weibliche Schlaglichter Inanna

Weibliche „Schlaglichter“ im frühen Patriarchat

Vielleicht in Tradition zu der Bedeutung der sumerischen Göttin Inanna bzw. dem irdischen Ritual hierzu, der „Heiligen Hochzeit“ der Sumerer, deren feierliche Vereinigung mit der Hohepriesterin ihren Erwählten erst zum König erhob..

..gab es in den folgenden Jahrhunderten offensichtlich doch wenige Frauen, die sich in Eigenständigkeit behaupten konnten – trotz eines sich in & um Mesopotamien gallopierend entwickelnden  Patriarchats.

1200px-Bullock_cart_driver,_National_Museum,_New_DelhiDie ursprüngliche Bedeutung der sogen. Heiligen Hochzeit der Sumerer im Beitrag „Risiko ist relativ..“

Passing_lion_Babylon_AO21118Mehr zur Männerperspektive in & um Mesopotamien v. a. im 2 Jahrtausend v.Chr.

 

So jedenfalls lauten die aktuellen Erkenntnisse der keilschriftkundigen Forscher, die sich mit den Fundstücken der ausklingenden Bronzezeit, rund um das östliche Mittelmeer v. a. im Reich der Assyrer & Babylonier beschäftigen und dieses Wissen mit den speziellen Akzenten aus der Kultur der anatolischen Hethiter zu einem Gesamtbild abrunden.

Wie anzunehmen, waren diese vereinzelten Frauen Angehörige der Oberschicht, der Elite. Sie stammten entweder selbst von einer bedeutsamen Linie ab, waren womöglich traditionell Priesterin oder waren als Gemahlin eines Stadtfürsten oder auch als Mutter eines künftigen Regenten Teil der herrschenden Klasse und verfügten mitunter sogar über das in frühzivilisatorischen Zeiten für Frauen sonst kaum zu erschließende Potenzial von Bildung & Wissen.

Mit Ausnahme jener, die ihren verstorbenen Gemahl bzw. ihren noch unmündigen Sohn als künftigen Herrscher zu vertreten hatten, bekleideten solche Stadtfürstinnen u. ä. nicht selten so etwas wie..

die Position der „First Lady“,

nahezu unangreifbar an der Seite eines Regenten im jeweiligen Machtbereich.

Nicht sie selbst regierten. Diese Frauen erließen auch keine Gesetze, führten normalerweise auch keine Kriege. Vielmehr kümmerten sie sich um die strategisch wichtigen, guten Beziehungen und sorgten für Verbundenheit & Stabilität..

  • aus ihrem angestammten Rollenbewusstsein heraus, gemäß ihrer weiblichen Vorfahren in Verbindung mit Natur & Schicksal, sozusagen als „Sprachrohr & Mittler“ der Welt der Götter
  • sowie  über- & innerstaatlich gegenüber anderen Herrschaftshäusern.

Hierfür scheinen einige von ihnen nahezu freie Hand gehabt zu haben, wurde ihnen doch der Status der Rechts- & Geschäftsfähigkeit immer noch zugestanden.

Sie hatten ihre eigenen Bediensteten, ihre eigenen Ländereien & Manufakturen, trieben teils selbst umfangreichen Handel, knüpften Verbindungen, klagten & wurden verklagt, verliehen Geld & gründeten Stiftungen.

Fragments_of_IshtarSie organisierten Prozessionsfahrten zu anderen Tempelanlagen und bekundeten ihre Mission mit wertvollsten Geschenken – im Leben wie im Rahmen des Totenkults, dessen Ausstattung nicht selten ebenfalls zu ihren typisch weiblichen Aufgaben, zu ihrem unabhängigen Selbstverständnis als Frau von edler & ebenbürtiger Herkunft in dieser Zeit gehört haben muss.

Bis ins 13. Jht. v. Chr hinein..

scheint die alte Stellung der Frau zumindest noch in den oberen Schichten besagter Hochkulturen des alten Orients manche Chance für selbstbewusste & kluge Frauen eröffnet zu haben – sicherlich auch durch die lange Zeit beständige Übernahme & Fortführung der vielen Kulturgüter der alten Sumerer in viele andere Kulturkreise hinein (Schrift, strukturelles Organisationsvermögen, Glaube/Religion, Rechtsauffassung etc.).

Selbst der strenge Hammurabi gedachte der Frauen als Mütter & Witwen, als er den Schutz der Mutter gegen die Machenschaften der eigenen Kinder nach dem Tod des Gatten mit der Unanfechtbarkeit des mütterlichen Hausrechts in seinem Codex für Babylonien festschrieb.

In anderen Paragraphen findet sich auch ein „Hintertürchen“ für manche Frau niederer Klassen. Konnte nämlich eine Ehefrau ihrer damals ureigensten Bestimmung, Mutter zu werden & damit den Fortbestand der Familienlinie zu sichern, nicht selbst nachkommen, räumte der Codex dem Mann sein künftiges Anrecht auf eine Zweitfrau bzw. das Recht auf ein sexuelles Verhältnis zu einer Sklavin per Gesetz ein..

Aus machtvoller Männerperspektive..

in einer Epoche, da das Gros der Frauen ohnehin an gesellschaftlichem Wert in Mesopotamien verloren hatte & weiter verlor, nüchtern betrachtet, ein folgerichtiger, sicher neben dem Fortbestand auch Lust & Seelenheil versprechender, aber auch ein bequemer „Schachzug“ der Männer – wie ich meine.

