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Wer gönnt, der neidet nichts?

Nicht ganz. Neid ist ein natürliches Gefühl, erwächst ganz automatisch aus dem sicht- & spürbaren Vergleich mit Anderen und meldet sich bei jedem, der ein Ungleichgewicht zu seinen Ungunsten festzustellen glaubt.

Und da liegt auch schon die Krux begraben.

Wieso?

Rein konstruktiv betrachtet, entspricht es unserem evolutionären Wesen, dem, was Andere bereits errungen haben, nachzueifern – sie womöglich noch zu übertreffen. Insoweit ist Neid der „Funke“, das Motiv, Fantasie & Kraft zu mobilisieren, unseren Mangel auszugleichen und uns dafür weiterzuentwickeln.

Im Neid steckt damit auch der Anspruch, das gleiche Anrecht zu haben wie der Andere und das ist nichts anderes als ein gewisser Sinn für Gerechtigkeit. Das Verlangen, dieses für sich auch gegen Widerstände durchsetzen zu wollen, braucht Selbstbewusstsein als Voraussetzung & Basis dieses Gerechtigkeitsansinnens.

Neid ist also eine unserer wichtigsten Triebfedern und hat als „Funke“ von elementarer Bedeutung die Qualität des Lebens vieler Einzelner bereits oftmals zu fördern vermocht. Ebenso wie der Gerichtigkeitsaspekt des Neides die soziale Gerechtigkeit unserer heutigen Gesellschaft erst erschaffen hat. So weit so gut.

Problematisch wird’s, ..

wenn wir „in Fahrt“ geraten, wenn wir tatsächlich einen Mangelzustand vorfinden und deshalb nicht selbst zu etwas kommen können, ohne es dem Anderen zu nehmen. Problematisch wird es  auch, wenn wir uns in unserer eigenen Wertigkeit, im Vergleich zu Anderen wie in unserem Urteil über die Situation, gewaltig ver- bzw. überschätzen.

Insoweit steht der Neid ebenfalls ganz nah am Gegenteil des Gönnens, der unsozialen Komponente, der Missgunst und allem, was damit verbunden ist, sowie noch näher an der Sucht des Eifers = der Eifersucht.

Neid beschreibt also einen ganz schmalen Grat zwischen einem biologisch natürlich begründeten Egoismus und seiner subjektiven, völlig überspannten Interpretation über alle Notwendigkeit & jeden Mangel hinaus.

Verlieren wir das sogen. rechte Maß und lassen wir uns mehr & mehr von unserer persönlichen Unzufriedenheit die Sinne vernebeln, rutschen wir fast unmerklich in eine Art „Tunnelblick“, greifen erst recht nach den vermeintlich seltenen „Früchten“ und kämpfen einen Pyrrhussieg mit aller Destruktivität.

Ein Pyrrhussieg ist Kampf & Sieg letztlich ohne Sinn & Verstand, der beiden Seiten Schaden zufügt, den man deshalb auch besser vermieden hätte, weil der Kampf zu grausam für ALLE war, sodass rückblickend der Sieg seinen Sinn & seine Erstrebsamkeit verloren hat.

Was erspart uns die kontraproduktive „Rutschpartie“?

slide-595742Die Basis unseres Wollens & Beurteilens:

Unser Selbstbewusstsein!

Denn ohne uns unserer Wertigkeit wirklich bewusst zu sein, ohne unsere Stärken & Schwächen zu kennen und BEIDES auch für uns angenommen zu haben, ohne uns selbst zu mögen & zu schätzen, leben wir IMMER in einer Art subjektivem Mangelzustand.

Unser Urteil darüber, was wir und was jemand anderes „verdient“ haben mag und was nicht, fällen wir oftmals viel zu schnell und überprüfen es auch kaum noch – agieren dann nur noch aus. So wird aus Neid garantiert Missgunst – ganz ähnlich auch der Eifersucht, die nach exakt dem gleichen Muster abläuft.

Mir persönlich hat da erst mal nur geholfen, in allererster Linie konsequent vertreten zu können, was ich fühle & beabsichtige – vor mir und vor Anderen. Mit der Instanz meines ehrlichen Blicks in den eigenen  Spiegel, begreife ich Neid seither nicht länger nur als „Beißholz“, haben Neid und ähnliche Gefühle  ihren „bitteren Nachgeschmack“ zunächst für die Anderen und über die Jahre auch für mich fast ganz verloren. Das gilt jetzt bereits ca. 35 Jahre bei mir.

Die goldene Regel:

„Was Du nicht willst, was man Dir tu, das füg‘ auch keinem anderen zu.“,

fasst genau das, was ich meine und wuchs zu so etwas wie meiner ersten Maxime. Da brauch ich auch keine 10 Gebote mehr, kein Ehegelübde und selbst die Idee der sogen. Corporate Identity des Marketings nebst aller möglichen Firmenphilosophien, sogar das Bewusstsein für unsere Umwelt passt da auch noch mit hinein, wenn man es genau bedenkt.

Letztlich bemühe ich mich bis heute, besagten Funken vom Feuer zu trennen, genau dazwischen meine Gefühle & Gedanken in jeder Richtung wirklich zu Ende zu denken und meinen eigenen „roten Faden“ durch all meine Erlebnisse hindurch zu finden. Dazu muss ich vor allem aufrichtig mit mir sein & mir selbst (ver-)trauen können.

Und zumindest das ist seither tatsächlich gewachsen: Mein Vertrauen in mich selbst, ohne dass ein sich seines Selbst bewusster, konstruktiver Umgang mit kritischen Situationen für niemand machbar ist.

Bin ich auch zufrieden?

Nein, ich bin Mensch. Aber dieser Weg gibt mir immer wieder ein Stück von dem zurück, was in dem Wort auch steckt: Frieden!

Gönnen ohne Neid ist so mit der Zeit möglich geworden – für mich.

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