Macher & „Steher“..

Was assoziieren Sie? Welche aktuelle „Wolke“ von Bedeutungen verbinden Sie mit diesen beiden Begriffen?

Nach meinem Verständnis sind das zunächst traditionelle Männertypen, die sich durchzusetzen wissen, „ihr Ding“ von Anfang bis Ende durchziehen und nicht selten mit ihrer Haltung beneidenswerte Orientierungsfigur für andere sind – Idealfiguren – auch in Männerwelten.

Aus diesen beiden Begriffen eine weibliche Form, rein sprachlich abzuleiten, klingt für meine Ohren schon mal merkwürdig: „Macherin“(?), „Steherin“(?).

Wenn ich dem im weiblichen „Lager“ etwas nahe rücken wollte, wäre das am ehesten die (stille) Organisatorin von Familie & Job, die Mehrfachbelastete oder auch die Kämpferin, verbunden mit den Vorstellungen zu dem Spruch: „Sie kämpft wie eine Löwin“ und es fällt auf: Unter Löwen sind die Rollen des Alltags schon länger etwas anders verteilt wink. Auch diese Frauen „stehen ihren Mann“ – nein, natürlich „ihre Frau“, aber dennoch scheint die Stringenz, die sich mit dem Begriff wie automatisch verbindet, wenig typisch Weibliches zu beinhalten.

Schaut man im Duden, steht der Begriff des Machers für den „Mann der Tat“, der aufmerksam die Impulse seiner Umwelt aufnimmt, nicht lange redet, im Kopf bereits den nächsten Plan schmiedet und hiernach umgehend anpackt, was es dafür aktiv zu tun gibt.

Den Steher hingegen findet man so nicht gleich als Sinnbegriff für einen menschlichen Typus. Den Steher scheine ich direkt der Umgangssprache in Männerwelten entnommen zu haben. Dieses „Bild“ entlehnt sich offensichtlich aus dem Pferde- und Rennsport, wo ein Steher wahrhaft lange Distanzen durchsteht, somit für Durchhaltevermögen, „Biss“ und Stehvermögen synonym verwendet wird.

Die klassische Erwartungshaltung, ..

die, wie ich meine, nicht nur ich damit verknüpfe, stammt aus uralten, über Jahrtausende gewachsenen Verhaltensmustern von Männern & Frauen.

Damit implizieren diese Begriffe eine ganz bestimmte Bedeutung, die sich, zumindest unter anderem, direkt auf die einstige Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern bezieht, wo der körperlich robuster & stärker wirkende, männliche Typus eher für Jagd & Kampf, also für nachhaltige Nahrungsbeschaffung, Verteidigung und territorial expansive Ansinnen zugunsten der Gruppe stand.

Den scheinbar zarter beschaffenen, weiblichen & gebärfähigen Wesen verblieb dafür mehr die damals klar eingegrenzte Verantwortung für das heimische Leben inklusive der (Für-)Sorge um Nachwuchs und das generelle Befinden des Familienverbandes – somit auch das Interesse am Frieden innerhalb der Gruppe.

Sicher mag es auch damals schon Menschen gegeben haben, die dieser stereotypen Rollenerwartung weniger nachkommen konnten. Nur damals, zu den echten, rauhen „Höhlenzeiten“ wink, hatten alternative Lebensentwürfe wenig Überlebenschancen.

Das hat sich grundlegend geändert.

Niemand muss mehr so sein, wie die klassische Rolle es verlangt. Anders zu sein, als Mann nicht nur draußen sein Glück zu suchen und als Frau nicht nur für Kinder & leibliches Wohl im Heimischen zuständig zu sein, gehört heute zum erweiterten Rollenverständis und wird überall mehrfach als alternative Perspektive eingefordert und gelebt – mittlerweile von beiden Geschlechtern.

Das fing an, als wir noch in den Windeln lagen. Die Antibabypille dürfte da bahnbrechend gewesen sein und in erster Linie den Frauen, von 1960 bis heute, den Kopf endgültig freigeräumt haben, ihre Lebensplanung wesentlich unabhängiger sehen und angehen zu können. Daraus entwickelte sich die, auch meiner Meinung nach, längst überfällige Emanzipation des weiblichen Geschlechts – damit erstmals auch eine selbstbestimtere Definition des Frauenbildes durch die Frauen selbst.

Doch was hieß, was heißt die neu etablierte, expansivere Haltung der Frauen seither für die Männer? Welche Ansprüche an Männer waren damit plötzlich verbunden? Welche Einbußen, welche „territorialen Verluste“ folgten damit für die Männer und wie sollten sie, die mit ihrer angestammten Versorgerrolle bis heute verwachsen sind, mit dem umgehen?

Wie justiert sich heute ein Mann als Mann – vor sich, vor anderen Männern und vor der Damenwelt? Antworten darauf werden folgen.

 nach oben zum Bild

Schreibe einen Kommentar