AfD-Programm Knackpunkt 9.1: Islam in Deutschland?

Wem es um Rechte geht, dem geht es auch um Macht – zugegeben, nicht überall um die eigene – aber die AfD ist eine Partei 💡 !

Man kann sich in der Islam-Debatte so oder so stellen. Geht es einem tatsächlich um Integration innerhalb dieses Landes, kann es nicht um die Integration des Glaubens, einer ganzen Religion oder einer anderen Kultur gehen. Das ist wohl weder auf der einen noch von der anderen Seite gewollt, wie uns nicht zuletzt das internationale Medienecho seit Jahren belegt.

Konkret geht es vielmehr um Einzelschicksale, deren individuelle  Beurteilung und individuelle Aufnahme (oder auch Rückführung) einen gleichermaßen praktikablen wie menschlichen Rahmen für viele Menschen braucht – für bereits hier lebende und alle „Neuzugänge“.

// Bitte entschuldigen Sie, wenn der Beitrag erst heute sichtbar ist. Die Software des Blogs hatte die öffentliche Freischaltung nicht so recht annehmen wollen, wie ich leider jetzt erst ergründen konnte. Das ist mir auch noch nicht passiert! Nü aber..//

(Auch) Muslime zu integrieren heißt..

Menschen aufnehmen! (Was die AfD so gut wie nirgends thematisiert.)

Bestenfalls stimme ich der AfD zu, dass generell das Ausmaß der Bürokratie und die mangelnde Transparenz vieler Maßnahmen (und Berichte) – besonders um das Thema Integration – uns alle abermals blockiert & fehlleitet.

Während mir aber eher die oftmals unnötig „aufgeblasene“ Bürokratie-Barriere zwischen Integrationswilligen & -bedürftigen auf der einen Seite und grundsätzlich  aufnahmebereiten Deutschen in glücklicherweise immer noch großer Zahl auf der anderen Seite in erster Linie als trennend für alle Beteiligten sowie ganz praktisch verschleppend für manch unkompliziert hilfreiches Spontan-Engagement  von Mensch zu Mensch ins Auge sticht,

paper-1328856_640.. scheint die AfD die bislang herrschende Bürokratie hauptsächlich bezüglich der Abschiebung, hinsichtlich des bisherigen Bleiberechts, der inneren Sicherheit und der rechtlichen Eingliederung in diesem Land zu stören, wenn sie in ihrem Programm grundsätzlich schreibt:

unter 9.1 ff.: irreguläre.. Asylzuwanderung.. Rückführung.. falsche Nachsicht (S. 60/61)
unter 9.5: .. Transparenz.. Einwanderung in die Sozialsysteme.. Kosten (S. 63/64)
Rückführungen.. werden auf mannigfache  Weise sabotiert.

Daran beteiligt sind die Ausreisepflichtigen, inländische Helfer und teilsweise auch die Herkunftsländer. Kampagnen der Einwanderungslobby und Medien zielen auf immer neue Bleiberechte. Landesregierungen.. verschleppen..“

„Sie (die AfD) fordert, das Abschieberecht zu ertüchtigen, zu vereinfachen und es konsequent anzuwenden..“

Altfall- und Bleiberechtsregelungen wollen wir streichen, denn als ‚Belohnung‘ für langjährige Verweigerungshaltung konterkarieren sie diese Absicht.“

 Angebliche Sicherungsmechanismen entpuppen sich als wirkungslos, als von der Rechtsprechung außer Kraft gesetzt, durch EU-Recht relativiert oder als äußerst betrugsanfällig.“

Niedrigqualifizierte wandern überwiegend über missbräuchliche Asylanträge zu und sind auf die steuerfinanzierten sozialen Sicherungssysteme angewiesen.

Qualifizierte Einwanderer bevorzugen Staaten mit geringer Steuerlast.“

„Im Gefolge der Massenzuwanderung ist eine kartellähnliche Migrationsindustrie entstanden,  die vielerorts die Preise diktiert.“

unter 9.4: Integration – mehr als nur Deutsch lernen (S. 63)  unter 9.6: Einwandererkriminalität.. (S. 64/65)
 „Gute Integrationsaussichten müssen für eine Einreise mit der Absicht eines dauerhaften Aufenthalts künftig Bedingung sein.