Ein „nicht ganz zu Ende gedachter Schachzug“, der es den Männern sicher einfacher machte, der aber, über die Wertigkeit der Geschlechter, auch etliche Frauen samt Kinder längerfristig ins Haltlose fallen lassen sollte – „die Stellschraube der Wertigkeit also wieder etwas weiter verdrehte“..

Gab es zu der Zeit doch schon lang & generell die breite, unterste Schicht der besitzlosen Kriegsverlierer & Sklaven, deren Frauen & Kinder – nahe zu verloren – am Boden der Hierarchie in massivster Hieros_gamos_SelinonteAbhängigkeit gestanden haben müssen.

Und war die Prostitution gedanklich oder real(?)- womöglich schon längst aus gläubig-religiösen Tempelmauern(?) „entsprungen“ sowie parallel & nachweislich aus dem Elend erwachsen – letztlich auf gleichem Wege. (Wie das in den Tempeln lief.. da streiten sich die Gelehrten mal wieder, tummeln sich aktuell jede Menge ForscherINNEN – welch Wunderwink)

So stand der gesellschaftliche Wert der Frau stellenweise komplett zur Disposition (!) – wurde sie sicherlich nicht selten zum „Freiwild“ & das Spiel damit als „frei“ verfügbar erklärt – schon in jüngsten Jahren.. (Verheiratung ab 14 Jahren i.A.)

„Risikobewusstsein einer ganz anderen Couleur & persönlichen Tragweite“,

.. mit Mut & wahrhaft sehr persönlichem Einsatz, müssen dann jene seltenen Frauen entwickelt haben, die es bis an die Spitze des Machbaren als einfache Frau, womöglich als Sklavin(?),  geschafft haben.

Das ist „echter Romanstoff, der damals auf allen möglichen & unmöglichen Ebenen der Frauen geschrieben wurde“ und er hängt mit Sicherheit ebenso mit den Vorzügen ihres Äußeren in ganz erheblichen Maße zusammen wie mit dem Bewusstsein, selbst ein Objekt, eine Ware zu sein – zumal auf Bildung in niedersten Kreisen generell, für Frau & Mann, kein Raum & kein Recht bestand und so etwas wie Kindheit bestenfalls gerade mal die ersten 5 oder 6 Lebensjahre für diese Menschen möglich war.

Wer in Gesellschaft leben wollte oder musste, hatte sich fortan mit einer Art Nischendasein der Frauen  auseinanderzusetzen. Egal ob frau zu Höherem geboren oder bestimmt war oder ob sie in einem „Meer an Frauen“ in ihrem Schicksal untergehen konnte sie hatte sich zu arrangieren & zu taktieren – für sich & später (auch) für ihre Kinder.

Beziehungen waren auch in dieser Zeit, des mehr oder minder spürbaren Wertverlustes der Frauen, oftmals das „einzige Netz“, in dem ein weibliches Wesen sicher Halt finden konnte – lebten sie, aller Wahrscheinlichkeit nach, doch in dem Bewusstsein, als Frau zu allererst in der Verantwortung der Fortpflanzung zu stehen – ohne Verhütung: zudem teils unentrinnbar.. & statisch gebunden (Kind..).

Bevor jedoch viele der Frauen des alten Orients nahezu rechtlos im Harem verschwinden sollten (ab 12. Jht v. Chr.), gab es, aus heutiger Perspektive, noch eine..

„Galgenfrist von mehreren Jahrhunderten“,

.. in der sie nicht „nur“ als Ehebrecherin ertränkt oder gar grundlos vom Ehemann verkauft werden konnten, 640px-Cylinder_seal_king_Louvre_AO6620sondern in der Ehefrauen ihre Mitgift, teils samt ihrer Kinder, zurückfordern und ins Vaterhaus zurückkehren konnten, in der die armen unter ihnen per Gesetz vor der Habgier der Priester geschützt wurden, in der sie noch immer besitzen & pachten, verkaufen & verleihen, ja sogar adoptieren und ihr jeweiliges Recht einklagen durften.

Im Großreich der anatolischen Hethither

herrschte hingegen ein nicht ganz so auf Dominanz ausgelegtes Geschlechterverhältnis – glich das Selbstverständnis von Männern & Frauen eher der gemäßigten Form der Ägypter(*), mit deren Machtansprüchen sie im 13. Jht. v. Christus zunächst auch immer wieder & durchaus erfolgreich rangen, sich dann erstaunlichereise aber im ersten Friedensvertrag aller Zeiten, 15 Jahre nach der Schlacht von Kadesch (1274 v.Chr. /Syrien), auf Jahrzehnte arrangierten.

egypt-1002818_1920(*) Wie war das mit den „alten“ Ägyptern? Stimmt, sie standen für Zivilisation und v. a. für Kultur!

In welcher besonderen Form sich die beiden Großreiche sogar miteinander verbanden, wie sie ihren Frieden mehrfach besiegelten und welch‘ selten vernunftgesteuerte Basis für diese Zeit,  auch seitens der Kultur & des Geschlechterverhältnis der Hethiter, hierfür mitverantwortlich zeichnete, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Ergo wird es hier nächste Woche mit den klugen Hethitern weitergehen.

nach oben

Schreibe einen Kommentar