Es geht auch anders..

Eigentlich wollte ich diesen und den nächsten Beitrag für’s INTRO schon vorbereitet wissen, aber Pfingsten hatte es in sich.

Es gibt Tage, die gibt’s nicht.

Karneval der Kulturen in Berlin. Damit ging es am Sonntag los. Der Abend schloss mit einer finsteren Hiobsbotschaft aus meinem Freundeskreis. Pfingstmontag stand unter keinem guten Stern und heute (Dienstag) bin ich hingefahren, habe meinen Freunden ein wenig geholfen und nun mein eigenes Bild. Beides war wichtig!

Sich hiernach nochmal meinen letzten Beitrag durchzulesen, bevor ich die Folge schreibe, (was ich meist tue), war merkwürdig, weil irgendwie selbst betroffen.. vom Schicksal..

Aber jetzt, da ich gerade mal eine Stunde zurück in Berlin bin, weiß ich, dass es richtig war hinzufahren, selbst wenn ich an diesem Schicksal an sich nicht wirklich etwas verändern kann. Das kann nur jeder selbst! Themawechsel ?!

Kennen Sie dieses Rattenexperiment?

Wissenschaftler haben mehrere Ratten schwimmen geschickt – allerdings ziemlich aussichtslos: Ohne Ufer, das die Ratten hätten erklimmen können. Das Wasser wurde getrübt, sodass die Ratten nicht erkennen konnten, dass sich direkt unter ihnen eine Insel, eine rettende Plattform befand.

Einigen Ratten hat man die Erfahrung gegönnt, die Insel zu finden und sich mit festem Boden unter den Füßen auszuruhen –

rat-435950_1280anderen nicht und sie wurden erschöpft herausgefischt.

Wenige Tage später folgte noch einmal das Gleiche.. – diesmal aber ohne Insel für alle..

Was glauben Sie, wer durchgehalten hat? Ja genau..

Prinzip Hoffnung

Allein schon der größere Energieeinsatz und die investierte Zeit (doppelt so lang‘ schwommen & suchten die Ratten mit „Inselerfahrung“) haben die Chance erhöht, Rettung zu finden. Mag das Experiment auch nicht 1:1 übertragbar sein, empfinde ich es durchaus aber als beeindruckend für diese unbestritten intelligenten Tiere.

Mit der Erfahrung, sich retten zu können, spekuliert das Hirn offensichtlich nahezu automatisch (auch) mit Zuversicht!

Es wächst der Mut, das Vertrauen in die eigene Kompetenz und mit ihnen das subjektive Gefühl, auch ganz praktisch auf größere Kraftreserven in sich selbst zurückgreifen zu können. Die Zukunft wird zur tragfähigen Plattform der Vorstellung. Aber wir sind mehr als Ratten..

Das menschliche Vorstellungsvermögen,

die menschliche Fantasie birgt oftmals noch zig weitere Alternativen neben „Plan A“  bis „Plan X,Y oder Z“.   So weit, so gut.

Warum aber begrenzen relativ viele Menschen von vornherein & selbst ihre Möglichkeiten? Warum befrieden sie sich mit manchem deprimierenden Status Quo, sind nahezu blockiert, zuversichtlich weiterzudenken? Und weshalb gibt es sogar jene, die lieber den Anderen, offensichtlich Mutigeren, deren Erfolge neiden, sodass man – speziell hier in Deutschland – streckenweise von einer ganzen Neidgesellschaft spricht?

Hierzu finden sich aktuell interessante Ergebnisse einer deutsch-texanischen Sozialforscherin namens Brené Brown, die ihre Resultate wunderbar lebensnah, mit Humor, Selbstironie & aufrichtiger Authentizität als eine Art..

Schlüsselmotiv für Lebendigkeit..

identifiziert.

BreneBrownVideoInvestieren Sie nur 6 min Ihrer Zeit und schauen Sie sich dies Video einmal an. Wenn es Sie neugierig macht: Es gibt noch zwei weitere auf jener Seite, die den ausgesprochen lebhaften Vortrag in Teil 2 und 3 anregend fortführen.

hands-583124Als qualitative Sozialforscherin (übrigens ebenfalls eher skeptisch der Psychotherapie gegenüber – gerade in Bezug auf sich selbst) richtet sich das Augenmerk von Brené Brown auf den Menschen als Wesen, das ohne seine unterschiedlichsten Beziehungen zu Anderen nie in gleicher Form denkbar wäre.

