„Wo spiel ich mit?“ – eine Frage der Ehre

Es ist gar nicht so einfach, Aktuelles zum „Ehrbegriff“ (speziell für Männer) zu finden..

Wenn man(n) etwas entdeckt, ist die „Ehre“ dort oft gründlich missverstanden.. und in „merkwürdig extremen Ecken“ zu finden – gelinde gesagt. Darauf möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen.

Entdeckt habe ich eine interessante, erstaunlich bodenständige Auseinandersetzung vor allem mit der VERLETZUNG von Ehre & Würde in der Rechtskolumne der Zeit-Online – (leider) aber auch nicht explizit in Bezug auf Männer.

Männerspezifisch war wenig Gehaltvolles zu finden und so schaute ich gleich unter „Ehrenmann“, fand hier Einges mehr, das auch die Perspektive jüngerer Generationen, sinnvollerweise, mit einschließt.

Ehre1
INTRO-Beitrag: Tugend & Ehre

Sicher kann man(n) zunächst weit in die Zeit innerhalb Europas zurückgehen und findet dort die relevanten Ansätze zwischen den übernommenen Tugenden der Antike, christlichen Grundhaltungen und speziell dem militärischen Ehrbegriff, wie ihn der alte Fritz seinerzeit hier in Preußen nochmal neu – für jeden Mann (über die Reservisten als Erweiterung seines Heeres, standesunabhängig) erschloss.

Und sicher wäre ein heutiger Ehrbegriff immer noch eng mit diesen Idealen verknüpft, wenn nicht die Zielvorstellungen der Individualisierung unserer jetzigen Gesellschaft samt Prestige-Denke auch hier für reichlich Verwirrung bei der Suche nach echter Ehrenhaftigkeit bei uns sorgen würden.

Schließlich suche ich auch nicht „nur“ nach Helden & deren Taten, sondern nach einer dauerhaften, den ganzen Menschen erfassenden inneren Lebenshaltung – erstebenswert & machbar FÜR JEDERMANN im JETZT!

338px-Luigi_Pirandello_1934bGanz im Sinne des Nobelpreisträgers für Literatur von 1934, Luigi Pirandello, der passenderweise feststellte:

„Es ist leichter, ein Held zu sein, als ein Ehrenmann. Ein Held muß man nur einmal sein, ein Ehrenmann immer.“

Ich beginne also, wo es mit uns begann..

Wenn wir, mit 50+, von „Kindesbeinen“ reden,

sprechen wir von einer Zeit, in der „Ehre“ ein noch viel klarer abzugrenzender Begriff war – gerade weil noch „ein Hauch“ aus jener Zeit der Jahrhunderte „wehte“, als die Ehre sogar den Wert des eigenen Lebens überragte – auch hier in unserem Kulturkreis.

Welch‘ Wahnsinn das für Alle damals als auch für die Generationen danach bedeutete, ist uns leider bestens bekannt und ohne mich hier näher in den Ehrbegriff unserer Eltern & Großeltern hineinzugeben – es war definitiv an der Zeit, über Ehrenhaftigkeit nochmal NEU nachzudenken!

Ich jedenfalls, habe zur Ehre ein respektvolles Verhältnis behalten und ich denke: Ehre ist ein denkbares, für sich & Andere immer lohnendes Ziel im Leben.

Als Ziel des Lebens aber, darf es niemandes, auch nicht das eigene Leben nehmen – wo bitte, läge da der Sinn?

640px-Terror_Atack_in_Mei_Ami_Junction_001Vielmehr zeigt jede Kultur, die bis heute den Selbstmord über die Ehre heroisiert, wie brutal kontraproduktiv, weil für Alle extrem gefährlich, inhuman & exemplarisch mit dem idealisierenden Symbol des Todes belegt, solche fanatische Auslegung von Ehre jede Moral (& die Ehre selbst) definitiv „auf den Kopf stellt“, die doch ursprünglich eigentlich ein friedliches Miteinander regeln soll.