Der Daueraufenthalt setzt gelungene Intergration voraus.

Wer sich der Intergration verweigert, muss sanktioniert werden und letztlich auch sein Aufenthaltsrecht verlieren können.“

„Die Absenkung der schulischen und beruflichen Anforderungen aus Gründen einer vermeintlich besseren Integration darf es nicht geben.“

„Millionen Menschen aus anderen Kulturkreisen ohne die für eine Integration erforderlichen Qualifikationen werden mit falschen Versprechungen nach Deutschland gelockt.“

„Gleiches gilt hinsichtlich fehlender Grenzkontrollen zu einigen östlichen EU-Mitgliedstaaten.

„Das verlangt einen Systemwechsel.. hin zur Neukonzeption von Ausländerbehörden, Polizei und Strafverfolgung als effiziente Gefahrenabwehrbehörden.. Das schließt eine Abkehr von EU-Richtlinien im Einwanderungs- und Asylbereich mit ein..“

unter 9.7 Einbürgerung.. (S.65)
 „Die Verleihung der deutschen Staatsangehörigkeit ist Abschluss einer erfolgreichen Integration.. Kinder bekommen unter bestimmten Bedingungen automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit, auch wenn kein Elternteil Deutscher ist.“

Die AfD lehnt den „Doppelpass“.. grundsätzlich ab.. Die deutsche Staatsangehörigkeit darf nur an mündige  Einwanderer verliehen werden. ..Kinder sollen die deutsche Staatsangehörigkeit nur dann erhalten, wenn mindestens ein Elternteil bereits Deutscher ist.“

„Das Territorialprinzip wollen wir.. wieder aus dem Gesetz streichen.“

Sie können sich ja im AfD-Programm die Seiten 60-65 mit der kompletten Herleitung selbst nochmal anschauen.

Das wären sozusagen Ausschnitte der rechtlichen Grenzen von Integration, wie sie die AfD flankierend & rahmengebend zu ihrem Paradigmenwechsel  und der geplanten Sicherheitspolitik am liebsten völlig neu  errichten würde (und die natürlich auch muslimische Flüchtlinge, Zuwanderer samt der hier lebenden Muslime trifft).

barb-wire-835348Paradigmenwechsel in der Einwanderungspoltik – das war ein Kernpunkt im vorletzten Artikel..

 

Allein aber steht die AfD keineswegs..

mit ihren  Vorstellungen der rechtlichen Rahmenbedingungen.

So einige Tendenzen tauchen hier & da mittlerweile auch in Programmen anderer deutscher Parteien auf, entsprechen zum Teil einer in ganz Europa um sich greifenden skeptischen bis panischen Stimmungslage, die sich wie eine Schockwelle besonders deutlich seit den sich gerade jährenden Anschlägen des IS auf Paris mit über 130 Toten am 13. November 2015 („Je suis Charlie“) über ganz Europa ausbreitet und aktuell vielerorts bis in Regierungsebenen drängt.

Und selbst auf der anderen Seite des großen Teiches in den USA wäre der Populist Trump wohl kaum so hoch, sogar über die eigenen Reihen der Republikaner jetzt bis ins Präsidentenamt „geschossen“, würde die latente Angst vor der Unberechenbarkeit des politisch aggressiv agierenden Islam in Form von Al- Quaida, IS & Suns seit den uns unbegreiflichen Selbstmordattentaten  des 11. September 2001 bishin zur heutigen Beteiligung der USA am Syrienkrieg  nicht auch im amerikanischen Bewusstsein aufrecht erhalten.

So weit entfernt vom aktuellen westlichen Politkonsens steht die AfD also gar nicht. Was lässt sich an dieser Stelle zur allgemeinen Stimmungslage der westlichen Welt verbindend sagen? „Auf welchen Zug..“, möchte ich zunächst wertfrei fragen, sind die Köpfe der AfD womöglich frühzeitig „aufgesprungen“, der sie jetzt trägt und ihre Statements transportiert?

Die äußere Gefahr wird (gefühlt) zur inneren,

.. offenbar ganz automatisch, wo es um Einwanderungstendenzen & geöffnete Grenzen geht. Allein mit der Vorstellung von möglicher Bedrohung formiert sich auch die Frage der inneren Sicherheit, die sich, durchaus berechtigt, Viele stellen. Das ist das Offensichtliche!

