FRÜHLING – eben hab ich den ersten Teil meines Artikels ausgedruckt und den Lappi „schlafen geschickt“.
Ich stelle immer wieder (für mich) fest: Sonne passt einfach weniger gut zu PC & Konsorten und draußen ist herrliches Wetter.
Selbst mitten in der Stadt verbreiten das frische Grün der Wiesen und die eben erst aufgeplatzten Knospen an Bäumen und Sträuchern eine ganz besondere Art von Aufbruchsstimmung – dezent und doch allerorts präsent, filigran und nuancenreich, wie zu keiner anderen Jahreszeit und dennoch prall gefüllt mit strotzender neuer Energie… Derweil von einem leisen kühlen Wind umspielt, blitzt das Licht, gebrochen durch schnell vorüberziehende Felder von Wolken in bestechend strahlendem Weiß . Kein Moment wie der andere..
Dem will ich mich nicht und dem sollte man sich nicht entziehen!
50+ hin oder her.. die Zeit des „Tankens“ ist angebrochen!
Klingt komisch, aber wir alle sollten uns hin und wieder als Tankstelle sehen, die wir zumindest für andere sind oder auch in Bezug auf all das, was es in unserem Leben zu bewerkstelligen gilt. Alles, was getan werden will, braucht Energie.
Nur sind die Autofahrer unter uns immer wieder verdutzt, wenn auch Tankstellen mal neuen Stoff angeliefert bekommen. Das vergessen wir häufig gern im Eifer des alltäglichen Gefechts.
Es ist aber wichtig, extrem wichtig, auch selbst Energie zu tanken! Dafür gibt es viele Wege, aber der einfachste im Moment ist die Natur, die uns mit kühlem Wind und ebenso kühlen Farben endlich mal wieder die Sinne durchwirbeln kann.
Wenige Wochen später ist es nur noch halb so schön, wenn die Bäume verblühen, die Wälder in einem einheitlicheren, dunkleren Kleid vor uns stehen und flächendeckend die ungebremste Kraft der Sonne gleich wieder Temperaturen über 30° und mehr auf den Plan ruft. Wer da nicht die Freizeit aufbringen kann, sich selbst in der Hitze des Sommers zu erfrischen, leidet dann teils schon wieder, trotz auch dieses kraftvollen Anblicks ganzer Flächen von Farbigkeit.
Nein, nein – ich weiß schon, warum ich den Frühling schon immer so liebe – auch wenn ich auf das Sinnbild der Tankstelle fast zu spät gekommen bin.
„Zu spät, was meint sie?“
Gerade für Menschen, die sich vor lauter Ideen & Tatendrang für nahezu unzerstörbar halten und auch gern davon ihr Leben lang etwas abgegeben haben, gilt es, auf die eigenen Ressourcen zu achten.
Was sie in sich spüren, spüren auch die Anderen um sie herum, merken es an ihrem Auftreten, lassen sich von ihrer Zuversicht, ihrer Zugkraft animieren und/oder einfach nur mitziehen.
So wie der Eine mit seinem Muster herumläuft, laufen auch sie mit dem ihren herum, suchen durchaus auch zu Recht nach Impulsen und unterstützender Motivation und haben sozusagen ihre „Antenne für die Tankstellen dieser Welt“ entwickelt.
Ob im Job oder im Privatleben – sie finden sich, diese Gegensätze des Temperaments & der inneren Energie.
Und jene, die tendenziell den Karren sicher, immer wieder und sogar noch lächelnd aus dem Dreck ziehen, werden – wenn Sie nicht lernen, sich abzugrenzen, sich auch mal nur um sich selbst zu kümmern – allerorts „angezapft“. Ob sie wollen oder nicht – sie strahlen es einfach aus, dass man sich an ihrem „Treibstoff“ gleich mitbedienen kann.
Mit 20 oder 30 ist das alles noch kein Problem – muss es nicht sein und wenn solch eine „Tankstelle“ auch noch Tendenzen von Extraversion in sich trägt, ist pausenloses Agieren und im eigenen, wie dem Schicksal der Anderen rumzuwirbeln, nicht mal kräftezehrend – ganz im Gegenteil und dazu gesellt sich auch noch das befriedigende Gefühl, wirklich etwas für sich und Andere bewegt zu haben.
