Kultur Aegypten

Kultur kommt also von Kult & „Ur“?..

– allein mein Wortspiel zwar, doch historisch könnte man(n) die Wurzeln dessen, was wir heute (europäische) „Kultur“ nennen, durchaus in den gesellschaftlichen Entwicklungen rund um die Stadt „Ur“wink der Sumerer bis zurück in sogen. URzeiten suchen,

.. denn „auf dem Boden“ der Zivilisation wuchs auch immer die Kultur – als althergebrachtes Gegenstück, als erdachtes, zelebriertes, Halt & Orientierung gebendes „Bollwerk“ gegen Gefahr & Risiko, gegen Bedrohung & Angst – aber auch als rein kognitive Ergänzung & Vervollständigung des irdischen (Er-)Lebens in der mentalen Vorstellungswelt des Menschen – letzteres besonders ausgeprägt bei den Ägyptern.

1200px-Bullock_cart_driver,_National_Museum,_New_DelhiIm vorherigen EXTRO-Artikel war die sumerische Kultur und ihre Geschlechtsspezifik Thema..

 

Im Unterschied zum realen Fortschritt der Zivilisation – ihrerseits generell „geboren“ aus dem sich konzentrierenden städtischen Milieu und offensichtlich durch die Natur des Männlichen in der uns bekannten Form vorangetrieben (*) – stellt die Kultur mehr „die große Klammer“ dar, die wirklich ALLE Bestandteile des Lebens , Denkens & Fühlens sowie beide Geschlechter eines ganzen Volkes zu einem Ganzen in sich verbindet.

sperium-319806_1920(*) Der „Natur des Männlichen“ als „evolutionäre Triebfeder“ galt der letzte INTRO-Artikel..

 

Ursprünglich aus einzelnen Ritualen der Urvölker entstanden, liegt ihr, alle Kulturen verbindender Kern, meiner Ansicht nach, im reinen Glaubenzunächst die einzige Möglichkeit des Menschen, den Urgewalten der Natur etwas entgegenzusetzen, der empfundenen Ohnmacht, Unsicherheit & der direkten Abhängigkeit von Natur & natürlichen Prozessen irgendwie habhaft zu werden und sie sich so begreiflich zu machen – eine Illusion von Einflussnahme & Berechenbarkeit zu schaffen.

Über die Weitergabe dieser kulthaften Handlungen & Riten, die gleichermaßen Freude & Stolz als auch Bedrohungen, die Unbegreiflichkeit des Schicksals & persönlicher Verluste thematisierten, entstanden erste Traditionen als „Band“ über Generationen hinweg.

Ancient_Egyptian_KingKonstituiert in festen Regeln und durch überlieferte Symbole „sichtbar“ & übertragbar gemacht, trug & trägt der Kult & das Ritual v. a. zur gezielten Bewusstwerdung eines hervorstechenden Ereignisses oder eines Übergangs in einen neuen Lebensabschnitt, wie z. B. Initiationsriten oder auch Heiratszeremonien, bei.

Kurz gesagt: Der Kult dient der gesonderten, teils feierlichen Bewusstwerdung des Unbekannten & Unfassbaren.

Gleichermaßen geben das Regelwerk & der überlieferte Bedeutungsgehalt von Symbolen mittels der Tradition menschliche, teils im Ursprung naturverbundene Strukturen vor, die Halt, Orientierung & Trost spenden und in ihrer jeweiligen Charakteristik den gemeinsamen Geist, die Einheit eines ganzen Volkes prägen – also im Einzelnen wie im Ganzen Sicherheit & Identitätsbewusstsein verleihen.

Bis heute helfen bestimmte Rituale & Bräuche uns dabei, der „nackten“ Realität „ein Schnippchen zu schlagen“, verbinden uns mit unseren Ahnen, mit unserer Herkunft, geben Halt & Zuversicht, Struktur & Identität – zumindest noch immer an prägnanten „Eckpunkten“ unseres Lebens.

