AfD-Programm Knackpunkt 7: Einwanderung wider Willen!

Lt. AfD, sei Deutschland „..aufgrund seiner geografischen Lage, seiner Geschichte, Bevölkerung und dichten Besiedlung KEIN klassisches Einwanderungsland..“. Wer so etwas für den zentralsten aller europäischen Staaten behauptet und das auch noch in der bewegten Geschichte Deutschlands begründet sieht, steht m. M. n. auf extrem dünnem Eis.

Schließlich hat das Deutschland, wie wir es heute kennen, eine durchaus unübliche Geschichte, ist einst aus einem bunten Gemisch germanischer Stämme & Kelten entstanden, hat einen wesentlichen Teil seiner Kultur aus Römer- & Frankenreich übernommen und war jahrhundertelang in Fürstentümer zersplittert, deren Grenzveränderungen immer wieder auch massive Einflüsse von außen & Menschen aus allen Himmelsrichtungen ins Land brachten.

// Nachfolgend die Fortsetzung der Analyse des Programms der AfD – ab hier gemäß der überarbeiteten aktuellen Version des Bundesprogramms. Zitate sind weiterhin „kursiv“ gekennzeichnet – zum Thema Einwanderung dort wiederzufinden auf den Seiten  58-65.//

Zentrale Lage, föderale Struktur und widerstreitende Mächte der deutschen Historie offenbaren also eher das ganze Gegenteil, zeigen heute vielmehr eine außergewöhnliche kulturelle Vielfalt der verschiedenen deutschen Landstriche, die aus diesem mitteleuropäischen Hin & Her entstanden ist, sich unterschiedlich aus den jeweiligen Wurzeln genährt & gemischt hat und nur zögerlich, v. a. über die gemeinsame Sprache, zu einem einenden Nationalgefühl zusammengefunden hat.

deutschvideoZur Herkunft des Namen Deutschland vielleicht folgendes kurzes Video von guten 5min Länge??

Einwanderungsland hin oder her..

Letztlich kann man das so oder so sehen. Herrschte doch schon immer viel Bewegung in der Mitte Europas, ist auch nicht jeder geblieben, den es auf attraktiven deutschen Boden zog oder verschlagen hatte und sind die erst deutlich später erschlossenen Kontinente in Übersee, wie Nordamerika samt Kanada & USA oder auch Australien, sicher die typischeren Einwanderungsländer, zu denen man sich ganz gezielt auf die Reise begab und noch immer aufmacht, um dort auf Dauer sein Glück zu suchen & zu bleiben.

countries_by_immigrant_population„Dennoch..“, erkennt sogar die AfD, „.. wandern seit Jahrzehnten Menschen nach Deutschland ein. Damit ist es de facto (doch!) ein Einwanderungsland..“. Aber..

„Der deutsche ‚Sonderweg‘..“

führe „.. fast ausschließlich zu einer Einwanderung in die Sozialsysteme und den Niedriglohnsektor..“. In ähnlichem Tenor unterstellt die AfD selbst einer gesteuerten Einwanderung aus Drittstaaten: Sie sei „.. kein Weg, um die demografische Krise zu lösen“.

Auch da kann man anderer bzw.  einer deutlich differenzierteren Meinung sein! Hierzu habe ich mir beim Statistischen Bundesamt mal ein paar aktuellere Übersichten angeschaut. Bezeichnenderweise habe ich das Spitzenjahr der Zuwanderung – 2015 – gewählt & relevante Daten zwecks Anschaulichkeit etwas „griffiger“ aufgearbeitet.

Vorab..

Wem ist überhaupt der sogen. Migrationshintergrund zuzuschreiben? „Ausländer“ trifft da nicht ohne Weiteres immer zu – denken Sie nur an die Kinder & Kindeskinder ehemaliger Gastarbeiter usw. Lt. Definition des statistischen Bundesamtes sind das also im engeren Sinne:

  1. alle nach 1949 Zugewanderten
  2. + alle in Deutschland seither geborenen Ausländer
  3. + alle in Deutschland seither geborenen Deutsche mit mindest einem Elternteil ausländischer Herkunft

2015 lebten  insges. 81.404.000 Menschen in Deutschland.

