Das Werkzeug

Das „Werkzeug“ reifen lassen..

Die Schweizer haben es schon, die Finnen wollen die Handschrift – die gebundene, fließende – in ihren sonst so guten Schulen ebenfalls abschaffen und die Kiddies lieber gleich tippen lassen..

(lesen Sie vielleicht meine spontanen Erstgedanken zu dieser Nachricht und dann hier weiter?..)

Ich denke, wir müssen nicht erst die Hirnforschung bemühen um zu erinnern, welch persönliches und doch so schlichtes Instrument den Kindern damit vorenthalten wird.

Statt bereits die Kleinsten an unsere Technik zu binden, ihnen Eigenständigkeit, Kreativität und eines der ältesten Ausdrucksmittel zu rauben, sollten unsere Hard- & Software-Riesen lieber intensivst an Ihrer Scan- und Touchscreen-Technologie sowie an der Leistungsfähigkeit ihrer Schrifterkennungsprogramme arbeiten. Technik im Dienste der Menschen, aber nicht Menschen, verloren im Schatten blinden Fortschrittsglaubens.

Ich habe nichts gegen die Digitalisierung der Schrift, aber nicht um diesen Preis und nicht zum jetzigen Zeitpunkt der Entwicklung.

Wenige Jahre später werden simple Tablets erschwinglicher, werden ihre Bildschirme nahezu resistent gegen Stoß & Kratzer sein und werden Schriftprogramme keine Ewigkeit mehr brauchen, unsere „Hieroglyphen“ naht- und fehlerlos einzulesen. Das selbe Gerät, vielleicht das selbe Programm, wird uns auch gleich noch die perfekten Mal- und Zeichenutensilien dazureichen. So lässt sich dann komplett & kreativ an einem Ort und einer Stelle umsetzen, was uns gedanklich gerade so zum jeweiligen Thema vorschwebt.

Das wäre eine Bereicherung – auch für Kinder!

Und das würde Ihnen die Fähigkeit, so wie wir alle schreiben zu können, nicht vorenthalten. Es würde per Fein- und Sensomotorik die gleichen komplexen Denkprozesse in Gang bringen und eine echte Lern- und Reflektionshilfe sein, die man dann durchaus auch wieder mit Stift und Papier ausüben kann – ganz nach Gusto.

Allein hier schon in der Praxis des Schreibens meiner Beiträge, glaube und weiß ich einfach, dass manche Headline, mancher Slogan, mancher zufällig wirkender Quereinstieg, mir in dieser Form nicht einfiele, wenn ich nur vor einer Tastatur säße. Es ist einfach nicht das Gleiche – das Tippen verglichen mit dem „viel mehr nach Freizeit riechenden“, fließenden Schreiben per Hand.

Für mich persönlich gilt sogar, dass auch das rein Gesprochene und dann von Smartphone oder Tablet in Buchstaben Umgewandelte, mir nie das zurückgeben könnte, was die eigene Schrift mir aufzeigen kann. Das mag von Lerntyp zu Lerntyp anders sein und ich registriere sehrwohl, dass gerade Männer teils wirklich gern zum unkomplizierten Stil des Diktats zurückkehren. Aber für mich, für sich selbst, bringt die eigene Handschrift trotz alledem noch ganz andere, tiefer greifende Impulse mit sich, ist viel mehr Mittel der Auseinandersetzung mit Inhalt & Stimmung als Sätze allein auf Zuruf oder per Tastenspiel.

Im Übrigen lieb‘ ich es, viel unterschiedliche Dinge mit meinen Händen, meinem Kopf, mit Armen & Beinen zu tun – bin um jede Fertigkeit froh, die sich zu meinem Repertoire gesellt und dadurch in Vielem nicht wirklich auf fremde Hilfe angewiesen. Das gibt in jedem Fall ein gutes Grundgefühl. Die Lütten täten mir schlichtweg mehr als leid, ganz ohne diesen, fast natürlichen Zugriff auf äußere wie tiefere Zusammenhänge aufwachsen und älter werden zu müssen.

Langzeitstudien, die Politiker jetzt natürlich (noch) nicht finden können, möchte ich später gar nicht erst lesen müssen. Von Defiziten, die sich womöglich abermals in fortgeschrittenem Alter rächen, mal ganz abgesehen. Denn wir wissen ja bereits heute, wie wichtig das alltäglicheTraining unserer grauen Zellen, mittels schnell mal einer Notiz hier und einer kurzen Liste da, ist.

Ich bezweifle, dass ein zunächst erleichterndes Zwischenschalten heutiger Technik im Schreiben diesen Trainingseffekt erhalten würde. Ganz ähnlich übrigens, wie ich es für Taschenrechner & Navi in Folge sehe. Aber auch das werden Langzeitstudien garantiert noch deutlicher zu Tage fördern.

Einfach kann gut, zu einfach manchmal aber auch ein Fehler sein, liebe Finnen.

„Aber, wer hat’s erfunden???“

.. Schöne Grüße ans „Saunaland“ & in die schweizer Alpen 😎 !

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