Dahinter aber steht das nahezu flächendeckende ungute „Fahrgefühl“ des allseits unaufhaltsamen „Zuges der Globalisierung“, auf den wir alle kritiklos aufgesprungen sind – mehr oder weniger erfolgreich zudem.

Globalisierung wohin wir schauen..

globalisierung– egal, was wir lesen oder konsumieren. Globalisierung bedeutet weltweite Vernetzung – letztlich über alle Grenzen hinweg, mittlerweile auf so vielen Ebenen des Lebens, dass dem Einzelnen schon schwindlig werden kann. Und dabei ist plötzlich alles, wirklich alles im Fluss..

Verschränkung der Märkte, Diversifikation des Konsums bis zum Exzess in einer Welt von willigen Individualisten. Dabei in kritik & in frage stehende Institutionen innerhalb einer fortgeschritten friedlichen Welt, einer fluiden Gesellschaft mit immer weniger realen Grenzen in sich, fast ohne reellen Halt & verlässliche Orientierungsmuster für den Einzelnen.

Flexibilität ist das „Zauberwort“, das sich nicht nur als Segen in das Leben des Einzelnen mischt – auch als Anspruch & Preis für die zahllosen Möglichkeiten unserer v. a.  wirtschaftlich offenen Welt mit ersten Speerspitzen, die wir zu spüren bekommen.. wie internationale Konkurrenz und intransparent wachsende, übernationale Machtmonopole, die schon längst bei uns mitbestimmen, was Politiker noch glauben entscheiden zu können.

woman-1446557_640Internationale Vernetzungen aber auch der Medien mit sicherlich faszinierend intelligenten Lösungen, aber auch beängstigenden Möglichkeiten der Einflussnahme & des Zugriffs mittels des alles umfassenden Internets (wovon der momentane Massenangriff auf T-Com-Router nur eine von unendlich vielen Möglichkeiten ist).

Der Drang, der Druck zu ständiger Präsenz, Aktualität & mehr – mittels der Medien fest verankert in fast jedem von uns, samt der jetzt immer präsenten Vergleichsmöglichkeiten – sofort & potentiell mit allem & jedem. Das alles sind heute ganz gewöhnliche, offenkundige Entwicklungen unseres Alltags, die drohen, bald alles in Frage zu stellen.

Indes „die breiten Straßen der Looser“, wie sie sich unter den blendend feinen Netzlinien der bestens abgeschirmten Winner unerreichbar über ihnen –  immer deutlicher zeigen, ohnehin für den großen grauen Unmut in vielen Ländern „sorgen“,  Angst vor Jobverlust, Arbeitslosigkeit & Altersarmut sich über sie breit machen und jedem in diesem 21. Jahrhundert seine persönliche Austauschbarkeit und im Zweifel seine Machtlosigkeit der Dynamik diesem einen System gegenüber nahezu täglich vor Augen führen.

Hier mit zunehmender Informationsflut Ruhe & Haltung zu bewahren, ist schwer. Ich vermute, so als Gesamtszenario, wird es wenige geben, die das nicht unterschreiben könnten.

Wenn unser Gehirn damit klarkommen soll,

..braucht es das ganze Gegenteil von alledem.

Wahrnehmung_selektiveSie bezweifeln das?

„Hüpfen Sie mal wieder quer im Blog“ und steigen Sie nochmal kurz in Ihre & meine Wahrnehmungsmechanismen ein..

lake-330138oder überprüfen Sie meinen Eindruck der sogen. fluiden Gesellschaft, wie sie als Konsequenz der gewollten Invidualisierung sich seit geraumer Zeit um uns ausbreitet.

Aber auch so.. werden mir inhaltlich Viele folgen können, wenn ich weiter behaupte:

Wir brauchen Rückzugsorte, sogen. Refugien,

.. in denen wir das alles überdenken und bewusst im eigenen, wirklich individuellen Tempo „das Unsrige davon“ begreifbar erleben & für uns verarbeiten (können). Und diese Rückzugsorte sollen möglichst stabil  bleiben – brauchen hierfür ein gewissen Schutz, gerade damit wir uns ganz auf das sich sonst ständig Verändernde konzentrieren & unsere Position dazu in aller Ruhe finden können.