Davon hatten 79% keinen Migrationshintergrund  – nachfolgend als Hiesige von mir bezeichnet – während die restlichen 21%, lt Def., eben besagte Menschen mit Migrationshintergrund sind – in den folgenden Grafiken & Tabellen durchgängig abgekürzt zu MMH.

Hier die generelle Aufgliederung als Grafik:statistikbevoelkerung2015Analog dazu, die Grunddaten der Erwerbsfähigkeit:statistikerwerbsfaehigkeit2015Klicken Sie auf die Bilder, um genauer zu sehen.

Das allein hat aber noch wenig Aussagekraft. Runde 4% Unterschied in der generellen Fähigkeit, für sein Auskommen selbst sorgen zu können bzw. 6% Differenz zwischen den tatsächlich Erwerbstätigen rechtfertigen wohl kaum ein so niederschmetterndes Urteil über das Potential Aller, die seit Gründung der Bundesrepublik 1949 zu uns kamen und teils mit ihren Familien hier blieben.

Sind wir nicht völlig ignorant, so mischen sich in Erwerbsfähigkeit & reale Berufstätigkeit doch so einige Faktoren in das Leben der Migranten, die ihnen hier & heute – im Vergleich zu den Hiesigen – das Arbeiten für ihren Lebensunterhalt nicht unbedingt auf Anhieb einfach machen.

So fallen unter diese große Gruppe nicht nur jene Migranten, die bereits länger hier leben oder gar hier geboren sind, sondern auch jene, die sich gerade erst unter größten Anstrengungen & Einbußen hierher begeben haben, weil sie kaum echte Chancen für sich in ihrem Land erschließen konnten, und nicht zu vergessen auch die wirklichen Flüchtlinge, die um des nackten Überlebens willen hergekommen sind, Heimat & Familie verloren, ihren letzten Penny in die Flucht investiert haben und nichts als massivste Sorgen & unvorstellbar grausame Erinnerungen mit sich tragen, die  Viele von ihnen nicht mal mehr ruhig schlafen lassen.

altersstrukturZudem erreichen uns oft nur die Jüngeren, die noch die Kraft für die Entscheidung, (die Flucht?) und einen möglichen Neuanfang in sich spüren oder von ihren Familien für ihre Familie als Retter & Hoffnungsträger entsendet wurden.

Wir wissen außerdem, dass die ganze Gruppe der Zuwanderer und ihrer Nachkömmlinge im Schnitt wesentlich jünger ist als unsere alternde Gesellschaft, in welcher der eigene Nachwuchs keine Selbstverständlichkeit mehr ist, eben weil wir hier unser Sozialsystem mit dem Solidaritätsprinzip der Generationen haben, mittlerweile viel  selbstbezogener „ticken“ und sich unsere Frauen seit der Antibabypille auch schlichtweg anders entscheiden können.

Auch dieser Hintergrund gehört zum ‚deutschen Sonderweg‘, wenn die AfD das auch in voller Konsequenz so nicht sehen will oder kann.

Kinder & Jugendliche – ist, was uns fehlt!

Nur können wir sie uns nicht einfach passgerecht (gebildet, arbeitsam & kulturell angepasst) „anliefern lassen“. Nein – junge & jüngste Menschen brauchen hier wie dort Zeit & unterstützende Strukturen, um sich für ihren eigenen Lebenserwerb zunächst zu qualifizieren als auch das Standing zu entwickeln, selbstbewusst ihr eigenes Ding aktiv anzupacken .

Bis dahin sind sie vielmehr naturgemäß auf die Hilfe ihrer Familien und das Angebot des jeweiligen Staates an Bildungs- & Qualifizierungsmöglichkeiten angewiesen sowie auf einen gewissen Schutzraum, um sich austesten zu können.

// Auchyoung-people-563026 zu Kind- & Jugendzeit gibt es bereits eine längere Artikelpassage hier im Blog. Als Quereinstieg hier zu empfehlen die Übergangsphase: Entwicklung zwischen den Extremen – Teil 2. //

Das und die angeschnittenen Startschwierigkeiten auch der Erwachsenen unter den Nichthiesigen spielt auch in die nächsten Übersichten mit hinein.schulabschluesseberufsabschluesseNimmt man noch die unterschiedliche Vororientierung der Herkunft aus ursprünglicher Stadt- oder Landbevölkerung mit hinein, relativieren sich die nackten Zahlen plötzlich – meine ich.

