„Verschiebebahnhof“ Verantwortung

Verantwortung ist & sollte präsenter Bewusstseinsinhalt bei jedem sein. Verantwortung will gelebt werden.

Verantwortung beinhaltet viele Komponenten..

– einige habe ich bereits thematisiert. Die augenfälligste dürfte die menschliche Fehlbarkeit sein, die verheerendste das Handeln wider die Moral (das kann noch Definitionssache sein) bis in die für jedermann unverkennbare Bösartigkeit hinein. Aber auch Mut & die Aufrichtigkeit, möglichst jenseits ihres Gegenstücks, der Lüge, gehören zur Verantwortung, ebenso wie die persönlich übernommene Verantwortung Dritten gegenüber als auch die Gefühle & Gedanken um Scham & Schuld.

Alles in Allem.. ein „erschlagendes“ Szenario, dessen volle Bandbreite sicher in Vielen – auch in mir – durchaus Verständnis dafür erzeugt, wenn jemand oder man selbst, sich teilweise vor Verantwortung scheut und lieber „den Kopf einzieht“.

Sicher gibt es auch tatsächlich immer mal wieder äußere und/oder innere Umstände, die nicht dazu geeignet sind, konkret Verantwortung zu übernehmen. Aber auch das (nach einer realistischen Bestandsaufnahme) vor sich & Anderen zugeben zu können, ist bereits Verantwortung. So komisch das hier auch klingt.

Juristisch ist Verantwortung ganz klar an den Erwachsenenstatus, gebunden – setzt  sogen. Mündigkeit  voraus.

Können Sie sich noch erinnern, als Sie volljährig wurden?

gebu66Mir kamen damals solche Sprüche à la: „Jetzt trägst Du aber auch die volle Verantwortung für dein Tun..“, wie der „Wermutstropfen“ der frisch errungenen Freiheit & Selbstbestimmtheit vor.

Ein wenig trifft das auch das tatsächliche Wesen“ der Verantwortung. Nur die volle Tragweite war einem damals absolut nicht klar – am Ende des „Welpenschutzes“ 😉 .

Verantwortung begegnet einem also erst mal als „Kehrseite der Medaille“, als reine Pflicht zur ersehnten „Kür“ des eigenen Handelns in Selbstbestimmheit. Gemeint ist klar, die Konsequenzen auch tragen zu müssen, dafür Geradestehen & Rechenschaft abzulegen, wo es notwendig ist.

Schnell aber verdeutlicht uns die Praxis:

Verantwortung beginnt viel früher,

.. existiert auf verschiedenen Ebenen, begegnet uns in fast jeder Rolle neu, schließt eine Menge mit ein & verbindet viel miteinander. Wenn man sie ernst nimmt!

Dementsprechend finden sich auch mannigfaltige Ansätze, das Konzept der Verantwortung „festzumachen“.  Ansätze, die sich über die Zeit immer weiter verändern und sich teilweise auch grundsätzlich widersprechen – auffälligerweise übrigens, im Gegensatz zum „Respekt“, wie ich meine, zu dem man wesentlich erschwerter stichhaltigen Background in den Medien sucht.

Aber vielleicht ist das auch gar kein Zufall, beschäftigt sich „Gott & die Welt“ vor allem mit Verantwortung, weil an ihrem Ende die Rechtfertigung & die Schuld stehen könnten, während Respektlosigkeit eher seltener zu direkten Konsequenzen führt. Das nur mal so am Rande..

Voraussetzungen für Verantwortung & Schuld

Einig sind sich Philosophen & Denker v. a. der Neuzeit, dass Verantwortung Handlungsfreiheit voraussetzt und über diese Selbstbestimmtheit auch den freien Willen mit einbezieht als auch die Notwendigkeit von Alternativen sowie die Bedingung von Wirksamkeit des eigenen Handelns an sich, also dass man überhaupt auch etwas ausrichten könnte, konnte oder kann.

shield-492997Alternativen zu haben somit vorausgesetzt, bedeutet gleichfalls auch die Freiheit der Wahl bzw. der Entscheidung  – für jenen oder den anderen bzw. möglichst den erfolgversprechenden Weg.

Um eine, bzw. die eine, (vermeintlich) richtige (!) Entscheidung zu treffen, aber muss man Durchblick haben oder zumindest eine Einschätzung der Gegebenheiten aufgrund von Erfahrungswerten – übrigens inklusive einer möglichst realistischen Selbsteinschätzung (Selbstbild).

Frisch in der Volljährigkeit angelangt, dürfte das hier & da zum Problem werden. Oder andersherum festgestellt: Potentielle Verantwortlichkeit wächst mit der Erfahrung, was oft, aber nicht überall & nicht zwangsläufig, mit einem höheren Alter zusammen trifft und mich auch wieder daran erinnert, dass wir mit 50plus auf dem Zenit unseres strategischen Denkvermögens, lt. Forschung, stehen sollen.

Potentielle Verantwortlichkeit „stirbt“ damit aber auch mit der Unzurechnungsfähigkeit und allen, unser Bewusstsein einschränkenden Aspekte – biologisch, situativ & auch psychologisch. Das kennen wir gut aus der Urteilsfindung der Juristen unter verminderter Schuldfähigkeit, Unreife, Handeln im Affekt usw.

