Der Kopf weiß das! Aber Erziehung, Ahndung & normaler Sprachgebrauch vermischen da vieles – nach wie vor!
Was ist unmoralisch? Wo beginnt das Böse? Was ist überhaupt böse? Wo meldet sich unser Gewissen und wo steht die Moral?
Das sind definitiv mächtige und zu viele Fragen für einen Artikel.
Ich mag mich nicht „festbeißen“ an der Thematik, aber ich möchte Ihr Feingefühl animieren, auch hier etwas genauer hinzuschauen, um die jeweilige Bewertung klar von den gegebenen Fakten zu trennen.
Fehler & Irrtümer
Die kleinste Einheit von Verfehlungen dürfte der normale Handlungsfehler & mancher Irrtum sein – unabsichtlich, durch Unwissen oder/und Unbedachtheit verursacht und in seinem Ergebnis negativ für den eigentlich beabsichtigten Handlungsverlauf & Erfolg. So etwas passiert jedem! Das ist nur allzu menschlich.
Ging es lediglich um Try & Error oder eine alltägliche Handlung ohne größeren Zusammenhang & Tragweite, machen wir das meist mit uns selbst aus, ärgern uns kurz und korrigieren jetzt oder beim nächsten Mal. Das hat noch nichts Moralisches, im engeren Sinn.
Brisanter wird’s bereits, wenn von unserem Fehlverhalten, z. B. im Job, mehr abhängt und wir damit auch noch „auffliegen“. Schon melden sich nicht nur die Anderen womöglich mit Vorwürfen, sondern auch noch unser Gewissen.
Scham- & Schuldgefühle kommen über unsere Verantwortlichkeit den Anderen gegenüber in unserem Inneren mit hinzu.
Meist müssen wir jetzt nicht nur korrigieren, sondern uns auch noch erklären bzw. den Fauxpas anhand der Umstände, entgegen unserer eigentlich rechtschaffenden Absicht, rechtfertigen.
(Mein INTRO-Artikel „Schuld im Nacken & die Scham vor Augen“ befasst sich speziell mit dieser Situation noch aus anderer Warte.. )
Wenn’s extrem mies läuft, kann so ein ursprünglich womöglich kleiner Fehler aber auch ungeahnte & weitreichendere Folgen haben, die, besonders belastend, meist Anderen echten Schaden zufügen. Das geht beispielsweise schon mit dem gekickten Fußball los, der unglücklich durch ein Fenster rauscht und dann jemand gefährlich am Kopf verletzt.
In solch einem Fall fragen uns dann (neben unserem Gewissen) Versicherungen & die Justiz, als Vertretung von Recht & Moral, nach unserer Absicht & Umsicht, um hiernach die Schuldfrage & Verantwortlichkeit für die Schadensregulierung im Sinne einer sogen. Wiedergutmachung zu klären.
Hier wird’s plötzlich doch moralisch..
wenn Andere, also die Gemeinschaft/Gesellschaft, mitbetroffen sind, allgemeine Regeln verletzt wurden und zu klären ist, ob Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit mit „im Spiel“ waren.
Während sich das Gewissen, unser mittlerweile verinnerlichter, persönlicher „Spiegel von Richtig & Falsch“, bei manchem schon etwas früher bemerkbar macht – allein weil wir einen größeren Schaden verursacht und damit Schuld auf uns geladen haben sowie Scham den Anderen gegenüber dafür verspüren –
richtet die Justiz, als „Tochter“ der Moral unserer Gesellschaft
, nach dem Maßstab der zu untettenden Absicht und zu prüfenden Präsenz & Akzeptanz der gesellschaftlichen Richtlinien in uns über unser Haupt und bemisst nach diesem Befund das Maß der sanktionierenden Strafe.
Das Beispiel der Teilnahme an einer eskalierten Demonstration zeigt das noch deutlicher. Sollten wir aufgegriffen und vor Gericht für unsere Beteiligung verantwortlich gemacht werden, fällt in diesem rechtlich-politischen (Moral-)Raum nicht selten die Frage: „Stehen Sie auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung dieser Republik?“.
Moral fragt also nach der Gesinnung,..
Ihre persönliche Haltung bezogen auf den Standpunkt der Gesellschaft.
So z. B. auch im Sonderfall der Affekthandlung, die nur dann als solche Ausnahme der Schuld attestiert wird und ein wesentlich milderes Urteil zur Folge hat, wenn kein Vorsatz, kein Plan und somit keine dezidierte Absicht (!) hinter der Tat als Motiv nachweisbar sind, stattdessen eher angestaute Emotionen & Überforderung des Täters ihn ursächlich zu seiner Handlung getreiben haben und die kognitive, planvoll reflektierende Bewusstseinsebene des Großhirns jedenfalls nicht entscheidend – im wahrsten Sinn des Wortes -„mitgespielt“ haben dürfte.