640px-Ägyptischer_Maler_um_1360_v._Chr._001Meist haben sich diese Sitten & Gebräuche aber auch über den Glauben eng mit der Religion verbunden, sind damit aus deren jeweiligem Regelwerk, deren normierender Moral und auf Basis des jeweiligen Stellenwerts der Geschlechter gesellschaftliche Maßstäbe erwachsen und haben damit auch unsere Werte & Wertigkeiten bis ins JETZT mitbestimmt.

Wie sah es damit bei den „alten“ Ägyptern aus,

.. in der Parallelkultur der Schrift, die nahezu gleichzeitig zur Blütezeit der Sumerer sich zu entwickeln begann.. das aber viel weiter südlich, mitten in den Extremen der Wüste an den reichen Ufern des Nils?

Nile_composite_NASASo beharrlich wie sich schon damals Sonne & Wüste in Ägypten „niedergelassen“ hatten, so regelmäßig trat wohl auch der mächtige Nil im Laufe eines Jahres über seine Ufer, überschüttete sie mit mineralreichen, feuchten Böden, auf deren fruchtbarer Grundlage die Ägypter mit viel Arbeit enorme Erträge erwirtschaftet haben müssen.

Ganz wie im Zweistromtal, bedeutete das die Konzentration von Wissen & Macht an besonders geeigneten Orten, in Städten & Fürstentümern nahe der natürlichen „Lebensader Fluss“, aber auch Handel & Schiffbau.. Das allerdings am Nil mit dem Trumpf vor Augen, Gold & Edelsteinen der Afrikanischen Platte noch näher zu sein, ließ offensichtlich den Fortschritt nahezu explodieren..

Sich dessen doch sehr wahrscheinlich bewusst, entwickelte sich eine imposante Folge von Dynastien in jener Bronzezeit, die das Land in Eroberungszügen einten, die Sieger zu Königen, zu den bekannten Pharaonen machten, welche scheinbar die Welt verändern wollten & sollten – über runde 2000 Jahre hinweg – durchaus aber auch mit langen Phasen des Friedens & des Ausbaus dazwischen – immer wieder im Wechsel mit jenen kriegerisch raumgreifenden Expansivkräften.

Was für ein Glaube und welcher Alltag stand hinter dieser Glorie?

Selbst die Götterwelt der Ägypter rang um den Thron. Die Ägyptische Religion steuerte zwischenzeitlich sogar deutlich Richtung Monotheismus, wie man eine Religion mit „nur“ einem Gott & Herrscher ja bekanntlich nennt.

399px-Maler_der_Grabkammer_der_Nefertari_001Während sich auf Erden die Zivilisation „in farbenprächtiger Blüte“ entfaltete, sah man(n) wohl nicht ganz zu Unrecht in der über Leben & Tod entscheidenden Sonne den mächtigsten aller Götter (Atum) Re und gleichfalls die Einheit der Macht, in welche jeder Mann & jede Frau mit dem Tode gleichfalls eintraten, so ihre Seele zu Lebzeiten unbelastet geblieben war und damit dem Himmel, der Sonne entgegenfliegen konnte.

Das war die Vorstellung eines endlosen Lebens, dessen irdischer Verlauf über das Schicksal zwischen Licht & Schatten entschied. Das Mysterium des Lebens offenbarte sich innerhalb des Glaubens der Ägypter in dessen Gegenteil – im Tod. Für ihn ließen Pharaonen ihre Pyramiden am Firmament „kratzen“ und stießen sie später ihre monumentalen Grabanlagen dominant in den Fels.

In seinem Sinne führten die Pharaonen schon auf Erden das gebührliche Leben, auf das sie sich fürs Jenseits somit bereits im Diesseits prunkvoll einrichteten. So kamen sie auf die Idee, selbst göttlich & wahrhaft unsterblich zu sein, denk ich mir.

Michelangelo_Buonarroti_016? Das erinnert mich doch an..

– was sicher zu einem Teil die Perfektion der Ägypter ebenso wie ihren Hang zum Gigantischen als Motiv erklärt und die Entwicklung einiger übergroßer Egos unter Pharaonen & ausführenden Wesiren per Geltungsdrang & Machthunger in nachvollziehbare Nähe rückt.