Nur ist man nicht ewig 20 oder 30 Jahre alt, gibt es Manches, das wesentlich mehr Kraft & Durchhaltevermögen beansprucht, als man es eingangs annehmen konnte, sammeln sich plötzlich immer mehr Menschen um einen, die auch noch das eine oder andere Anliegen mit sich bringen und eh man sich versieht, bleibt einem gar nichts mehr zur eigenen Verfügung. Erst mangelt es nur an Zeit, dann an Ruhe, irgendwann schwindet die Begeisterung, der Elan und man ist selbst erstaunt, wohin das alles verschwunden sein soll.
Jeder, der das kennt, sich womöglich teilweise den einen oder anderen ernsthafteren „Sorgenfall“ auch noch absichtlich mit herangezogen hat und so über die Zeit zu einer halben Sozialstation für Andere mutiert ist, weiß genau, wovon ich rede. Und er weiß auch, dass einen das Leben irgendwann mehr oder weniger vernehmlich ausbremst und damit direkt mit der Nase auf eine Aufgabe stukt. Solche Menschen sind..
die kraftvolle Ausgabe der „Ja“-Sager
„Ja okay, ich mach schon. Na sicher, das bekommen wir auch noch hin. Was, Du hast ein Problem, erzähl doch mal, vielleicht kann ich Dir helfen. Gib mal her, ich erledige das gleich mit.“ Das sind die Sätze, die solche energiegeladenen Macher & Steher – teils eine aussterbende Spezies, wie ich finde – tausendfach in ihrem Leben gesagt und signalisiert haben.
Das sind aber auch die Gedanken, die schnell von Anderen ausgenutzt werden – wissentlich oder nicht. Was die stärkeren , in hiesigem Sinn durchaus sozialen Charaktere selbst an sich genießen und auszukosten gewohnt sind, überstrahlt viel – bei manchem so intensiv, dass die Anderen gar nicht damit rechnen, dass bei jenen auch mal „Schicht im Schacht“ sein könnte. Genauso wie diese Energiewunder selbst erste Lücken im Reservoir nicht bemerken (oder auch ignorieren?). Die Aufgabe dahinter ist vor allem..
Auch mal „NEIN!“ sagen!
Deshalb muss man sein Naturell nicht grundsätzlich verändern wollen – das ginge auch nicht. Aber man sollte auch da lernen, etwas genauer hinzuschauen und diesmal ZUERST auf sich selbst (!) und das möglichst nicht zu spät.
Aber nicht nur das.. Auch auf die Anderen, denen man doch nur helfen wollte, sollte man einen zweiten Blick werfen.
Warum?
Weil helfen, animieren, mitziehen und Aufgaben abnehmen vielleicht immer gut gemeint, aber dennoch nicht immer nur gut ist. Jemand, der sehr selbstständig sein Leben (und vielleicht die eine oder andere Episode eines anderen Lebens) in den Griff nimmt, kann sich manchmal gar nicht vorstellen, dass viel gut Gemeintes, was auch wirklich alle vorwärts bringt, nicht ganz so gut sein kann.
Der zweite Blick zeigt..
nicht selten, dass manchem zu viel abgenommen wurde. Dieser selbst manches gar nicht lernen musste oder auch, vom fremden Elan geblendet, sich Gleiches nicht mal mehr zutraut oder alternativ gelernt hat, sich genüsslich gemütlich auszuruhen und machen zu lassen.
Ein dritter Blick zurück auf sich selbst eröffnet sodann womöglich ein ganz ähnliches Bild von sich. Nicht nur, dass man erkennt, besser selbst einmal effektive Auszeiten einplanen zu müssen. Manchmal hat man damit bereits so lange gewartet, dass man attestieren muss, vor lauter Engagement sein eigenes Leben völlig aus den Augen verloren zu haben und dass es (plötzlich?) für die eigene Zukunft nun gar nicht mehr so rosig ausschaut.
Deshalb, egal wie energiegeladen Sie sich fühlen..
Tanken Sie Frischluft..
und räumen sie sich ihren Platz dafür von allen äußeren & inneren Verpflichtungen frei – gründlich bitte, wenn vielleicht auch nur kurz.
Lassen Sie sich vom Frühling & seiner sprießenden Kraft anstecken, suchen Sie sich ein Hobby, graben Sie eine alte Leidenschaft wieder aus oder kundschaften Sie ein wirklich ruhiges Plätzchen für sich aus.
Der sozialsten Einer sollte erkennen, dass keine „Sozialstation“ überleben wird, die nicht selbst einmal dem eigenen Nachschub eine Chance gibt. 🙂