Erstrecht, wenn man berücksichtigt, dass der jeweils erlernte Beruf möglicherweise nicht nur bei uns gute Arbeitsmarktchancen haben soll, sondern auch bei einer sicher mehrfach beabsichtigten Rückkehr in die Heimat (die ja grundsätzlich auch die AfD –  wenn auch aus anderen Gründen – forcieren will).

Notwendigkeit & Chance guter Jugendpolitik für ALLE!

Zusätzlich bedeuten viele junge Menschen auch aus ursprünglich anderen Kulturkreisen in unseren Kindergärten, Schulen, in Ausbildungsstätten und an Universitäten, neben der Notwendigkeit sie hier auszubilden und sicher für diese Zeit auch finanziell mitzutragen, auch die Chance, sie über unser Bildungssystem & begleitende Jugendeinrichtungen mit unserer hiesigen Kultur von Anfang an besser vertraut zu machen & in unsere Gesellschaft einzubinden.

Sicher wurde das bis dato viel zu halbherzig angegangen. Jede Partei (auch die AfD), die politisch gestaltende Verfehlungen in der Vergangenheit heftig moniert, hat da natürlich Recht – denke ich. Einzig die außergewöhnlichen Belastungen auf lange Sicht durch unsere eigene Wiedervereinigung sehe ich persönlich da für Vergangenes als berechtigte Entschuldigung.

Versäumt & unterschätzt in den Folgen wurde da sehr viel und das nicht nur für Kinder & Jugendliche mit Migrantenhintergrund!

graffiti-419931_640Vielmehr wurde flächendeckend für ALLE Minderjährigen in den letzten Jahrzehnten viel zu wenig getan, kaum altersgerechte Anbindung an die Gesellschaft angeboten, der Einzelne oftmals sich selbst und den sich rasend schnell ändernden Bedingungen unserer schillernden Welt überlassen, die Menge lediglich verwaltet und bis vor kurzem auch noch zu großen Teilen in die Perspektivlosigkeit der Arbeitslosigkeit entlassen.

Allesamt haben wir uns von dem Überangebot an Möglichkeiten in unserer Konsumwelt blenden & oberflächlich beruhigen lassen – tun es offensichtlich immer noch.

// By the way:

Speziell diese Versäumnisse in Jugend-, Familien & Bildungspolitik  sehe ich persönlich übrigens auch hauptsächlich jetzt als Ursache, weshalb wir heute „leicht befremdet“ vor unseren mittlerweile jungen Erwachsenen stehen, die ein direktes Miteinander kaum noch zu leben wissen und sich, trotz aller theoretischen Möglichkeiten, mehrheitlich & relativ fantasielos vor den Alternativen „Stiller Anpasser“ oder „Rebell“ wiederfinden.

Stattdessen lassen wir sie ihre Maßstäbe, Richtlinien & ihre Selbstbestätigung in Ersatzwelten der ständig fortschreitenden Technik suchen. Viel zu spät bemerken wir, wie sich einige von ihnen auf ihrer Suche plötzlich an politisch oder religiös bedenklichen Gruppierungen orientieren, sich massiv vereinnahmen und in ihrer Unkenntnis instrumentalisieren lassen oder Einzelne sich enttäuscht & wütend immer mehr abkapseln, gangster-1258632_640per oppositioneller Haltung schleichend in die Kriminalität gleiten, zunehmend in Gedanken, Worten & Taten gewalttätig & brutaler werden oder gar zum Amokläufer – entweder aus einsamen Rachegedanken, desillusioniert uns allen gegenüber, oder als Täter & Opfer in einer Person im Namen religiöser Fanatiker.

Ich jedenfalls beobachte das nicht nur bei  jungen lautstarken Migranten. Ich erkenne die selben grundlegenden Defizite auch bei unseren Kindern & Jugendlichen – teils in den besten Gegenden. Abhilfe tut da GENERELL & DRINGEND Not! Dazu aber später an anderer Stelle. //

Zurück zur AfD und einem tatsächlich im Ansatz sinnvoll differenzierten Blick auf die große Guppe der Migranten.