All das ging nur, weil die Überschwemmungsperioden des Nils regelmäßig Abertausende von Landarbeiteren für Monate von ihrer Feldarbeit freistellten.. Da kam man(n) offensichtlich auf ganz andere Ideen und wurde (in mehrfacher Hinsichtwink) kreativ..

Dennoch, oder vielleicht gerade aufgrund der relativen Berechenbarkeit und den einzigartigen Perspektiven eines Lebens am zentralen Nil, verankerte der Glaube, die Religion auch..

eine Moral von Ehrenhaftigkeit!

Trat doch jeder Ägypter am Ende seines Lebens vor ein Totengericht der Götter, das besagte Seele mit einer Feder aufwog. War der Mensch ehrlich & einsichtig vor dem Tribunal, hielten sich Feder & Seele folglich die Waage, war seine Seele für den „Aufstieg in die Ewigkeit“, nahe dem friedliebenden Schöpfer & Sonnengott (Atum) Re bereit. Log er und war sein Leben voller Missetaten, zog es die Waagschale samt seiner Seele gen Unterwelt – unwiderbringlich.640px-BD_Weighing_of_the_HeartDas nenne ich eine Verankerung des Bewusstseins von Gut & Böse in die Gesellschaft – quer durch alle Schichten & Geschlechter, maßgeblich für jedes Alter. Mit dieser Aussicht zu leben, „installierte“ sich erstmals so etwas wie ein Gewissen in die Menschen.

Speziell diese Gewissheit in der Vorstellung eines jeden, einem nicht zu täuschenden, gerechten Tribunal am Ende niemals entgehen zu können, muss die gesellschaftlichen Maßstäbe in jeden Einzelnen, hinein in jeden Tag & jede Nacht seines Denkens „getragen“ haben. Mit dieser unentrinnbaren Aussicht trug nun jeder gläubige Mensch „den ersten Richter“ bereits in sich.

So kommt es mir vor, wenn ich die „Früchte“ des kunst– & eindrucksvollenTotenkultes – nein besser: des ewigen Lebens damals am Nil bis heute sehe und, wenn ich ihre Hyroglyphen verstünde, auch lesen könnte. Aus jenen Schriften weiß man(n) beispielsweise, dass Mann & Frau  sich weniger gegenseitig dominiert haben sollen, als dass eher..

beide Geschlechter ihre Rollen „ausgelebt & ausgeschmückt“..

haben, teils war nicht einmal eine Ehe notwendig. Meist sollen sie auch ihre Kinder spielen gelassen haben, sollen sich die Meisten mehr in Bezug auf ihre Kleinfamilie gesehen, als den Großfamilien oder Sippen zugehörig gefühlt, haben. isis-67745_640Auch eine Scheidung war möglich, egal von welcher Seite initiiert!  So etwas wie Zugewinn gab es, die Möglichkeit eines Mutterrechtes auf die Kinder, allerdings ebenso wie die Inzucht und manche andere Grenzwertigkeit ausgelebt wurde.

V. a. innerhalb des königlichen „Pharaonen-Geschlechts“ war das durchaus keine Seltenheit  – zumal es die Götter auch nicht viel anders hielten.

Ohne weiter auf die 2000 Jahre Geschichte einzugehen, glaube ich gern, dass..

Ägypten in Vielem anders..

war. hieroglyphs-541146_640

Ob es der Nil, das Gold, Glaube & Religion oder das geballte Wissen & Können „im Fluss“ des regen Handels & der einzigartigen Möglichkeiten waren oder ob es mit der Macht der Schreiber, Wesire & Beamten zusammenhing.. ??

Ägypten war vielleicht nicht repräsentativ für sonstige Tendenzen des frühen Altertums – aber interessant allemal, teils auch  „federführend“ – in vielerlei Hinsicht & vielen Facetten – erst recht aus heutiger Perspektive.

Bis bald? Bis bald!smile

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