Symbole der Fruchtbarkeit & der Macht des Himmels

.. sind beste Beispiele für die Reichhaltigkeit an Bedeutungen innerhalb eines Symbols.

Diese assoziative „Wolke“ des einzelnen Sinnbildes kann Kulturen ebenso verbinden, wie sie sie auch fast unmerklich von einander entfernen, trennen  und die Werte darin verschieben kann.

Das klingt (mal wieder ziemlich) speziell.

Aber was verbinden Sie z. B. mit dem Stier(?)..

als Symbol & heute!

Der Stier steht für mich als Symbol unbändiger Kraft & Masse, somit auch für mitreißende Unbeirrbarkeit, Standhaftigkeit und Dominanz. In jedem Fall wirkt so ein mehr als präsenter, tierischer Koloss heute auch männlich!

Heck_cattle_maleWie ein richtiger Bulle eben so wirkt, wenn er scheinbar ruhig oder auch schnaubend vor Dir steht und nichts zwischen Dir & ihm ist, was ihn aufhalten könnte – so er doch losprescht .

150px-TaurusAls nicht ganz so bedrohlich aber ebenso entschlossen & unbeirrbar gilt auch das Sternzeichen Stier. Und gleich verbinden sich auch noch die klassischen Bilder aus der Tradition der Stierkämpfe, von denen ich zwar absolut kein Freund bin, die aber als Ritual wie eine Initiation wirken, in der mit dem gewonnenen Kampf Kraft & Potenz des mächtigen Tieres scheinbar in dessen Todeskampf auf den Sieger überfließen.

640px-Bulle_und_Bär_FrankfurtUnd dann gibt’s da heutzutage noch Stier & Bär an der Börse. Angeblich auch abgeleitet von Kämpfen, in denen der Bär von oben mit seinen Tatzen schlägt, hingegen der Stier seinen Gegner von unten nach oben aus dem Weg räumt. Ergo steht hier der Stier für Aufwärtstenzen im „bunten Treiben am Finanzhimmel“.

Historisch betrachtet aber, ist das nur „die halbe Miete“ von dem,..

was in dem „Pott“ STIER eigentlich noch alles drin steckt.

Zurückgeschaut, mussten die Menschen die Stiere (& Kühe) erst einmal domestizieren – nachdem sie angefangen hatten, Ackerbau zu betreiben. Domestizieren solch respektabler „Kraftpakete“ war wohl eher Männersache, nimmt man an  – zumal die Frauen garantiert alle Hände voll zu tun hatten , inkl.“ Kind & Kegel“ und das alltäglich. Dann aber konnten alle von der (Lebens-)Kraft dieses Tieres profitieren – in  mehrfacher Hinsicht..

Begonnen mit dem Stier als Zucht- & Zugtier inklusive seiner Rolle als Dünger- & 640px-Aurochs_liferestorationBindemittellieferant, gewonnen aus seinen Ausscheidungen (u. a. für Lehmziegel), über dessen nahrhaftes Fleisch & gutes Leder und zusätzlich noch die weibliche Kuh als Milch-, Butter- & Käsequelle.

Beide – Kuh & Stier  jeweils als „Gesamtpaket“ – hatten also ihren höchst produktiven Wert, der sich planbar einsetzen ließ und auszahlte.

Was wollte man(n) also erst mal mehr(?).. außer dem, was die Natur einem sonst noch „frei Haus“ bot & bietet. Zu allem gehörte aber auch immer..

das unbegreifbare Wunder der Natur,

.. gehörten das Wachstum der Pflanzen, große Herden von Tieren, Regen auf verbrannter Erde, Licht & Wärme um zu gedeihen, die Artenvielfalt auf großem Terrain ebenso wie die Fruchtbarkeit sozusagen en Datail bei jedem einzelnen Tier und natürlich unsere eigene, menschliche Fruchtbarkeit des Individuums wie der Fortpflanzungsanspruch als Rasse.

So „hochtrabend“ haben die Menschen das damals aber garantiert nicht empfunden – würden wir, zurückversetzt in neolithische Verhältnisse, sicherlich auch nicht sehen können.

Geschlechterrollen.. woherneolithische Verhältnisse? Da gab’s hier etwas dazu..