// By the way..

In übertragenem Sinne und nicht nur auf ein räumlich greifbares Areal begrenzt, nennt die Psychologie diesen stabilen Rückzugs- und identitätsstiftenden Regenerations- & Routinebereich jedes Einzelnen übrigens auch die individuelle Komfortzone.

Je mehr man über diesen persönlich unerlässlichen Bereich (neben der ebenso wichtigen Wachstumszone mit den nächsten Herausforderungen) für jedermann nachliest, erinnert mich das – wahrscheinlich nicht zufällig – auch an den Kern der Argumentation und somit an die konkret immer wieder geäußerten Ängste der (Erz-)Konservativen bis in  Bürgerbewegungen wie PEGIDA hinein.

Bei aller Aufgeschlossenheit meinerseits, sollten wir die begründete Emotionalität & Wehrhaftigkeit dieser Angst vor kultureller Verfremdung gewohnter Areale auch deshalb nicht unterschätzen und versuchen, sachlich mit den Auswirkungen von Globalisierungs- & Zuwanderungsentwicklungen umzugehen. //

Das ist aus meiner Perspektive, der Persönlichkeitsperspektive des Blogs, der verbindende Hintergrund aus Jedermanns-Sicht. Wenn sicher auch nicht Jeder an jeder Stelle hier mit mir in diesem Abschnitt überein geht, so weiß doch wenigstens nahezu Jeder, was ich meine – Jeder, der diese Sprache versteht.

Und  schon sind wir beim ersten Filter..

Sprache – als „Fels in der Brandung“

.. für Sie & mich unverzichtbar – die Sprache, die gemeinsame, verbindene Ebene der allerorts notwendigen Verständigung und sicher hier auch das Deutsche, meine Muttersprache, deren Möglichkeiten des Ausdrucks ich wirklich sehr schätze.

Aber Sprache ist nicht nur das, was wir sprechen!man-1483479_640

Im übertragenen Sinne „sprechen wir“ mit Symbolen & Ritualen bis in die Körperhaltung, den Blick, die Mimik hinein.

Ohne die verlässliche Beständigkeit von Sprache und die mit ihr verbundene Kultur, würden wir uns gnadenlos missverstehen – zunächst zwangsläufig, ganz wie in der Bibelgeschichte des Turmbaus zu Babel. Aber so weit müssen wir gar nicht gehen – wir erfahren trennende Auswirkungen des Phänomens auch schon zwischen den Generationen (was den Vorhaben der Jüngeren meist sogar entgegen kommt  😉 ).

So stehen Verbindung & Trennung immer auch in erweitertem Sinn rund um die Sprache, die komplette Kulturräume & Gruppierungen nach innen eint, nach außen aber deutlich voneinander unterscheidbar macht.

Hatte ich erwähnt, dass ich mich dem Thema Islam möglichst wertfrei nähern will? Ich hoffe, dieser „Schlenker“ macht auch Ihnen

den Kopf ein wenig frei für das Thema: Islam!

Hierfür sollten wir unserer „Denkzentrale“ noch ein paar hilfreiche & v. a. relativ neutrale Zahlen zur Verfügung stellen, wenn wir subjektives Bedrohungsgefühl und reale Lage auseinander halten wollen.

Lässt sich der Anteil an Muslimen der Zuwanderung in der Vergangenheit Deutschlands, die Entwicklung bis ins 21. Jht. und die brisante aktuelle Situation  rund um  die Thematik: Integration aufschlüsseln?

Immerhin können zumindest „die älteren Westkinder“ unter uns sich noch gut daran erinnern, dass wir generell sogar mal unterschiedliche Ausländernationalitäten explizit zu uns geholt haben – vorzugsweise für die niederen Arbeiten, deren Lohnniveaux deutschen Arbeiteransprüchen nicht genügte, aber getan werden musste – in Wiederaufbauzeiten.

Wie war das eigentlich – in Deutschland?