Über 6 Jahre hinweg..

hat sie hierfür tausende von Interviews mit Männern & Frauen geführt und sie nach deren konkreter Perspektive, nach ihrer Umschreibung von Liebe & Zugehörigkeit befragt. Die Forscherin war selbst erstaunt, wie oft ihr spontan eher Geschichten des Scheiterns erzählt wurden – Geschichten zerbrochener Beziehungen & Episoden schmerzlich ernüchternder Erfahrungen von Ablehnung bis Betrug – von Männern & Frauen.

Rückblickend konnte auch sie festhalten, dass sich die Menschen quer durch die gesamte Bevölkerung bezüglich ihrer Lebenshaltung in nur 2 Gruppen aufteilen lassen:

  • Jene, die an ihren Wert als hand-702438Mensch an sich, wie naturgegeben, glauben und sich daher fast schon grundsätzlich als dazugehörig empfinden (= hoher Selbstwert) und
  • jene, die sich ihres Wertes eher unsicher sind, sich ihre Wertigkeit wie ihre Zugehörigkeit meinen, wieder & wieder neu erkämpfen zu müssen (= geringer Selbstwert).

Neugierig vor allem, wie Menschen mit höherem Selbstwert die Welt für sich beurteilen, fragte sie weiter.  Was Brené Brown bei diesen Menschen zusammenfassend als „wholehearted“ (wörtlich= mit ganzem Herzen) bezeichnet, möchte ich im Effekt mit der Überzeugung: ..

Gelebte Zuversicht & echte Lebenslust

gleichsetzen und dazu gehört, in Brené Browns Sinn:

  • Mut, im Sinne von Courage, „sich ein Herz fassen“ & tun, was man glaubt, aus eigener Kraft bewegen zu können,
  • Mitgefühl, zunächst mit sich selbst und aus diesem Verständnis heraus auch für Andere – als natürliche Folge
  • sowie Authentizität: Sein, wie man ist, echt, mit Ecken & Kanten, Stärken & Schwächen und so die Basis aufrichtiger, lebendiger Beziehungen leben zu können.

Brené Brown fasst das unter dem Mut zur Verletzlichkeit zusammen, dem Mut, das Leben zu wagen & sich darauf einzulassen, an die eigene Kraft, die Einzigartigkeit des eigenen Wesens als unerschöpflichen Gegenwert zu glauben, zu Erfolgen ebenso wie zum eigenen Scheitern zu stehen – beides als neue & lehrreiche „Startbasis“ für sich zu begreifen.

Die optimistische Lebenseinstellung,

von der ich bereits sprach, ist im Ansatz nichts Anderes, wird auf diese Weise immer plastischer. Sie beinhaltet dieselbe Akzeptanz, dass Offenheit, Initiative & verständiges Mitgefühl ebenso notwendig sind, um auch das Leben selbst zu spüren, sich seinen eigenen Part daran zu nehmen, wie dadurch natürlich auch verletztlich zu sein und auch immer mal wieder scheitern zu können.

Was wir unseren Kindern, Enkeln & Freunden an Trost & Zuversicht immer wieder vermitteln wollten.. Daran sollten wir offenbar selbst glauben!

Leben bleibt Risiko, in jeder einzigen Sekunde.

Und das ist gut so! Sich dagegen zu wehren, sich hoffnungslos allein der nüchternen Faktenlage ergeben, „nicht eine Welle für sich & Andere zu schlagen“, stattdessen nur das, was ist, ängstlich zu sichern..

sea-632111Das verändert nichts!

So spüren wir nicht einmal, dass wir leben, welche Bandbreite an Gefühlen uns ständig bewegt, wie viel Gefühl noch auf uns wartet. Wir vergeben uns jede Chance, überhaupt glücklich sein zu können –   so wie wir sind ! Bis irgendwann womöglich das Leben selbst kaum noch Notiz davon nimmt, dass wir überhaupt da sind.

Zuversicht & immer neue Entschiedenheit

mit dem Glauben daran, allein durch die eigene Einzigartigkeit etwas Besonderes zu sein, hiermit etwas auf ganz unverwechselbare Weise antreiben zu können, daran zu wachsen, auch wenn es nicht immer bergauf geht.. Das ist gerade in kritischen Momenten der einzige Weg, „das Blatt“ für uns & die, die zu uns gehören, zu wenden.

Keiner hat gesagt, dass es einfach wäre, aber.. Man kann es sich aneignen, den Blick weiten, das „Lager wechseln“, zu sich stehen und das Wagnis annehmen. Es geht & es tut gut!  🙂

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