Immer 2 Wege

„Man hat immer 2 Möglichkeiten“,..

bricht einer meiner besten und wahrhaft lebenserfahrenen Freunde regelmäßig seinen Ratschlag bewusst vereinfacht herunter.

So hat er sein eigenes Leben begriffen, durch das er sich nahezu ohne Hilfe fast von Anfang an durchschlagen musste, und mich erinnert das auch,  jedes Mal neu, an 3 Sichtweisen meines Lebens.

1. Einerseits höre ich mich selbst als junges Ding feststellen, dass wir uns offensichtlich alle mit dem Schritt aus der Jugend in die Erwachsenenwelt faktisch entweder für die „Fußstapfen“ unserer Eltern (mehr oder weniger überzeugt & bewusst), oder ganz entschlossen gegen den elterlichen Lebensentwurf – für das, was unser eigenes Leben werden soll – entscheiden. Grob betrachtet, war es genau das, was ich bei mir und anderen damals immer wieder beobachten konnte.

2. Parallel dazu begriff ich aber auch den Abtausch von Macht in der Geschichte, speziell das geschichtliche Hin & Her innerhalb der sogen. Politischen Weltkunde, ganz ähnlich. Neben dem „Gesetz des Stärkeren“ erkannte ich noch ein zweites, vermeintliches Naturgesetz,

.. dass jedes Ungleichgewicht, ab einem bestimten Übermaß für das jeweilige System, nahezu automatisch mit Begünstigung einer Gegenentwicklung, in Form eines entsprechenden Gegengewichtes zu beantworten weiß. Sprich: die Geschichte zeigt uns immer eine, die dominante Seite des Gleichgewichtsstrebens der Natur, deren Teil wir schließlich auch sind, während die entgegengesetzte Entwicklung bereits „in den Startlöchern“ wartet..

3. Und dann begegnete mir im Rahmen meiner Lektüre Mitte der 90er für mein Diplom zum Thema: „Kinder (und Jugendliche) zwischen Marken, Medien und Mythen“ ein durchaus vergleichbares Prinzip:

Das Modell der emotionalen Entwicklungspsychologie,

hin zu den unterschiedlichsten Ausprägungen von Persönlichkeit jedes Einzelnen.

Ich hatte es hier schon einmal angeschnitten, im Beitrag: Wenn Dir die Lüge ein „Bedürfnis“ ist.. aber gerade mal die ersten beiden Phasen dort u. a. als Urspungsort unseres Unrechtsempfindens erwähnt.

Auch dieses Stufenmodell von Erikson beschreibt Persönlichkeitsentwicklung letztlich als Zick-Zack-Pfad zwischen wechselnden Extremen. Und so wie dort die Weichen von unserem zunächst unreflektierten Bauchgefühl gestellt wurden, läuft unser Leben dann auch erstmal weiter..

Bis heute lässt mich dieser Ansatz Vieles wesentlich besser, weil logischer & strukturierter sehen – bei mir wie bei anderen. Menschliche Entwicklung von Persönlichkeit & Charakter als nie endenden, inneren Widerstreit zwischen einem wachsenden Maß an wirklicher Ich-Stärke und nur allzu menschlichen Unsicherheiten & Ängsten andererseits zu begreifen und beides im Zusammenhang mit dem jeweilig unterschiedlichen „Rüstzeug“ der Einzelperson zu sehen, bringt mich letztlich immer weiter und näher an manche Ursache und manches Verstehen heran.

Als besonders wertvoll erweist sich dieser Blick, wenn man spätestens darüber begreift, wie menschlich doch so manches Verhalten „nur“ ist, wie nachvollziehbar Vieles, vorerst Fremdes – in einem selbst  wie in anderen – dadurch wird und dass innerhalb eines solchen lebenslangen Prozesses immer Vieles möglich ist & möglich bleibt!

Man(n) muss sich „nur“ entscheiden (!) und bis dahin nicht aufhören, ehrlich spüren zu wollen, was in einem ist.

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