas dazu tut, dass wir mehr & mehr so denken.

Misstrauen dem anderen gegenüber,..

Misstrauen der eigenen Wahrnehmung & Deutung des Geschehens gegenüber nisten sich in Denken & Fühlen ein und irgendwann schlägt es sich Bahn. Die mahnende, warnende Stimme in uns ist plötzlich ALLES, was man noch hören & fühlen kann und sie verlangt zu gehen, die Zelte abzubrechen, sofort! Wir verschwinden, zerschlagen die Nähe, cutten jede Verbindung & jede Vertrautheit – ohne auch nur einen realen Grund dafür nennen zu können.

Aber auch nach der Trennung – die Zweifel bleiben – Zweifel, ob wir jemals wieder glücklich in offener zugewandter Nähe leben und ankommen „dürfen“, Zweifel, ob wir dem Anderen nicht doch wahnsinniges Unrecht angetan haben und Zweifel an uns, ob wir nicht selbst durch dieses Zögern & Wanken in uns manches Fiasko heraufbeschworen, letztlich nie wieder seither eine wirkliche Chance an andere vergeben haben.

Das Leben geht weiter.

Man steht allein vor seinen Anforderungen, richtet sich wieder auf, funktioniert, macht & tut, gibt sich die größte Mühe, alles in den Griff zu bekommen, sogar Neues anzugehen und schafft auch das Eine oder Andere. Zurück aber bleibt eine tiefe Leere, vor der man in Aktionismus flüchtet oder auch nur immer wieder fliehen will, aber nicht kann.

Die Leere bleibt! Und mit ihr gelingen die Dinge nicht mehr so wie zuvor. Teils fühlt man sich vom Pech verfolgt, teils doppelt abgestraft vom Leben. Selbst wenn vieles gelingt, bringt es einem nicht die rechte Freude daran und in jeder ruhigen Minute, in der man genießen oder einfach nur abschalten könnte, ist der Zweifel schon wieder vor einem da.

Zermürbt & unglücklich..

fristen diese „gebrannten Kinder“ ihr restliches Leben. Zwiegespalten in der Seele erleben sie jeden weiteren Tag. Der Kopf weiß, dass sie ohne Vertrauen nie wieder ihre ursprüngliche Sorglosigkeit zurückgewinnen können und doch versagen sie sich und anderen genau das.

Je nachdem, was dabei von Ihnen „übrig geblieben“ ist, versuchen sie es hin & wieder doch, wagen zwei Schritte auf den anderen zu, um wenig später drei Schritte unvermittelt wieder zurückzuweichen. Sie kränken andere, geben ihre eigene Unsicherheit an den anderen weiter, vernichten neben dem ihren auch das Glück & die Zuversicht des anderen, der ihnen glauben will, und hinterlassen „Leichen“, desillusionierte schuldlose Opfer mit tausend Fragezeichen auf Stirn & Herz.

Sie treiben es teils soweit, dass ihnen selbst nichts mehr so recht glückt. Sie leben fortan sicher, ja – aber einsam in sich und das Leben enthält ihnen scheinbar die Chancen, etwas zu erreichen, um so hartnäckiger vor. Sie sind am Ende ihres Lateins, können es sich aber nicht wirklich erklären, wollen auch niemand mehr in ihr Vertrauen ziehen und reproduzieren nun weiter, Tag für Tag ihre Chancenlosigkeit in sicheren Mauern.

lanzarote-262869Wenn Ihnen die Inhalte dieses Blogs halbwegs nachvollziehbar erscheinen, wissen Sie, dass es so niemals klappen kann. Wenn sie weder weiter „Leichen“ erzeugen, noch ihr eigenes Leben zu einer Farce werden lassen wollen, müssen sie etwas tun.

Weil kein anderer das darf, müssen sie es selbst tun!

Versuchen Sie den Weg des Schreibens und „schließen“ Sie sich selbst ein Stück weit wieder auf. Erkennen Sie dabei, was in Ihnen tobt und rumort und sie nicht zu wirklicher Ruhe & neuer Kraft kommen lässt. Schreiben sie auf und schreiben sie weg.

Benennen Sie, was kein anderer in Ihnen berühren darf. Werden Sie sich klar darüber, welches Gefühl welche Ursache in Ihnen derzeit hat und entscheiden Sie selbst, ob sie weiter auf halber Kraft durch Ihr Leben schippern oder Wege suchen, noch einmal volle Fahrt aufzunehmen  – mit der Option, ihr Glück überhaupt erkennen zu können. Sie haben nur dieses eine Leben.

(Ich komme darauf zurück smile)

nach oben zum Beitragsbild

Schreibe einen Kommentar