Flucht & politisches Asyl

„Es ist .. notwenig, zwischen politisch Verfolgten und (Kriegs-) Flüchtlingen, die unmittelbar vor ihrer Einreise echten, kriegsbedingten Gefahren ausgesetzt waren, einerseits und irregulären Migranten andererseits zu unterscheiden.“

Bis auf die unterstellende Wortwahl, dass Migranten in jedem anderen Fall dann gleich als irregulär“ von der AfD eingestuft werden, halte ich diese Unterscheidung in ihrer Tendenz durchaus für konstruktiv.

stamp-978944_640Wenn ich auch noch weitere lebens- und existenzbedrohende Flucht- und Asylgründe ohne Kriegsausbruch, z. B. in mancher Diktatur, als gleichrangige Berechtigung auf politisches Asyl & Schutz bewerte und es für die Gesinnung der AfD schon verräterisch klingt, solche lebensgefährlichen, jedem nachvollziehbaren weiteren Fluchtgründe schlicht unter den Tisch fallen zu lassen.

Sowohl im rechtlichen Anspruch wie dann im Handling sollte aber auch m. M. n. mit dem sofortigen Aufnahmeantrag eines um Leib & Leben Bangenden im Gegensatz zu  dem Einreiseanliegen eines rein wirtschaftlich ambitionierten, potentiellen Zuwanderers komplett anders umgegangen werden. Das Eine vom Anderen im Einzelfall allerdings zu unterscheiden – gerade zu hohen Andrangzeiten  – dürfte oftmals auch nicht einfach sein.

Ja, auch ich lese in den Gazetten, welche Schliche sich da nicht wenige einfallen lassen, um schon mal den „Fuß in die Tür“ zum vermeintlichen „Schlaraffia“ zu stellen. Aber das kann & soll hier nicht mein  Punkt sein, zumal eine Auseinandersetzung mit der derzeitig sehr komplexen, sich zudem verändernden Gesetzeslage hier in Deutschland bis zu den Maßgaben der EU und den Bestimmungen der Genfer Flüchtlingskonvention den hiesigen Rahmen definitiv sprengen würde.

Übergreifend & wichtig hingegen: Die AfD befürwortet auch hier einen..

Paradigmenwechsel..

und meint damit offenbar eine grundsätzliche Änderung unserer ursprünglichen Sichtweise & Haltung allen Einwanderungsanliegen gegenüber. Hierfür prognostiziert die AfD dreist wahre Horrorszenarien für die Zukunft. Ebenso wie sie den Anderen (den bisherigen Maßnahmen der Regierung) nicht nur überforderte Fehlerhaftigkeit sondern „politische Instrumentalisierung“ und so etwas wie „Einwanderungslobbyismus“, also organisierten Vorsatz unterstellt.

Demonstrativ manifestieren würde sich jener Paradigmenwechsel hingegen dann folgendermaßen bei der AfD:

1. „eine vollständige Schließung der EU-Außengrenzen“

(weil das Dublin-Abkommen ohnehin nicht funktioniere) und für Deutschland: „An allen Grenzübergängen, an denen eine ungeregelte Einwanderung stattfindet,

  • sind strenge Personenkontrollen einzuführen..
  • befürworten wir (?) Sicherungsmaßnahmen (?) an deutschen Grenzen..
  • Dies schließt die Bewachung der ‚grünen Grenze‘ ein.“

5?Dublin-Abkommen? Hierzu gab’s schon mal folgenden, sehr anschaulichen Video-Link mit kabarettistischer Würze (ca. 11min).

Zudem plädiert die AfD (ganz ähnlich übrigens wie derzeit auch in anderen konservativen Reihen höchst offiziell diskutiert) für..

2. Die Auslagerung jeglichen Flüchtlingsansturms..

samt Aufnahmeentscheidungsverfahren & Außenstellen des BAMF in sogen. Schutz- & Asylzentren“ –

  • nahe „der Herkunftsregion von Flüchtlingsbewegungen“,
  • (zumindest) „in sicheren Staaten“,
  • (möglichst) „unter UN- oder EU-Mandat“
  • sowie „nach ortsüblichen Standard und ortsüblicher Grundversorgung“ (was auch immer das dann konkret bedeuten mag).
bluemidomeni
Klick mich!