Eigentlich läuft das doch erst mal viel einfacher

Das Bedürfnis zu überleben und sich ab einem gewissen Alter auch mit dem anderen Geschlecht verbinden zu wollen, zumindest aufeinander neugierig zu sein.., das dürfte damals wie heute gleich sein. Ab diesem Reifestadium „wird man(n) selbst aktiv“, damit „der Rest“ so klappt, wie man(n) es sich vorstellt – Männer wie Frauen, die Prioritäten liegen „nur“ woanders.

Mit diesen Erwartungshaltungen für unser eigenes Leben starten wir noch immer.. Auch wenn man(n) uns hier & heute im zivilisierten Europa als Kind erstmal beibringen muss, dass der Strom201px-Lila_Kuh aus der Steckdose eben nicht naturgegeben & unendlich ergiebig wie das Quellwasser den Berg runter fließt 😉 und nicht wenige Kinder aus städtischem Milieu mittlerweile enttäuscht sein sollen, wenn Kuh & Stier nicht lila sind.

Wir sind also meilenweit entfernt von dem, was sich damals mit dem Bild der edlen Königtochter Europa auf dem Rücken eines Gottes (Zeus), ausgerechnet in Gestalt eines Stieres(??), alles verbunden haben mag.

Wie Geschichtsforscher aus der sogen. Ikonografie, also der möglichen..

Deutung unterschiedlichster Funde aus Jahrtausenden..

und den naheliegenden Zusammenhängen ihrer Motive erkennen, hat das Rind an sich  erstaunlicherweise eine dem ursprünglichen Stellenwert der Frau als Mutter sehr ähnliche, fast verwandte Bedeutung.

Beide waren Lebensspender, standen v. a. damals bereits in Augen vorzivilisatorischer, noch nomadisch lebender Menschen symbolisch für die Fruchtbarkeit und beiden gebührte, in direkter Auseinandersetzung mit den Mächten der Natur, eine respektvoll bis dankbare Ehrerbietung hierfür.

Das wertete sie längerfristig, in unterschiedlicher Form, offensichtlich zu anbetungswürdigen, gottgleichen Wesen auf – auch aus pragmatischer Männerperspektive.

Davon ist auszugehen.. anhand ältester Funde im afro-eurasischen Raum, beginnend zu Jagdzeiten, vor 10.., 20.. bis zu 30 000 Jahren und erst recht mit einsetzender Sesshaftigkeit per Ackerbau  & Domestizierung (hpts. des weitverbreiteten Auerochsen bzw. Ur-Rindes, das seit Mitte des 17.Jhts. n. Chr. als ausgestorben gilt).

weiblicheSymbolikIch hab da mal ein paar Bilder zusammengestellt, die Ihnen zeigen, was ich meine bzw. „wohin diese Bedeutungsreise geht“..

Der zentrale Punkt war also das (Über-)Leben..

(der eigenen Art) und damit untrennbar verbunden das Sicherheitsbedürfnis aller, welches wahrscheinlich die Frauen, als  erfahrene Sammlerinnen & potentielle Mütter, dazu bewog, für die „Frucht ihrer Liebe & ihres Körpers“ planvoll vorzugehen – sowohl für die reale Berechenbarkeit per Vorratswirtschaft zu sorgen als auch mittels Orakeln & Ritualen generell Ruhe & eine gewisse Ordnung ins Geschehen zu bringen – die Illusion der Berechenbarkeit von Natur & den Glauben daran dem ungewissen Schicksal & den ständigen Gefahren entgegenzusetzen.

RinderschädelKuhnWie nah allein die Symbolik zwischen Rind und der um „das Wunder der Natur“ flehenden, sich auf die Geburt ihres Kindes freuenden Frau beieinander liegen, zeigt das Bild des gravierten Rinderschädels aus der Ukraine von ca. 3.700 v. Chr. besonders eindeutig, welches ich bei der anerkannten Historikerin Annette Kuhn ebenso gefunden habe wie das folgende..

KosmischesKuhnWie eng verbunden somit auch das Sinnbild der Frau & Mutter (später Priesterin.. Königin.. Göttin) der Macht des Himmels, mit den Orientierung gebenden Sternen, der lebenspendenen Kraft der Sonne und dem mythisch-magisch erscheinenden Mond gestanden haben muss, verdeutlicht dieser frühe ägytische Fund.