Zwischen (Will-)Kür & Pflicht,

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„Menschliche Natur und Gewissen“ im INTRO

als innere Instanz & persönlicher Maßstab der Verantwortung eines jeden, steht das Gewissen – im Ansatz entstanden aus verinnerlichten Normen & Wertvorstellungen der Gesellschaft, in der man aufgewachsen ist. Aber auch bereichert:

  • Einerseits durch persönliche Einsichten, zu denen wir (hoffentlich) über gute Beobachtungen & die eigene Vernunft gelangt sind.
  • Andererseits natürlich über die  eigenen Werte & Einstellungen, die auf diesem „Nährboden“ in uns anhand unserer Erfahrungen wiederum herangereift sind.

Sie mögen meinen, „Ja was erzählt sie uns das? Das wissen wir doch..“

Ich reiße das vor allem an, weil jedenfalls ich immer wieder die Erfahrung mache, wie viele Menschen viel zu schnell vorverurteilen, beliebig Schuld zuweisen, als handele es sich um ein Spiel ohne Folgen, viel zu leichtfertig Zusagen & Versprechen geben, die sie nicht halten, sich aus bestehenden Verantwortlichkeiten herauswinden, wie es ihnen gerade passt und scheinbar einfach nicht weiterdenken – weder für sich, noch (in Respekt?) für den jeweils Anderen.

Darauf angesprochen, hört man dann nicht selten ein lapidares: “ Ja, ist das heute nicht überall so & damit völlig normal?..“.

Trifft es sie aber selbst, ist das plötzlich absolut nicht mehr normal , beschweren sie sich, wie man mit ihnen so umspringen könne, sehen aber „den Balken im eigenen Auge“ nicht, haben offenbar überhaupt keine Idee dazu, wie ausgerechnet ihnen so etwas widerfahren kann und sind womöglich schon wieder drauf & dran, abermals „mit gleicher Münze zurückzuzahlen“.

Diffusion von Verantwortung,

nennt sich das im Fachjargon – die Zerfaserung bis hin zur Auflösung von Verantwortung.

Ich will das gar nicht bewerten. Ich stelle nur für mich & mein bescheidenes Seelenheil fest, ein Leben ohne Verantwortung & Respekt wäre den nächsten Tag nicht wert!

„Ver-Antworten“ hat etwas mit einer Antwort, allein schon vom Wort her zu tun. Es braucht ein Gegenüber, einen Menschen, eine personifizierte Sache, die innere Stimme (?), die eine Antwort  von mir erwarten..

Bodenwerder-Münchhausen-Denkmal
„Trickkiste des Ich“

Im Wort steckt der unangenehme Teil, die Rechtfertigung – vor den Anderen und, vielleicht noch heftiger, vor mir selbst(?).

Nach außen kann ich mich theoretisch wegstehlen – nach innen wohl kaum, wenns mit rechten Dingen zugeht. Nur denken die Wenigsten oftmals daran – holen die „Trickkiste des Ich“ einfach raus & gut ist!

Verantwortung ist mehr..

Um sie zu tragen, wahrnehmen zu können, müssen wir ihren jeweiligen Sinn, ihre vielschichtige Bedeutung begreifen. Wir müssen wissen, zumindest ahnen, welche Anforderungen damit verbunden sein könnten. Wir müssen sie uns zutrauen, einen „Schimmer“ davon haben, was wir damit weiter verursachen, welchen Widrigkeiten man sich gegenüber sehen wird und was davon richtig & wichtig ist – inklusive Begründung, weshalb.

Das ist definitiv eine komplexe kognitive Aufgabe, bei der wir uns allesamt wahrscheinlich auch schon mal mächtig „verhoben“ haben.. Vielleicht, weil wir es nicht ernst genug genommen (?) oder schlicht uns überschätzt haben.

Ich nehme an, deshalb gehen auch die meisten Fachleute davon aus, dass man gefragt werden sollte, ob man die Verantwortung übernehmen will.

Verantwortung aus Zwang oder Zufall heraus ist insofern also KEINE.. – ebenso wie Verantwortung in Szenarien, in denen unabwendbare Dinge aus unserer Perspektive (mit uns?) geschehen oder gar wahrhaft Unmögliches von uns verlangt wird. Auch hier kann niemand ernsthaft von bestehender Verantwortung sprechen.

Es gibt somit genug reelle Gründe, aus denen heraus –

Verantwortung – fair definiert –

gar nicht erst entsteht, sie von niemand wirklich, wissentlich & willentlich übernommen werden kann, oder auch, wo Verantwortung endet, allein die mögliche, innere Pflicht an übergeordnete Grenzen stößt und die Schuld samt Rechtfertigung mit sich nimmt.

Was bleibt, ist das, was wir uns zutrauen & was wir wollen. Dafür Verantwortung aus freiem Willen zu übernehmen, darf man zumindest erwarten, meine ich, und zwar von sich selbst.

Wenn ich „Mündigkeit“ umreißen wollte, über die ich so auch nicht allzu viel gefunden hatte  (mich wundert langsam immer weniger   😉 ) gehörte das, bei mir jedenfalls, dazu.

So long  🙂

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