Da die Gesellschaft mittels der Moral die erstrebenswerten (=guten!) Verhaltensziele & Werthaltungen für sich beansprucht( zu großen Teilen sicher auch zu Recht) und damit bestimmt, was Gut & Richtig ist, verwandelt sich – etwas schlicht gesagt – über die Absicht des Zuwiderhandelns und der dabei dem Einzelnen unterstellten Ignoranz der Gesellschaft & ihren Werten gegenüber aus Richtig & Falsch mitunter ganz schnell ein Gut und ein Böse.
Das geht – akzeptiertermaßen -..
weil der Einzelne schließlich (davor & danach) dazu gehören will und weil die Gesellschaft daran glaubt, dass ihre Moralvorstellungen das geeignete Fundament sind, überhaupt als Gesellschaft in dieser Form friedlich fortbestehen zu können.
Daraus leitet sich die Gesellschaft die Macht & das Recht, inklusive der Pflicht anderen Gesellschaftsmitgliedern gegenüber ab, bei absichtsvollem Agieren GEGEN die herrschende Moral ( und damit gegen die Gesellschaft & ihre Mitglieder), den oder die Täter nicht „nur“ in die Verantwortung zu nehmen und zur Wiedergutmachung zu verpflichten, sondern noch zusätzlich zu sanktionieren – letztlich um die Gesinnung des Täters zu läutern oder, wenn man das nicht für möglich hält, ihn sogar von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, sozusagen (demonstrativ?) als „die Allgemeinheit gefährdendes Element“ auszuschließen .
Stehe ich, die hiesige Autorin, auf dem Boden..?
„Aber sowas von, derzeit“ -.. der freiheitlich-demokratischen Grundordnung? „Ja, auch das, weil sie die beste & fairste aller bisher erdachten Formen der gesellschaftlichen Meinungsbildung zu sein scheint.“
Die Demokratie hat sich zumindest als stabil unter bestimmten Voraussetzungen und durchlässig für überfällige Reformationen der „Glaubensdogmen“ in unserer Gesellschaft erwiesen und das hatte speziell Deutschland auch dringend nötig.
Meinen Sie nicht, gerade aus Perspektive unserer Generation mit 50plus?
Schließlich habe ich hier viele Facetten der Moral in Blick & Hinterkopf und da ist nicht nur das lebensbedrohende Böse, sind nicht nur Mord, Totschlag & gefährlichste Eigentumsübergriffe ausgegrenzt. Da gab & gibt es viel subtilere Grenzziehungen, die ganz andere „Ordnungen“ als die rechtliche zum Kern hatten..
Als Frau beispielsweise, kann ich nur froh sein über „die Gnade der späten Geburt“.. (die allerdings langsam nen bissl sehr lange her ist 😉 ), verbunden mit den Möglichkeiten, die sich heute endlich als „normal“ & legitim für ein ganzes Geschlecht ergeben!
Schon bin ich wieder bei der römisch-katholischen Kirche.. Selbst sie „bewegt“ sich!
Heute sind glücklicherweise auch Schwule & Lesben nicht mehr per Moral „andersartig oder werden gar als Kranke gemieden.
Zuvor wurde der Fortbestand der Gesellschaft noch „etwas anders“ definiert.. Das war zumindest einer der stillschweigenden Gründe, Homosexuelle diskussionsfrei am Rand der Gesellschaft zu halten.
Mit Blick auf den kompletten Erdball aber, ist Bevölkerungszuwachs (und damit die global drohende Überbevölkerung) als erstrebenswertes Ziel (Wert?) passé. Das und eine weitere epochale Veränderung scheinen ein allgemeines Umdenken erst möglich gemacht zu haben.
Nein wirklich.. Wenn ich reflektieren will, muss ich auch „als Generation denken“, und da hat die Antibabypille, speziell seit unserer Jugend, enorm viel „losgetreten“.. ist quer durch unsere Moralvorstellungen „geschossen“, hat uns ein wichtiges Regulat in die Hand gegeben und darüber ganz andere Lebensbereiche endlich aufgeschlossen & freigegeben, in denen vormals weitreichende Diffamierungen & Verfolgungen zu ertragen waren und das.. OHNE(!) der Gesellschaft einen Schaden zugefügt oder es auch nur jemals beabsichtigt zu haben.
Dieses Verstehen-wollen, wie wir als Menschen „ticken“, das die Wissenschaft mittlerweile auf vielen Ebenen und aus unterschiedlichster Perspektive immer effektiver betreibt, bringt jetzt sogar den Papst ins Nachdenken, seine & unsere Werte zu verschieben.
Wer hätte das gedacht?
Schauen Sie vielleicht auch nochmal ins INTRO (einloggen/anmelden?)
| .. zur „Krux der Moral des Guten“, dem INTRO-Artikel, dem der hiesige folgt, |  |
| .. oder zu dem Folgeartikel der beiden, in dem es nach den hiesigen Begleitgedanken um das wirklich Böse & Grenzwertige im Menschen gehen wird |  |