Etwa so? Sie erinnern sich an  Norbert Blüms Stippvisite in Idomeni (griechisches Lager an der Mazedonischen Grenze) und die Zustände dort Anfang 2016? Hier nochmal Ausschnitte aus der Sendung bei Markus Lanz.. (gute 5min)

Was speziell die AfD unter „ortsüblich“ versteht, schimmert durch diese Zeilen: „Auch die Lebensbedingungen in heimatnahen Flüchtlingslagern in Folge von Kriegen müssen auf einem Niveau gehalten werden, das eine Weiterwanderung überflüssig macht.„!!

Wo bitte geht’s da noch um Menschen.. um die, die ohnehin schon Schreckliches erlebt haben?? Nein – ganz klar geht es nur um das finanzielle Kalkül und selbst das bleibt eine bloße Behauptung bei der Größe & dem Umfang des zu bewirtschaftenden ‚Projekts Auslagerung‘: „Mit einem Bruchteil der Finanzmittel,.. können wir.. den Auswanderungsdruck dort vermindern.“

eritrea-105081_640Das hieße allerdings dann künftig auch: „Schutzsuchenden aus diesen Regionen, die in Deutschland eintreffen und hier ihre Anträge stellen, werden ausnahmslos.. zur zuständigen Aufnahmeeinrichtung in der Herkunftsregion (zurück) begleitet. Nach Anerkennung eines Schutzgrundes wird ihnen die sichere Einreise nach Deutschland (wieder zurück) ermöglicht.“

Was für ein Aufwand? Wie war das nochmal mit den Kosten? Vom eh seitens der AfD vehement bestrittenen, potentiellen Nutzen so einiger Flüchtlinge bei uns vor Ort längerfristig für unsere Gesellschaft  mal ganz abgesehen..

Und um den „freien Gestaltungsraum“ juristisch für all diese (und noch weitere?) Änderungen zu gewinnen, will die AfD

3. „das individuelle Asylgrundrecht durch die grundgesetzliche Gewährleistung eines Asylgesetzes (institutionelle Garantie) ersetzen“.

Defacto bedeutet dies für den Hilfesuchenden den Verlust seines bis dato sicheren & unstrittigen Grundrechtes auf schützende Aufnahme nach eindeutig festgelegten Kriterien der Bedrohung. Anstelle dessen würde unter der AfD politisches Asyl  zu einem reinen Verwaltungsakt degradiert, was es gerade in Deutschland nach den Erfahrungen der Verfolgten im Dritten Reich nie sein sollte.

Alle weiteren Gesetze & Vorschriften hierzu fänden sich dann nicht mehr auf Grundgesetzebene und ließen sich dann künftig „viel unproblematischer anpassen  🙁  „, was zur Folge hätte, dass das Schicksal jedes ernsthaft schuld- & alternativlos  Schutzsuchenden immer mehr vom Gutdünken der Behörde abhinge.

beten-schattenbild2Noch klarer: Das jetzige Recht auf Asyl würde langfristig zur rechtlosen Bitte, die sich gemäß weiterer Verfahrensvorgaben (denkbar z. B. eine einführbare Obergrenze auch bei politischer Verfolgung, Krieg u. ä.) dann durchaus auch einfach ablehnen ließe – ohne ein Recht auf einklagbaren Widerspruch und auch ganz egal, ob wir damit den Betroffenen in seinen sicheren Tod (zurück) schicken würden.

Wer eine solche Entwicklung bezweifelt, möge sich diese harmlos erscheinende Aussage nochmal auf der Zunge zergehen lassen: „Die Entscheider müssen wieder unabhängig von Weisungen werden..“!

Wollen Wir das wirklich?

Auf dieser Basis hallen dann Statements der AfD zu ihren 4, wie gesagt an sich sinnvollen, unterscheidend klingenden Kategorien plötzlich ganz anders nach.. (meine ich)

  • 1) Asylzuwanderung,
  • 2) die Handhabung der EU-Freizügigkeit,
  • 3) die qualifizierte Zuwanderung aus Drittstaaten sowie
  • 4) die Integration dieser drei Migrantengruppen

zu 1) Asyl

„Echte Flüchtlinge will auch die AfD schützen, solange die Fluchtursache im Heimatland andauert. Entfällt der Fluchtgrund, endet deren Aufenthalterlaubnis.