Im Rahmen dieser Datenrecherche hat es mich sogar noch etwas weiter zurück getragen – bis zu ersten relevanten Zahlen aus den Anfängen deutscher Volkszählung zu Beginn des 20. Jhts – und hat dabei allein schon den Begriff  ‚Ausländer‘ nochmal in ganz anderem Licht erscheinen lassen, als wir ihn heute aus mitteleuropäischer Sicht sehen.

1910 – weit vor jeder Integrationsdebatte – hat man erstmals die sogen. Ausländeranteile der Gesamtheit der Einwohner Deutschlands mit aufgenommen. Von 64,6 Millionen Einwohnern ges. waren 1,26 Millionen sogen. Ausländer, nach damaliger Definition also knappe 2% und..1910.. eher „weniger Fremde“, kulturell Näherliegende, wenn Sie die Aufschlüsselung hiesiger Diagramme – oben 1910 und unten 1925 mit einem Rückgang auf 1,5% Ausländeranteil ges. – betrachten.1925Was dann kam, wissen wir: Die verheerende Wirtschaftskrise, Geldentwertung & höchste Arbeitslosenquoten  samt Hitlers gezielten „Antworten“ hierauf..

Direkt nach dem Krieg (1945-1950),

.. hauptsächlich von echten Flüchtlings- & Vertriebenenbewegungen aufgrund der vernichtenden Kriegauswirkungen durchzogen, sah das dann im Rahmen von Zuwanderung für den hiesigen Raum i. w. S. erstmal mit rund 12 Millionen Menschen Zuwachs für das „ausgeblutete“ Deutschland  in etwa so aus..1945ff

Hiernach spaltet sich die deutsche Geschichte

.. in West & Ost, in die Bundesrepublik Deutschland inklusive West-Berlin ( BRD) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) mit einer jeweils völlig anderen Fortentwicklung – auch in Sachen Integration bzw. besser: zeitlich begrenzt geplanter Migration von Arbeitskräften.

A) Speziell für die BRD..

in Zeiten des Wiederaufbaus & späteren Wirtschaftswunders war allerdings künftig der traditionelle Zugriff auf Arbeiter aus dem Osten Europas mit Errichtung & Aufrechterhaltung des sogen. Eisernen Vorhangs für die nächsten Jahrzehnte abgeschnürt. Bau, Industrie & Landwirtschaft brauchten aber dringend einfache Arbeiter, die v. a. jene seitens der Hiesigen wenig begehrten, weil niederen & schlecht bezahlten  Arbeiten & Jobs übernahmen.

Mit zunächst national bilateralen Anwerbeverträgen sorgte u. a. der heute von der AfD so geschätzte Ludwig Erhard alsbald für Nachschub. Nach dem allseits zunächst begrüßten, rein am Arbeitskräftebedarf orientierten Rotationsmodell, dachten sogar die nun kommenden „Gastarbeiter“ selbst nur solange in Deutschland zu bleiben, bis sie in kürzester Zeit einen Grundstock für ihre Existenz in der Heimat aufgebaut hätten. Hiernach wollten die vorzugsweise angereisten Männer zu ihren Familien zurückkehren.

Um Integration ging es also zunächst niemandem (!) weder den Unternehmen, noch den sogen. Gastarbeitern oder gar der Politik – ab Mitte der 50er bis Ende der 60er Jahre .

So kamen ab 1955 zuerst die zunächst als „Spaghettifresser & Messerstecher“ verschrieenen, skeptisch beäugten Italiener, deren Pizza & Pasta heute kaum ein Deutscher hier mehr missen mag. 1960 kamen erste Spanier & Griechen, 1961 die ersten Türken, 1963 erweiterte man auf Marokko & Süd-Korea, ab 1964 folgten Portugiesen, 1965 Tunesier und 1968 erreichten uns sogar erste Jugoslawen.. bis Anfang der 70er Jahre die Ölkrise unserer Wirtschaft den ersten kräftigen Dämpfer verpasste, was 1973 zum Anwerbestopp und damit zum Ende der eigentlichen Gastarbeiterära führte.