Und auch hier wieder gleicht die stark vereinfachte Frauengestalt mit ihren erhobenen (beschwörend, flehenden) Armen einem Rinderschädel, gleichen diese stilisierten Arme den gekrümmten Hörnern des Rindes ebenso wie der Sichel des Mondes, die sich in doppelter Form als Labrys, der sogen. Doppelaxt (oder Amazonenaxt) zunächst noch als kulthafter Gegenstand der Macht bei den Kretern, später dann aber durchaus auch als (weibliche) Waffe bei Persern & Griechen wiederfindet.

Innerhalb all dieser uralten Zusammenhänge sehen die Forscher heute sodann auch den..

Kult um Inanna,..

inklusive der heiligen Hochzeit, als erster ritueller Übergang der weiblichen Schöpferkraft & Macht auf den Mann(*), mit all ihren Parallelen zu Ishtar & Astarte (in Mesopotamien, Levante & Kleinasien) über Jahrhunderte & viele Grenzen hinweg, aber auch bis in die ägyptische Götterwelt um Isis & den Apis-Kult hinein sowie später in Teilen noch bis zu der uns wohlbekannten griechischen Aphrodite – erkennbar in den Charakterzügen dieser weiblichen Gottheiten ebenso wie in der traditionellen Linie der für sie typischen Symbole der Macht, die sie alle durchzieht.

risiko ist relativ(*) Auch hierzu gab es schon mal etwas zum kulturell bedeutsamen Wesen von Inanna & dem Stellenwert der sogen. heiligen Hochzeit..

In diesem Kontext an Bedeutungen steht auch Europa, die phönizische Prinzessin aus dem Kulturkreis der Levante und ihr wundersames Vertrauen in die besondere Stiergestalt von Zeus, dessen magischer Ausstrahlung sie sich nicht entziehen konnte.

Über die Figur der Europa..

sollte sich offenbar das uralte Kulturgut des Orients mit den eher patriachalen Strukturen & Geschichten der griechischen Götterwelt vereinen und so weiter in die Welt „auf dem Rücken des listigen Zeus getragen“ werden.

360px-Bust_of_the_poet_Homer,_replica_from_the_Archaelogical_museum_of_Naples,_Neues_Museum,_Berlin_(8169127839)240px-Leaning_Aphrodite_MAN_Napoli_Inv6396Schließlich war es – Homers Ilias nach – auch Aphrodites Geheiß, der einen ganzen Erdteil nach dieserEuropa benennen sollte und schließlich schrieb Homer diese Episode erst wesentlich später im Sinne seines Kulturverständnisses ca. 800 v. Chr. – ebenso wie es  noch später bei den Römern der Dichter Ovid in dieser Bedeutung übernahm.

Rein mythologisch betrachet, verbanden sich über die Sage um Europa so nun matriachalischer & patriachalischer Strang miteinander und erweiterte sich der vormals reine, fast gesichtslose Mutterkult, der schon ewig existierte, zu einem realistisch irdischeren Profil von Weiblichkeit.

So nahm die nun durchaus impulsive Frauenfigur göttlicher Herkunft über ihre Verwandtschaftsverhältnisse & Schicksalswege innerhalb der unterschiedlichen Göttergeschichten & Welten auch noch ganz andere Züge in sich auf, die über Sonne, Wind & Wetter, über die Sterne & den Mond bis in die Unterwelt zur zelebrierten Unbegreiflichkeit des Todes führten.

Der mythische Kreis vom Leben bis zum Tode  begann sich zu schließen.

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Das war nicht einfach zusammenzustellen, aber wichtig für’s Verständnis – zumindest für Ihr & mein Gespür (wenn es auch nur eine Verbindung von unserer Vorzeit und dem JETZT herstellt, die allerdings nicht unwahrscheinlich anmutet).

Am WE geht’s jetzt auch wieder im INTRO – jenseits der alten Mythen um unsere Geschlechter – weiter.

Ich wollte nur, nach meiner kurzen Verschnaufpause, wieder alle  mit „auf die Reise“ nehmen 🙂 .

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