Nett 😉  – nicht? Schon mal ein kleiner Vorgeschmack – völlig unabhängig davon, mit welchen persönlichen Folgen Betroffene über diese Frist hinaus zu kämpfen habenfear-615989_640 und ob sie gesundheitlich überhaupt in der Lage zu Rückkehr & Neuaufbau ihrer Existenz sind. Und hierfür soll es dann  (finanzielle) „Rückkehrhilfen“ „im Verbund mit europäischen Partnerländern“ und ein „internationales Wiederaufbauprogramm“ geben.

(Und nochmal: Wie war das mit den Menschen und wie mit den Kosten und deren überschaubarer Planbarkeit, die der AfD doch sonst allerorts so wichtig scheint??)

zu 2) EU-Freizügigkeit

Offensichtlich erkennt die AfD auch hier: „..massenhafte Wanderungsbewegungen innerhalb der EU aus den ärmeren in die reicheren Staaten, besonders nach Deutschland, (allerdings:) allein zum Zweck des Sozialhilfebezuges.“  Quod erat demonstrandum (= Was zu beweisen wäre..). Meines Wissens nach kommen Viele in erster Linie, um hier Arbeit zu finden und sind zu Vielem bereit, nur um NICHT in Hartz IV  zu landen!

Dass besagte „massenhaften Wanderungsbewegungen“speziell auch der EU-Bürger keinesfalls nur in die eine Richtung stattfinden und somit offensichtlich auch noch ganz andere Gründe die Menschen dazu bewegen umzusiedeln, zeigt die Gegenüberstellung folgender 2 Grafiken zu 2015:

zuzug_herkunftsland

fortzug_zielland

(Das zeigt Verhältnismäßigkeiten, die i. Ü. auch die Medien generell derzeit viel zu wenig thematisieren.)

Nichtsdestotrotz fordert die AfD, „..die EU-Personenfreizügigkeit.. einzuschränken – ..dahingehend.., dass dem aufnehmenden Staat eine kontrollierte Steuerung der EU-Zuwanderung durch Arbeitnehmer und Familienangehörige möglich ist.“ Und konkret: „Mit Priorität fordert die AfD, allen EU-Ländern die Möglichkeit zu eröffnen, den Anspruch auf steuerfinanzierte Sozialleistungen für EU-Bürger und ihre Familienangehörigen von einer 4-jährigen, versicherungspflichtigen Beschäftigung ohne staatliche Zuschüsse abhängig zu machen. Die direkte Einwanderung in die Sozialsysteme muss verhindert werden.“

Das klingt erstmal legitim, gar nicht so einschneidend – fast schon vernünftig. Nur ist die Argumentation, mit der unsere wertvolle Freizügigkeit eingeschränkt werden soll, extrem fadenscheinig. Wird EU-Bürgern seitens der AfD doch lieber beabsichtigter Sozialbetrug unterstellt, anstatt das eigentliche Problem, die Folge eines schleichenden Lohndumpings, sehen zu wollen.

Schließlich kommen da sehr arbeitswillige Menschen aus ärmeren EU-Ländern zu uns, die ein ganz anderes Preis-Lohn-Gefüge im Hinterkopf mit sich bringen. Diese Konkurrenz raubt sodann so manchem hiesigen Arbeitnehmer die Argumente, für deutsche Verhältnisse adäquat bezahlt  werden zu wollen.

Aber was erwartet man auch von einer neoliberalen Partei, der solche Entwicklungen nur recht sein können – erhöhen sie doch den Profit des hiesigen Unternehmers und kurbeln die Wirtschaft damit weiter an. Nur zu welchem Preis und auf wessen Rücken – abermals??

Ich finde das ein hervorragendes Beispiel dafür, wie geschickt & schamlos die AfD an Ursachen & Wirkungen „dreht“. Wie sie das Eine verschweigt.. stattdessen Behauptungen zu Fakten erhebt und/oder die richtigen Argumente mal locker in den falschen Kontext stellt, nur um ein Bollwerk an (?Schein-?)Argumenten zu errichten, das der von der AfD so hochgelobte „gesunde Menschenverstand“ des „Kleinen Mannes“ dann als „Wahrheit“ erkennt.

Perfide wird’s, wenn er dabei weder merkt, wie er sich gegen mindest ebenso Benachteiligte aufhetzen lässt, mit denen er eigentlich gemeinsam die Ungerechtigkeiten in diesem Land auf den Tisch bringen müsste und damit zunehmend verkennt, dass er mit seiner Zustimmung auch noch seinen eigenen Niedergang besiegelt.