Nein, echte Ehrenhaftigkeit muss uns als Fremdbild, als Eindruck Anderer voll des gewachsenen Respekts (und zu Lebzeiten!) „zurückgetragen“ bzw.  gespiegelt werden. Erst das macht Ehre aus! Das wäre mein Maßstab.

Das, was so nicht ohne Weiteres zu fassen und offensichtlich viel zu schnell missverstanden und ins Gegenteil verkehrt werden kann..

Bundesarchiv_Bild_183-30557-0008,_Weimer,_Schiller-Ehrung,_Thomas_Mannnur das ist Ehre, was auch Andere in Dir als wohlwollend (in aufgeklärtem Geist von Immanuel Kant) und gelebt als unangreifbare Überzeugung entdecken können.

Du selbst hingegen kannst es „nur“ wollen.

Vor allem aber sollte Ehre menschlich im Sinne von human & fair im 21. Jht. sein (auch das schließt den Tribut Deines Lebens aus). Um weltweit, kulturübergreifend & allseits unumstritten als ehrenhaft zu gelten..

Ja, welche Beispiele hätten wir denn da?

Kirchenoberhäupter schon mal nicht! Sie bilden vielleicht separate Parallelwelten, decken damit jeweils aber weder den Globus komplett ab, noch tun sie sich besonders herausragend in der Umsetzung ihrer eigenen Werte hervor. Auch die Ökumene bringt derzeit weder Frieden noch das gegenseitige Verständnis, das schon längst gemeinsames Ziel aller & jeder Religion sein sollte!

Mahatma Ghandi, Nelson Mandela, Martin Luther King fallen mir da eher als ECHTE  EHRENMÄNNER ein. Und für unseren Kulturkreis vielleicht noch ein Gorbatschow oder auch ein Vaclaf Havel. Das aber sind nahezu ideale Vorbilder – ist für hiesigen Rahmen viel zu hoch gegriffen.

Ehre beginnt im Kleinen

_peguin_courage_by_pepion11-d6ur39jEhre braucht die Haltung von Loyalität und bisweilen auch die Notwendigkeit couragierten Eintretens & Konsequenz.

Das ist der Kern, also das, was man(n) wollen & konkret selbst dafür tun kann.

Speziell in dem Begriff der Loyalität drückt sich bereits aus, dass Ehrenhaftigkeit auch besagtes Gegenüber als Maßstab braucht, um einerseits als solche erkannt & auch anerkannt (honoriert?) zu werden ( = Fremdbild), andererseits aber auch um die moralischen Erwartungen des Anderen in sich zu berücksichtigen, also zugewandt zu reflektieren (= Integration im Selbstbild).

Ehre, so verstanden, erhebt uns also nicht „nur“ – wie jeder Ruhm, zeitweilige Prominenz & jede Statussymbolik samt persönlichem Vermögen. figuerliche Skulptur mit Handschlag

Echte Ehre bettet uns ein, verankert moralische Maßstäbe des von uns anerkannten (gewählten?) Umfeldes und ist gleichermaßen Zielvorgabe unseres Verhaltens zwischen Verantwortung, Respekt & Courage.

Wie definieren sich Männer heute?

Mal davon abgesehen, dass Männer mittlerweile teilweise sogar ihre Muskeln & Formen gezielt „definieren“, finden sich noch immer, wenn auch wenige, Ehren-Codices unter ihnen = was man(n) macht und was nicht.

Ein „Hort“  solcher sogen. Ehren-Codices & Rituale, und zwar der elitären Sorte, die sich über Jahrhunderte hinweg „gerettet“ haben, sind beispielsweise die sogen. „schlagenden Verbindungen“ der Corps-Studenten mit dem bekannten „Schmiss“ (Degennarbe) im Gesicht als klassisches Manneszeichen ihres bereitwilligen Einsatzes. Zeitgemäß ist an dieser Verbindung, aus meiner Sicht, allerdings nurmehr wenig und speziell elitäre Bruderschaften entziehen sich, schon aus Überzeugung, meinem Horizont – sorry.