Das war wirtschaftlich gewollt! Nur hatten Arbeitgeber & die Politik nicht berücksichtigt, dass es Menschen waren, die da kamen, vielleicht länger für ihre Heimat bei hiesigen Löhnen für ihre Pläne arbeiten mussten, vielleicht Gefallen an hiesigen Gegebenheiten fanden – ergo länger blieben und dann doch, verständlicherweise, ihre Frauen & Kinder nachholten.auslaender1973inwestSo gingen von insgesamt rund 14 Millionen zugereisten Ausländern bis 1973 dann 11 Millionen tatsächlich in ihre Heimat zurück, während ca. 3 Millionen der bunten Mischung letztlich hier blieben (und u. a. – das gefällt mir besonders daran – bis heute allein das Angebot unserer „Speisekartenlandschaft“ so wunderbar bereichert haben, wie wir es heute für selbstverständlich ansehen 😉 – oder nicht?).

B) Ähnlich gedacht, völlig anders gemacht in der DDR

Die DDR, die aus der sowjetischen Besatzungszone hervorgangen war, hatte ein völlig anderes Schicksal. Wurde zunächst doch alles, was nach dem Krieg auch nur irgendwie noch zu gebrauchen war,  demontiert, „vom Russen“ abtransportiert und verließen von den wenigen, knapp 19 Millionen Einwohnern noch 1949 – solange es bis Mauerbau 1961 noch vergleichsweise problemlos ging –  weitere 2,7 Millionen Deutsche das ausgezehrte, per Planwirtschaft fremdgesteuerte und nieder gehaltene Land desillusioniert gen Westen – hauptsächlich die Jüngeren, wie man sich denken mag.

Damit litt die DDR durchgängig unter Arbeitskräftemangel und zusammen mit dem sogen. Pillenknick überalterte die Bevölkerung zusätzlich.

Insoweit war es naheliegend & v. a. zweckgeboten (keinesfalls besonders fortschrittlich, wie es schien), dass in der DDR, entgegen des traditionellen Rollenbildes unter Einbeziehung potentieller Mutterschaft jedes weiblichen Wesens, auch die deutschen Frauen wie selbstverständlich zur Arbeit herangezogen und parallel begleitend Krippen- & Kitaplätze relativ flächendeckend eingerichtet wurden, um die kontinuierliche Kompensation des Arbeitskräftemangels auch praktisch dauerhaft machbar zu halten und den wichtigen Nachwuchs damit nicht zu gefährden.

treffmodelle_inselstrasse_band27_1959_1Das half der kollektivierten Landwirtschaft, der angestammten Textil- & chemischen Industrie aber nicht wirklich – weshalb ab den 60er Jahren, im Rahmen der „gegenseitigen Wirtschafts- & sozialistischen Bruderhilfe“,  Abkommen mit eben jenen Bruderstaaten des Ostblocks zwecks einer wesentlich strafferen Rotation von dort sogen. Vertragsarbeitern über meist 3,  aber nie mehr als 5 Jahre Aufenthalt in der DDR eingeführt wurde.

Zunächst wurden die benachbarten Polen gezielt geordert, dann Ungarn, in den 70ern kamen Arbeiter aus Mosambik, einige aus Angola, Kuba, Nicaragua & dem Jemen, bis in den 80ern dann hauptsächlich Vietnamesen, die pauschal sogen. „Fidschis“, vor den Toren einiger bedürftiger Industriestädte in separaten Wohnheimen einquartiert  und für ihren ohnehin  streng befristeten Arbeitsaufenthalt (natürlich ohne Familiennachzug) seitens der Behörden auch noch zusätzlich am Kontakt zu den Einheimischen gehindert wurden.

Kasernierte Isolation anstelle von Integration war also die Maxime! Kontakt, Vermischung & „unnötige“ Komplikationen wurden schon im Ansatz unterbunden – die „Gerüchteküche“ unter den Bedingungen der Mangelwirtschaft im strengen Jahresplanrhythmus für alle Menschen vor Ort trug ihr Übriges bei.

Im Stadtbild tauchte „das Fremde“ sozusagen überhaupt nicht auf – zumal, trotz zahlenmäßigen Anstiegs der Vertragsarbeiter bis 1989, nie mehr als 1%  der Bevölkerung in der DDR ausländischer Herkunft war (nimmt man mal den Status der russischen Besatzer und deren sehr wohl nachgeholten Familien dabei aus).