Das ist das uralte Spiel mit Täuschung & Feindbildern, das endlose Verwirrung stiftet, um die eigenen Ziele ungestört voranzutreiben.

zu 3) gesteuerte Zuwanderung nach Qualifikation

„Über Qualität und Quantität der Einwanderung selbst zu bestimmen, ist herausragendes Merkmal staatlicher Souveränität; das muss uneingeschränkt auch für Deutschland gelten.“640px-aufenthaltserlaubnis-deutschland-bis2004

„Die Versorgung unseres Landes mit qualifizierten Arbeitskräften muss in erster Linie über die vollständige Erschließung der einheimischen Potentiale erfolgen. Hierzu zählen..

  • eine umfassende Aus- und Weiterbildung,
  • die Intergration von immer noch Millionen zählenden Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt und
  • die Beendigung der Diskriminierung von älteren Arbeitnehmern und von Alleinerziehenden.“
  • „Auch die fortgesetzte Auswanderung inländischer Hochqualifizierter muss reduziert und die bereits Ausgewanderten müssen zur Rückkehr ermutigt werden.“

„Die Anwerbung in Drittländern kommt erst dann zum Zuge, wenn zuvor sämtliche dieser Möglichkeiten.. genutzt wurden.“

„Vorbild..  könnte ein auf deutsche Verhältnisse angepasstes ‚kanadisches Modell‘ sein. Es muss in erster Linie auf Einwanderungswillige aus dem Ausland Anwendung finden. Für eine Einwanderung in diesem Sinne müssen vor der Einreise die Integrationsfähigkeit, die Qualifikation, Sprachkenntnisse und ein Arbeitsplatzangebot ausschlaggebend sein.“

Nichts gegen die längst überfällige Mobilisierung des einheimischen Potentials, auch nichts gegen Maßnahmen, die das Vertreiben qualifizierter Arbeitskräfte durch miese Konditionen hier am Markt verhindern – aber wenig glaubwürdig wirken  diese einsamen Statements hier auf mich.

Fehlen doch konkrete Pläne, um die die AfD sonst doch eher selten verlegen ist, wie die bisherige Programm-Analyse zeigt. Wie ernst ist das also gemeint?

kanadischeseinwanderungsmodellHier übrigens ein kurzes Video zum Vorzeigemodell Kanada von gerade mal guten 3 min. Länge

Vielmehr erscheint mir persönlich die vorliegende Haltung ebenso theoretisch wie krampfhaft auf deutsche Ressourcen bedacht – auch durch den Widerspruch in sich, Kanada & sein Punktesystem als Vorbild vorzugeben. Denn das Ergebnis – die heutige kanadische Bevölkerung  – ist mittlerweile ein Musterbeispiel für das gelebte Bekenntnis zum Multikulturalismus mit einer sehr wohl ernst gemeinten Willkommenskultur. Das aber ist wohl weniger „das Ding“ der AfD bzw. hiervon ist die AfD sogar erklärter Gegner – wie wir alle wissen.

Wie „angepasst“ soll denn dann die deutsche Variante des kanadischen Modells ausfallen? Was bliebe vom Wesen des kanadischen Modells noch übrig?

Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass in diesem Bereich die Herren & Damen dieser Partei überhaupt wissen, was alles zu einer gelungenen Integration dazu gehört. Rein technokratisch jedenfalls, nur weil das Punktesystem der Kanadier so schön leistungsorientiert aufgebaut ist, wird wohl kein Schuh daraus.

Es rundet sich das Bild. Noch bevor ich  die 4. Kategorie, die Integrationsvorstellungen der AfD, erreicht habe, schließe ich an dieser Stelle und meine,  einige deutliche Hinweise gefunden zu haben, die meine Behauptung im Titel dieses Artikels  – Einwanderung wider Willen! – mehr als berechtigen.


Im Oktober geht’s dann genau hier weiter..

zwischen Integration & Notwendigkeiten (?nationaler?) Identität sowie zwischen einem Lieblingswort der AfD„Die deutsche Leitkultur“ und anderen Kulturen – auch die  des Islam in unserem Land.

Bis hoffentlich bald,

Ihre Su

 

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