Winkel & Zirkel
Winkel & Zirkel

Ein wesentlich pragmatischerer, mit Recht stolzer Männerbund hingegen sind die Freimaurer, in deren Statuten sich durchaus ehrenhafte Ideale – in Deutschland seit dem 18. Jht. – wiederfinden: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz & Humanität. Ihre Logen waren jenen Männern, die etwas bewegen wollten, schon immer ein Freiraum, über Vieles ungestört reden zu können & gemeinsame Projekte – auch sozialer Natur – anzugehen.

Das haben sie beibehalten, mittlerweile auch die Gründung diverser Frauenlogen mit gleicher Intention akzeptiert. Ich kann mich jedenfalls nicht daran stoßen, dass sie die Geschlechter sich weiterhin getrennt voneinander frei ( & unabgelenkt?) entfalten lassen. Warum nicht auch mal so, wenn sich für beide etwas findet?!

Weitab der formal aufrecht erhaltenen Tradition..

findet sich wenig, eher ein großes, allgemeines Rätselraten um die Männerehre in heutigen Umbruchszeiten.

Rudimente begegnen einem, wie das Tabu, weder die aktuelle noch die „verflossene“ Freundin/Lebenspartnerin eines guten Freundes anzurühren. Überhaupt scheinen hpts. alte Respekts- & Umgangsregeln  unter Freunden „überlebt“ zu haben.

Ein Sammelsurium dessen – „leicht auf die Schulter genommen 😉 “ – fasst der sogen. „Bro-Code“ in Artikeln & Paragraphen eines Buches zusammen. Eine Sitcom gleichen Namens setzt das Ganze dann noch typisch amerikanisch, hpts. in Hinblick ersterKontakte zur Damenwelt, in Szene. Wer’s mag bzw. mit schmunzelndem Auge sich das Regelwerk junger (amerikanischer) Männer mal anschauen will.. hier der Link zur Verlagsseite:

http://der-bro-code.de/

Wesentlich ernsthafter auf der Suche nach dem, was aus Männerperspektive ein „Ehrenmann“ sein könnte,  scheint zudem ein 30jähriger, sympathisch umtriebiger Fitness-Coach zu sein (neben seinem beruflichen Interesse am Körper).

Wir sind vielleicht nicht seine Zielgruppe, aber.. Wer etwas Geduld, sowohl für die wohl absichtlich weitläufige Einstiegsphase als vielleicht auch für die noch mangelnde Lebenserfahrung des jungen Coaches zu diesem Thema hat, und wer sich nicht scheut, sich auch Definitionen nachrückender Generationen dazu anzuhören (was ich immer nur für gesund halte) – der schaut hier..

https://www.youtube.com/watch?v=kge3WF711os (11min)

Ich meine, gegen Ende der ca. 11 min kommt jener Julian Zietlow dem hiesigen Kern von Verbundenheit & anzustrebender Dauerhaftigkeit der Ehre aus klassisch männlicher Sicht sehr nahe.

Die offen verbliebene Frage allerdings, weshalb die Ehre sich traditionell fast ausschließlich mit Männern verbindet, bleibe ich Ihnen, bis auf erste Ansätze an anderer Stelle hier im Blog, schuldig. Das wird sich ändern, wenn ich beim geschlechtsspezifischen Rollenverständnis und dessen Tragweite für Mann & Frau angelangt bin.

Was hingegen auf unsere Kultur bezogen & allgemein den schwer zu greifenden Ehrenbegriff mehr noch über die verletzte Ehre, die Diffamierung & ausgelöste Scham – auch bei uns – umreißt.. Dazu mehr im nächsten INTRO-Artikel.. u. a. anhand der hier eingangs erwähnten, aktuellen Ausführungen eines Bundesrichters im Rahmen der Zeit-Online.

nach oben

Schreibe einen Kommentar