Nach Mauerfall & Wiedervereinigung

Was Deutschland Ende 1989 die kaum mehr für möglich gehaltene Wiedervereinigung brachte, war letztlich nur der Anfang des spektakulären Untergangs eines riesigen Reiches, das nun mit Beginn des letzten Jahrzehnts vor der Jahrtausendwende in viele Einzelstaaten zerbrechen sollte. Über Ewigkeiten von der Oberhand der russischen Sowjets unterdrückte & ausgebeutete Völker kämpften jetzt in den 90ern um ihre Unabhängigkeit, ihre Freiheit & das Erbe ihrer Identität.

evstafiev-sarajevo-building-burnsSo auch im künstlichen Staatsgebilde Jugoslawien, wo ein heftiger Bürgerkrieg entflammte – mitten in Europa, unweit von den neuen Grenzen des nun ungeteilten, friedlich geeinten Deutschlands bis zur Oderlinie.

Kriegsflüchtlinge „klopften  an unsere neuen (alten) Pforten“. Im damaligen Zeitgeist des Westens öffneten wir einer bis dato ungekannten  Flut von Asylanträgen Anfang der 90er – neben den bestehenden Wanderungsbewegungen jener Zeit.

asylantraege1995-2016
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Bis vor wenigen Jahren noch undenkbare Szenarien im eigenen wie in den umliegenden Ländern ereigneten sich. Es „brodelte“ bis nach Rumänien und zu den Bulgaren. Die Menschen hier waren ein bisschen wie jetzt: aufgeschreckt, ängstlich  & wachgehalten. Die Einwanderungsdebatte nahm Fahrt auf..

Erklärtes Einwanderungsland aber wollte man – so mittendrin – nun auch wieder nicht gleich sein, hatte Deutschland schließlich nun auch viel mit sich selbst zu tun.

Welche Menschen kommen seither?

Besser gefragt: Wo kamen & kommen sie her, die Fremden, die bei uns bleiben wollen? Welche Kulturverbundenheit bringen sie mit? Wie groß ist speziell der seitens der AfD mehr als kritisch beäugte Anteil an Muslimen unter ihnen – bis heute?

Aus der zweigeteilten Vergangenheit Deutschlands lässt sich also grob sagen, dass der Anteil an Ausländern, die bei uns geblieben sind, hauptsächlich in den Westen Deutschlands, die BRD, eingewandert ist und das zu großen Teilen als  ürsprüngliche  Arbeitsmigranten, teilweise auch per Asyl oder als anerkannter Flüchtling aus Krisenregionen mit einer Hochzeit in den 90ern und natürlich durch Familiennachzug.

Gefunden habe ich die Angabe von insgesamt guten 27 Millionen Ausländern, die zwischen 1955 und 2002 kamen, aber auch ca. 20 Millionen, die Deutschland wieder verlassen haben. So kann man also von etwas mehr als 7 Millionen Gebliebenen Anfang des neuen Jahrtausend sprechen.

„Schnitt“: 2005/2006

Lt. Ausländerzentralregister lebten insgesamt 82, 4 Mill. Menschen Ende 2005 und 82, 3 Mill.  Ende 2006   in Deutschland. Davon waren 2005: 7.289.149 und 2006: 7.286.325 Ausländer – das entspricht einem damals konstanten Ausländeranteil von 8,8% ( ohne deutschen Pass).

In diesen 8,8% sind natürlich die jährlichen Zuzüge abzüglich der jährlichen Fortzüge von Ausländern  (= jeweiliges Wanderungssaldo) enthalten – nicht aber die Gruppe von Menschen, die nach 8 oder 15 Jahren des Lebens & Arbeitens in Deutschland mittlerweile eingebürgert, also zu Deutschen wurden oder auch jene mit doppelter Staatsbürgerschaft sowie die Nachkommen einst ausländischer Einwanderer, ebenso wenig die Gruppe der sogen. Russlanddeutschen u. ä. , die als Spätaussiedler ihrer deutschen Identität in unser Land gefolgt sind.

2005mmh-bImmerhin zieht sich die Entwicklung über Jahrzehnte und hat alle denkbaren „Mischformen“ von einstiger & aktueller Zugehörigkeit über Generationen hinweg hervorgebracht.

Hierfür wurde der Sammelbegriff: „Migrationshintergrund“ geprägt.

2005mmh-aFür 2005 z. B. findet sich so die Zahl von 15,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, also immerhin knappe 19% der gesamten Bevölkerung Deutschlands, in denen obige 8,8% hier lebende Ausländer bereits enthalten sind.

Auf der Suche nach der Herkunft..

all derer, die vorübergehend oder dauerhaft hier bleiben, findet sich folgende Liste für 2006:herkunft2006Knappe 10 Jahre später sah das dann im vorläufigen Spitzenjahr des „Ansturms“, aufgeschlüsselt nach Herkunft von etwas über 1 Mill. hier vorerst verbliebenen Menschen in 2015 so aus:

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Sie wundern sich, wo all die zu vermutenden Türken in der Statistik geblieben sind? Ja stimmt.

Jede an diesen zwei Statistiken ablesbare, mittlerweile hohe Fluktuation von Türken (2006 verließen uns beispielsweise mehr Türken als neue dazu kamen, 2015 hingegen blieben geringfügig mehr hier als wieder gingen) rangiert sozusagen auf einem  beständigen, türkischstämmigen „Sockel“ von ca. 1/3 aller hier längst ansässig gewordenen Migranten, der sich mit & nach der Gastarbeiterära über Generationen in Deutschland gebildet hat.

Religion, der zweite Filter, der eint oder trennt

Und ja, es sind auch die Türken, die aus einer islamischen Tradition am Rande Europas stammen und diese Kultur wohl zu allererst merklich für uns mit sich brachten & bringen. Eine große Gruppe mit vielen Muslimen, die – die Jüngeren unter ihnen wie die Älteren – versuchen, das Hiesige mit dem Eigenen irgendwie vereinbaren zu können.

„Die Brücke schlägt sich“, wenn Sie  jetzt auf die folgende Grafik der Einbürgerungen schauen.

Hier – mittlerweile als Deutsche – finden Sie die türkische Herkunft als Spitzenreiter wieder..33713341305151highresmaxh480maxw480090612_1524_fpoeinbuergerung-jpg%28media_693716%29

Da unsere Wanderungsstatistiken aber nicht nach Konfession , also Religionszugehörigkeit, geführt werden, findet sich zum aktuellen Stand ALLER hier lebenden Muslime nur folgendes vage Bild:

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Knapp 5 Millionen Muslime leben also bereits unter uns – geschätzt. Im Verhältnis zu einer Gesamtbevölkerung von rund 82, 2 Mill. sind das heute auch ungefähr 5%  aller hier lebenden Menschen.

Sollten 5% Muslime Anlass zur Sorge sein?

Bzw. sollte uns der Flüchtlingsansturm aus dem aktuellen Syrienkrieg und dem sich im Umbruch befindenden Orient für die Zukunft zur Vorsorge treiben? Und wie steht es mit der realen Integration derer, die geblieben sind? Was haben wir in unser aller Interesse da nachzuholen und was sollten wir künftig für eine gelungene Integration jedes einzelnen Menschen nicht nur von ihm fordern sondern selbst fördern?

Sie merken schon, das passt hier kaum noch in diesen Artikel mit hinein.

Mir war wichtig, nochmal genau auf das zu blicken, was der jetzigen Stimmung vorgelagert war.

Stellungnahme zu AfD-Statements wie:

„Der Islam gehört nicht Deutschland“, „hiesige Imame bedürfen der staatlichen Zulassung“ „Minarett & Muezzinruf sind als islamisches Herrschaftssymbol abzulehnen“ „Kein Kopftuch im öffentlichen Dienst“ u. ä.,

lassen sich ohne dem kaum rational  – zumal aus Laienperspektive – in ihrer vermeintlichen Sorge um unser aller Frieden hier beurteilen. Das genau aber gilt es, meines Erachtens, in der aktuellen Diskussion der erhitzten Gemüter zu tun:

Einen kühlen Kopf zu behalten und in alle Richtungen genau hinzusehen, statt in Aktionismus zu verfallen.

Lassen Sie also die zusammengetragenen grafischen Darstellungen & Erläuterungen aus über 100 Jahren Einwanderungstendenz in Deutschland nochmal auf sich wirken, bevor es demnächst  mit der heftigsten Position der AfD  hier weiter geht.

So long, Ihre Su

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